"Pugna" Duell auf Leben und Tod

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Ein Omega erhob sich aus dem Rudel und funkelte mit entschlossenem Blick zu den Leitwölfen hinauf, dann begann er durch seinen Wolf hindurch zu sprechen:„ Ich Jonathan Cadegan, fordere den Alpha, Marek Kanama zu einem Pugna heraus!"
Der Wolf, der die Herausforderung ausgesprochenen hatte war groß, verdammt groß und dieses Funkeln in seinen grau unterlegten Augen, die einem fast schwarz erschienen ließen einen erschauern, sobald man zulange in sie hinein blickte. Cameron Kanama musste schlucken, als der fremde Wolf seinen Bruder herausforderte, doch Marek schmunzelte nur von seinem Felsen aus auf den Wolf hinab, sein volles Rudel blieb wie angewurzelt stehen, doch ihre Gedanken spielten verrückt: „Ein Omega, der einen Alpha herausfordert? Der muss ja lebensmüde sein, Marek wird ihn in kleine Stücke zerreißen." Gedankensprünge wie dieser verstummten, als ihr Alpha amüsiert das Wort ergriff: „ Was nimmst du dir heraus Verstoßener? Ein Wolf ohne jeglichen Rang, ohne jegliche ehre will mich, den Alpha zu einem Pugna herausfordern? Solch ein ehrenhaftes Duell steht dir gar nicht zu Köter." 
Der Herausforderer grinste und zeigte seine abgenutzten, gelblichen Fänge, dabei gab er einen zisch Laut von sich, der Cam dazu brachte die Zähne zusammen zu beißen. 
„Höre Ich dort Furcht in ihrer Stimme Marek?", dieser entschlossene und zugleich Furcht erregenden Klang in der Stimme dieses Wolfes trieb dem ängstlichen Bruder eine Gänsehaut über den Körper, doch sein besserer Part, der Alpha lachte nur.
„Cameron, willst du, als zukünftiger Alpha diesen Kampf an meiner Stelle antreten?", der Anführer hatte sich zu seinem Betatier gewandt und wartete eine Antwort ab, die Entscheidung seines Bruders verhieß viel, als zukünftiger Alpha musste der Junge so schnell wie möglich Verantwortung lernen, die nötige Kraft besaß er bereits, er war mächtiger als das Leittier selbst und dennoch war er zu jung, für das, was diese Macht mit sich bringen würde – das erbarmungslose töten.
„Weißt du, lieber Bruder, bevor ich hier die Leitung übernehme, möchte ich dir die Ehre dieses Kampfes zukommen lassen," mittlerweile hatte er es geschafft seinen Blick von dem Ausgestoßenen abzuwenden und seinen Bruder zuteilwerden lassen. Cam spürte, dass irgendetwas mit diesem Wolf nicht stimmt und teilte dies Marek per Gedanken mit, aber alles, was der dazu meinte war „mach dir keine Sorgen".
„Wie  großzügig von dir," mit diesen Worten sprang der Alpha seinen Fels hinunter und verwandelte sich noch im Flug, ein Manöver, dass sehr viel Übung benötigte. Er und sein Bruder waren die einzigen, die dort in ihrer menschlichen Form standen, eine reine Darstellungen des Ranges, bei offiziellen Treffen. Mareks Wolf war groß, breit und besaß ein rein graues Fell, er war schon größer, als das restliche Rudel, doch der fremde Wolf war nochmals um einiges größer und Furcht erregender, als der Leitwolf selbst. Er begann zu knurren und stellte sich kampfbereit vor seinen Herausforderer, während sein Rudel Platz machte. Der Omega tänzelte vor Begeisterung etwas mit den Vorderpfoten über den Waldboden und leckte sich fletschten über die Nase, er würde nicht als erster angreifen. Sie umkreisten sich eine Weile, mit den gleichen androhenden Gesten, es sichtbar, dass beide so etwas nicht zum ersten Mal taten, das hieß etwas, denn ein „Pugna" endete für den Verlierer immer mit dem Tod. Überraschend setzte Marek zum anfänglichen Angriff an und stürmte auf den anderen Wolf zu, dieser tat es ihm gleich, mit voller donnerten beide auf den Hinterpfoten  aufgestellt zusammen und versuchten sich gegenseitig mit Bissen zu erwischen. Aufgeregt kleffte das Rudel, um ihren Alpha zu unterstützen, während Cam angespannt still zusah. Überraschend gelang es dem Omega Marek zu Boden zudrücken, dieser versuchte sich mit kratzen an Jonathans Hinterpfoten und schnappen nach seinem Kopf zu befreien, eine günstige Position für den Herausforderer, einige vermuteten, dass ihr Alpha jetzt schon den Kampf verloren hatte, so auch Cam, er tat einige Schritte nach vorne, als er sah in was für einer misslichen Lage sich sein Bruder befand, nur durfte er nicht eingreifen, es gab Traditionen, die ein jeder befolgen musste und dazu gehörte, dass in einem Duell nicht eingegriffen werden durfte. Zu dem weiteren hoffen aller hatte der Omega noch gut daran zu tun Mareks schnappen auszuweichen, doch dann riss er seine Schnauze auf und biss in die des Alphas hinein, was ein abscheulich leidvolles jaulen des Leitwolfes hervor brachte, jeder konnte sehen wie sich die Zähne immer weiter in die Schnauze des Alphas bohrten, bis ein grauenhaftes, kurzes knacken zuhören war. Er ließ von ihm ab, Marek machte direkt einen satzt von ihm weg und rieb sich jankend mit einer Vorderpfote die blutende Schnauze, das konnte doch nicht möglich sein, der Omega hatte nicht einen Kratzer, sattdessen stand er mit bluttropfender, heraushängender Zunge vor Marek und keuchte auf ihn herab, er zeigte ihm wie schwächlich und verwundbar er doch war, eine reine Demütigung. Der Alpha sah zu ihm auf, als er merkte wie Blut, das nicht von ihm kam auf den Boden tropfte, genau in diesem Moment biss der verstoßene Wolf zu und erwischte ihn an seiner Kehle, trotz seiner aussichtslosen Lage versuchte er sich durch verzweifeltes zappeln zu befreien, erst als er zu seinem Bruder gedreht wurde und in seine Augen sah, dessen Ausdruck vor Angst nicht zu beschreiben war, gab er auf und akzeptierte sein Schicksal, welches nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Der Omega hatte den  Alpha mit Leichtigkeit, an seiner Kehle so hochgehoben, das seine Pfoten nicht mehr den Waldboden berührten, Marek röchelte und gab dabei schmererfüllte Laute von sich, die sein gesamtes Rudel verstummen ließen. Immer fester biss der Verstoßene zu und man konnte zusehen wie sich immer mehr Blut über den Waldboden und Mareks Fell ergoss, irgendwann gab er nur noch ein Geräusch von sich, das nur zustande kam, wenn Blut in die Luftröhre gelangte, ein Geräusch, das Cam davon sehen ließ, er begann am ganzen Körper zu zittern, niemals würde er dieses Geräusch vergessen können. Das nächste, was er hörte war, wie ein Körper zu Boden fiel, als er sich wagte wieder hinzusehen sah er wie sein Bruder leblos in seiner menschlichen Gestalt dalagt, der Omega hatte sich zu dem, nein seinem Rudel gedreht, die ebenfalls geschockt auf Mareks leblosen Körper blickten, bis sie beobachten konnten, wie sich das Fell des ehemaligen Omegas von grau, verfilzt  in pechschwarz, mit einem seidigen Glanz änderte, ein Zeichen für seine neu erworbene Stärke. Cam stieg von dem Felsen hinab und kniete sich neben seinen Bruder, während er versuchte weitere Tränen zurückzuhalten, doch diese liefen ihm weiterhin unaufhaltsam über die Wangen. Nach und nach verbeugten sich mehr Wölfe unterwürfig gegenüber ihrem neuen Alphas, bis irgendwann nur noch Cam fehlte.
„Was denn mein Junge? Willst du etwa meinen Platz als Omega einnehmen?", der Wolf hatte sich an Cameron gewandt, der ihm jedoch keine Beachtung schenkte, dessen Blickt klebte weiterhin geschockt auf seinen toten Bruder, bis der Alpha wüten die Leiche Mareks mit einem mächtigen Prankenhieb davon schlug. „Antworte!", knurrte er ungeduldig und kam drohend etwas näher, Cam ballte seine Hände zu Fäuste und begann erneut zu zittern, nur zu gerne wäre er dem Kerl an die Kehle gesprungen, nur so schnell konnte er sich nicht verwandeln und es würde niemanden etwas nutzen, wenn er jetzt auch noch starb. Tief atmete er einmal ein und scharf wieder aus, dann verbeugte er sich vor seinem neuen Alpha.

Woodwalkers - The Alpha has to fallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt