Wer bist du?

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"Bist du gut oder böse? Feind oder Freund? Gott oder Teufel?"

"Ich bin weder das eine noch das andere."

"Was bist du dann?"

"Das weißt du nicht?"

"Nein. Sollte ich?"

"Ja."

"Wie? Wie sollte ich? Ich seh dich nicht. Ich fühl dich nicht. Ich rieche dich nicht. Das einzige was ich tue ist dich zuhören. Also, wie sollte ich wissen wer oder was du bist?"

"Würdest du genauer hinsehen, dann würdest du mich auch sehen können. Würdest du genauer tasten, dann würdest du mich auch fühlen können. Würdest du genauer riechen, dann würdest du mich auch riechen können."

"Ich schaue genauer hin, kann dich aber nicht sehen. Ich taste genauer, kann dich aber nicht fühlen. Ich rieche genauer, kann dich aber nicht riechen."

"Wie willst du mich auch riechen, sehen und tasten, wenn du selbst dich nicht anstrengst."

"Was tu ich denn?"

"Nichts."

"Du musst lernen du selbst zu sein."

"Was meinst du?"

"Ich meine, dass du nicht du selbst bist. Dass du dich verstellst, so wie alle anderen. Versuche zu fühlen, July."

"Nun, sage mir doch bitte, was du mir hier mitteilen willst."

"Um auf deine Frage zurückzukommen: Ich bin kein Gott. Ich bin kein Teufel. Ich bin nicht gut und auch nicht böse, Kleine. Ich bin kein Feind und auch kein Freund. Ich bin die Gestalt mit dem Umfang."

"Was?"

"Ich weiß, dass du zur Zeit immer eine Gestalt im Umhang sehen kannst. Ich bin diese Gestalt."

"Bist du ein Mensch?"

"Ich bin alles. Ich bin gut und böse. Ich bin Gott und Teufel. Ich bin Feind und Freund, July."

"Bist du eine Gefahr?"

"Soll ich dir mal etwas erzählen? Etwas, das ich noch niemandem erzählt habe? Etwas, das niemand weiß... Ein Geheimnis. Soll ich dir ein Geheimnis von mir erzählen?"

"Geheimnisse sind immer so spannend und mysteriös... Ich schwöre, dass ich es bis zu meinem Lebensende für mich behalten werde."

"Okay. Es ist etwas, was niemand über mich weiß und das hat auch seinen Grund. Würden sie das erfahren, dann würde ich gejagdt werden. Von ihnen. Sie würden mich gefangen nehmen, mich in ein Käfig stecken und einsperren wie einen Vogel. Sie würden mich foltern bis ich keine Kraft mehr habe und anschließend töten. Sie würden mich umbringen, so wie sie es auch mit meinen anderen Artgenossen getan haben. Ich weiß, dass ich mich nicht für immer vor ihnen verstecken kann, denn irgendwann kommt die Zeit wo sie mich finden werden. Wenn das passiert, dann seid ihr Menschen in Gefahr. In großer Gefahr. Wir dürften gar nicht mehr existieren. Wir sind 'eine Gefahr für die Menschheit', sagten sie. Sie können uns helfen, sagten sie. Wir haben ihnen vertraut. Das war ein großer Fehler. Eines Tages kamen sie in unser Dorf und nahmen alle gefangen. Meine Familie, meine Freunde, meinen Stamm. Ich habe alles gesehen. Habe gesehen, wie sie zuerst die Älteren folterten und töteten. Dann kamen die Erwachsenen, die keine Familie hatten. Dann die Eltern. Dann die Jugendlichen. Dannach die Kinder. Und zum Schluss die Babys. Ich war da noch ein Kind. Sie dachten, dass sie alle getötet hätten, doch das haben sie nicht. Einer blieb noch übrig. Ein kleines Kind. Ein kleines Kind, welches alles gesehen hat, welches aus dem Wald kam und komplett ahnungslos war. Bis es dieses Massaker sah. Dieses eine Kind war ich. Ich flüchtete. Als ich dann ein flüchtiger Jugendlicher war, fing ich an einen Plan zuschmieden. Dieser Plan sollte für das Überleben meiner Art sein. Ich fing an zusuchen. Ich suchte nach einem Mädchen, das reinen Herzens ist. Das einem treu ergeben ist. Und dann fand ich sie. Dieses Mädchen, July, bist du."

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⏰ Last updated: Jul 24, 2016 ⏰

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