Prolog

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„Der Sturm breitet sichaus!" rief Shane mit heiser unterdrückter Stimme, welche große Sorgen mitführte.Seine Schulterlangen zerzausten dunkelbraunen Haare flogen durch sein ohnehinschon verhärtetes, schmutziges Gesicht und verweichlichten seinen besorgten unddrängenden Blick aus Mischungen von tiefen Bernsteinenden Tönen. Um Ihn herumtoste ein gewaltiger Sturm mit solch enormen Kräften, dass sogar die ältestenBäume, welche ein starkes Wurzelsystem aufwiesen zu Grunde gingen. Sterne fielenvom sonst so klaren Himmel, der jetzt nur noch aus schwarzen Gewitter Wolkenbestand und für all jene, welche sich schützend auf den Boden kauerten zur endgültigenTodeswaffe würden. Das Gewitter, der Schneesturm, ein gewaltiger Wirbelsturmund die zunehmend größeren Meteoriten zerstörten, was ihnen in den Weg stand. Mitwas man es hier zu tun hatte, konnte niemand genau beurteilen. Seine Armewurden immer zittriger und er selbst schien zu merken, wie seine Reserven nunendgültig den Geist aufzugeben schienen er versuchte sich mit letzter Kraft amBoden festzukrallen, da ihn sonst die Windböen mitreißen würden. Er, wo dochauf seinen Schultern die letzte Hoffnung der gesamten Bevölkerung lastete,konnte sich nicht erlauben zu versagen. Er ist ihre letzte Hoffnung um alleswieder gerade zu biegen. Doch wer konnte ahnen, dass alles so aus den Fugengeraten würde. Ziemlich mitgenommen vomKampf vorhin mit teils schweren Verletzungen am ganzen Körper kauerte sich Shaneschützend zusammen. Kleine Partikel des Silberstaubes machten ihm die Sicht zunehmend schwer, verunreinigten seine Wunden und nahmen ihm die stickige Luftzum Atmen. Sauerstoff, den brauchte er jetzt dringend. „ Du musst sie beruhigen!"kreischte jemand mit weiblicher Stimme links von ihm. Mit dem dröhnendemTrommelfell merkte Shane dennoch, dass es Maeva war. Der Sturm nahm ihre Stimmevoll und ganz auf. Zu schlecht war die Sicht, als dass man etwas sehen konnte.Wie geht es ihr wohl, ist sie dem Abgrund des dunklen und tiefen Felsspaltes nahe,den Victore errichtete um uns alle zu vernichten. Nichts ahnend, dass diesschon jemand anderes übernehmen würde. Wahrscheinlichfiele sie dort hinein sobald irgendein Ast sie nur an der falschen Stellestreifte. Die derzeitigen Gedanken schweiften nur so ihn Shanes kleines Gehirnherum: wie erging es gerade meiner Familie, meinem Vater, meinen Freunden undder ganzen Inselgruppe? Shane konnte quasi nur wie die anderen hoffen, dass sichalle noch rechtzeitig in Sicherheit begeben hatten. Wer konnte denn ahnen, dassjemand so unbeherrscht sei uns solch enorme Kräfte besaß um sie alle umbringenzu können. Er versuchte in die Richtung zu schreien, in der er Maeva vernommenhatte „ Ok..!" Der Schatten aus dem das Geschrei kam wurde klarer. Der Schleieraus Nebel schien ein wenig zu verziehen und Shane erkannte dunkle Umrisse von Maeva,Ihr zierlicher dünner Körper, zog sich am Boden nach vorne, duckte sich immerwieder als etwas angeflogen kam. Noch länger würde sie es wohl kaum aushaltenkönnen. Ihr Gesichtsausdruck sprach für sich selbst. In tiefen bitteren vor Wuthervorgebrachten Tränen konnte man ihre gläsernen tief klaren blauen Augen erkennen.Mit großer Mühe hielt sie ihren Schutzschild oben, der gerade began schwächerzu werden und sich kurz danach fast ganz auflöste. Nun konnten sie dieMeteoriten einfach zerquetschen. Wie ein kleines Insekt. Sie sah sich um und als Maeva Shane erblickte,erkannte man in ihrem Tränen übergossenem Gesicht einen kleinen Funke Freude.Doch ehe sie wieder ihren Kopf dem Sturm zuwandte verhärtete sich ihre eiskalte Mine dramatischund wurde hart wie Stahl „ Shane... du hahst nur noch ...!" Hinter Maeva baute sichbinnen weniger Sekunden eine große Katastrophe auf. Ein großer schwerer Ast,welcher sich kurz zuvor gelöst hatte, sah man durch die Luft schleudern, wieauf einem Rodeo sauste er nach links, rechts, oben und unten, welcher jetztdirekt auf sie zu gerast kam. Nochbevor Maeva ihren Satz vollenden konnte und Shane vergebens sie mit hektischenBewegungen zu warnen versucht hatte, ertönte ein knacken und man hörte nur, wiesie anscheinend von dem schweren Ast mitgerissen wurde. „ Neei...iinn!!..."Shanes Schrei baute sich so laut auf, dass ihn sogar Cara in ihrer tiefen Tranceaus Trauer, Wut und vielleicht sogar Rache mitbekommen sollte. Sie soll wissen,welche großen Maße ihr Wutausbruch noch erreichen wird, wenn sie nicht langsamanfängt sich zu beruhigen. Sie hatte ihre letzte beste Freundin wahrscheinlichin den Tod gerissen. Sie hatte Glück, dass sie kein Meteor getroffen hatte,sonst schwänden ihre Lebenschancen gleich auf null. Niemand würde ihr mehrbleiben oder zur Seite stehen Liah, Maeva und ihre Familie, alles war zusammengebrochen, die meisten schwer verletzt oder nicht mehr in ihrem Umfeld, unfähigihnen auch nur zu begegnen. Ihr Wiederstand hatte nichts gebracht. So wenig wieder, der anderen. Shane schoss auf einmal ein Bach aus Tränen in die Augen. Seinesonst so Sternenklaren bernsteinenen Augen wurden von Nebelschwaden umhüllt underröteten. Liah und Ocean hatten es nicht verdient so verletzt zu werden undaus der Hand ihrer besten Freundin zutiefst getroffen zu werden. Aus seinemMund kam nur noch ein wutentbranntes und zutiefst trauriges schluchzen heraus,welches sich jedoch in umhülltes Schweigen endete. Maeva musste mit enormenSchmerzen gehen, welche sie doch so versuchte zu unterdrücken. Nun vollentschlossen und mit verbittender Wut auf Cara und all jenen die dieses Chaosnoch zu verursachen hatten und zu allem bereit hechtete er mit aller letzterKraft aufrecht auf die Knie. Sein schmerzverzerrtes Gesicht schien er jedochvöllig außer Acht zu lassen. So viel hatte er und viele andere heute an diesemgrausamen Tag verloren, dieser Tag würde jedem im Gedächtnis bleiben, für alleEwigkeiten. Wenige Meter entfernt, zwischen zwei Baumstumpfen hockte Cara ineiner Windstillen Barriere zwischen ihrem Wirbelsturm, den sie errichtete. Sie hatte heute vieles verloren. Doch Shane und alldie anderen ebenso. In ihr war solch große Wut, die sie nicht bändigen konnte. Wiekonnte er nur denken, dass Cara anders war als die anderen? Wie konnte er nurglauben, dass sie nicht selbstsüchtig sei? Wie in Trance weinte und weinte sie,ihre Augen waren im Moment nur noch leere Hüllen, die fehl am Platze wirkten. KeineFarbe, kein wunderschönes und fesselndes grün und blau mehr. Nur noch tiefeTrauer, Wut und Selbstsucht. Cara wusste nicht, was sie alles anstellte undangestellt hatte. Für sie war eine Welt zusammen gebrochen. Der sichereGlaskasten um sie herum war zerbrochen und sie wusste nicht mehr, wie sie ihnneu errichten sollte...

Secrets of CrystallizeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt