#2 - Wir wandern aus! :)

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Schon bald fiel mir auf, dass meine BF noch gar nichts dazu gesagt hatte und drehte mich nach links um zu gucken was los sei. Dann sah ich sie da, weinend auf ihrem Stuhl, mit leerem Blick und nahm sie sofort in den Arm. Den anderen fiel nun auch auf, dass sie weinte wie ein Wasserfall und sprachen ihr aufmunternde Sachen zu. Sie schluchzte in meine Schulter und ich konnte nichts weiter tun, als sie im Arm zu halten und nachzudenken. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass sie das ganze so mitnimmt... Dass sie weint. Ich hätte gedacht, dass sie sich für mich freut und meine Aufregung teilt. Aber natürlich weint sie, wie sind beste Freundinnen. Mir liefen jetzt auch ein paar Tränen, aber ich musste noch was loswerden, bevor es zur nächsten Stunde klingelte. Ich ließ sie los und griff in meinen Ranzen. Zum Vorschein kam mein Abschiedsbuch. Das hatte ich schon lange angefertigt und war stolz darauf es endlich rumgeben zu können. Zu aller erst sollte es Finnja, die auch zu meinen besten Freundinnen zählte, bekommen. Mit ihr habe ich zusammen Handball gespielt. Ein Abschiedsbuch ist ein bunt beklebtes, verziertes, gestaltetes Buch, in das alle Freunde eintragen können. Jeder hat so viel Platz zur Verfügung wie er/sie braucht und kann seinen Gefühlen freien Lauf lassen. Sie durften Fotos einkleben, Romane schreiben, mich an alte Momente erinnern, malen, einkleben und vieles mehr. Bei einem Abschiedsbuch ist es das besondere, dass man es erst auf dem Flug in die Staaten, in meinem Fall auf dem Flug nach Chicago lesen darf. Gefühlt wusste binnen Sekunden die halbe Schule bescheid, sodass noch in dieser 15min Pause viele Leute der Realschule, einige die ich zum Teil gar nicht kannte, mit in unserer Klasse standen, gespannt zu hörten und Fragen stellten. {Meine Schule war ein Schulzentrum mit Gymnasium, Real und Hauptschule, die sich alle durch einen langen Flur trennten, somit aber auch schnell für jeden der anderen Schule erreichbar waren.}
Viele sprachen mir Glückwünsche zu, wollten sofort Termine zum Treffen vereinbaren, gaben offen und ehrlich zu, wie neidisch sie waren und wurden traurig über die wenige Zeit die uns noch blieb. Viele baten um einen Eintrag in mein Abschiedsbuch, obwohl ja schon klar war, dass jeder reinschreiben konnte der wolle. Dann kamen netterweise Nina und Jana zu mir, nahmen mich in den Arm und entschuldigten sich für die ganzen Fragen und vorallem für die Drohung. Sie hätten nicht gedacht, dass es sowas krasses ist und baten deshalb um Verzeihung. Sie konnten verstehen, dass ich nichts sagen wollte, wenn nicht einmal meine BF Marie davon wusste. Die nächsten beiden Schulstunden hörte ich sie in jeder Ecke flüstern und sah sie ständig zu mir rübergucken. Ich kam mir vor wie ein Promi. Schlimm war es nicht, ich wollte nur nicht, dass mein Klassenlehrer es mitbekam, denn er wusste noch nichts davon. Ich war das Gesprächsthema Nr.1 der Klasse und es fühlte sich gut an!

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