Alte Wunden

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Kaum mehr als eine Woche brauchte das Gesamte Rudeln, um das zu realisieren, was Cam schon von Anfang an ahnte. Jonathan liebte das Spiel mit der Psyche seiner Beute, seiner menschlichen Beute, er jagte sie nicht wie ein Tier durch den Wald, nein er jagte sie durch sein Haus und ließ ihre Alpträume Realität werden. Das Haus gehörte anfänglich Marek, aber nach dessen Tod übernahm Jonathan auch diesen Teil von Cams Leben. Der Alpha war nun schon völlig außer Kontrolle, es zwang jedes Rudelmitglied ihm ein Opfer darzubringen, in Form eines Menschen, der ihnen wichtig war, nur so würde er sie in sein Rudel übernehmen. Schon ab diesen Punkt verließen einige mutige Wölfe das Rudel und wählten das Schandenleben, als Omega. Cam hatte noch „Glück", da sein Bruder schon tot war und er sonst niemanden kannte der kein Wolf war und nicht zum Rudel gehörte, musste er kein Opfer darbringen, dennoch stieß ihm diese Ordnung mehr als übel auf, es war reine Grausamkeit und Schikane, die den neuen Alpha nur diente um belustigt zu werden, er ergötze sich an jeder Art leid, ob Rudel oder nicht, da machte er keinerlei unterschied, Hauptsache es floss Blut. Niemand hatte den Mut sich gegen ihn zu stellen, es wäre reiner Selbstmord gewesen. Es war dennoch verwunderlich, dass er so viele Wölfe ziehen ließ ohne sie zu töten,  vermutlich wollte er, dass sie ein genauso schändliches leben führten, wie er es vor der Übernahme tat. Erst als Cam das Rudel verließ zeigte er den Hauch einer Regung, ein einfaches genugtuendes schmunzeln, dass hemmungslosen Spott ausdrückte.
Noch immer raste sein Puls, als er eine nahgelegene Bar betrat, in der er jemanden vermutete, mit dem er jetzt sofort dringend reden musste.
„Cam mein Lieber, setzt dich zu mir und trink etwas," Diego, war einer der ersten, der das Rudel verlassen hatte, er war für Marek und Cam wie der Onkel den sie nie hatten, er hatte sie aufgezogen, als ihre Eltern starben und brachte ihnen bei, wie wichtig die Ehre und der Stolz eines Wolfes waren, ihn nun dort als Omega sitzen zu sehen hatte einen Hauch von Schicksalhafter Ironie. Die Art, wie Cam die Bar betreten hatte, nämlich voller Wut und mit geballenen Fäusten, zog viel Aufmerksamkeit auf sich, die sich nach Diegos Worten lockerte.
,,Ich halte das nicht mehr aus, dies..."
„Ich würde ja sagen, dass es mich freut, dass wir nun gleicher Art sind, nur ist dem nicht so," unterbrach der ältere seinen ehemaligen Schützling.
,, Sie werden denken, du hättest sie im Stich gelassen oder wärst aus Angst vor ihm geflohen, ist dem so?", Diego würdigte Cam keines Blickes, er starrte einfach ins leere und nippte an seinem Weinglas.
Es war schon immer schwierig gewesen ihn einzuschätzen, Diego umgab etwas Mysteriöses und geheimnisvolles, was von seinen länger geratenen braunen Haaren und seinen eisblauen Augen noch verdeutlicht wurde.
  „ Was hätte ich denn machen sollen? Gegen diesen verrückten anzutreten ist Selbstmord, ich bin zwar stark, aber nicht so stark," seufzten stützte sich Cam auf dem Theresen ab und suchte weiterhin nach einer Reaktion Diegos, dieser ließ einen kurzen Zischer los und wandte sich, mit seinem Glas in der Hand zu Cam, den Inhalt des Glases goss er, mit einem sarkastischen grinsenden über den Kopf des jungen Wolfes: „ Du bist nichts mehr, kein Wolf, noch nicht mal Welpe dürftest du dich nennen. All das, was du bis jetzt drauf hast, bringt dir nichts mehr, lern es."
Cameron reagierte in keinster Form auf seine Tat, auch nicht, als er sich von seinem Platz erhob und die Bar verließ. Völlig still blieb er einfach stehen und dachte nach, während der Rotwein an seinen blonden Spitzen hinunter tropfte, es dauerte einige Zeit, bis er Diegos Worte verstand. Er hatte recht, als Omega, war er nichts anders, als eine Stolz befreite Hülle seiner selbst, genau das musste er sein, um lernen zu können, wie Jonathan tickt, nur durfte er eines nicht vergessen – den Rest des Rudels.

verschiedensten Wolfsrudel gesehen, aus jedem Rudel, dass er traf forderte er einen von ihnen zu einem Duell heraus, aus denen er immer als Sieger hervor ging, jedoch nicht ohne Blessuren. Sein Körper, sowie die Gestalt seines Wolfes waren übersät mit Narben und Kratzern, als Mensch konnte er die schlimmsten mit Tattoos verbergen, als Wolf aber nicht. Jeder andere Wolf der ihn sah, sah auch seine Schande, unter Wölfen sind Narben und Wunden nur ehrenhaft, wenn man Mitglied eines Rudels ist, sie zeigen dann, was man getan hat, um sein Rudel zu beschützen, andernfalls ohne Rudel zeigen sie nur wie erbärmlich man vom Tode verschont wurde, schließlich ist es nicht üblich, das der Sieger eines Pugnas trotzdem allein weiterzog. Cam war wahrscheinlich der einzige Wolf, der dies tat. Mit den Jahren war er reifer und noch ansehnlicher, als vorher schon geworden, sein Gesicht war markanter, eine Narbe angefangen von der Wange, bis zur Augenbraue verlieh ihm etwas gefährliches und sein Körperbau könnte nicht besser sein. Trotz seiner dazu gewonnen Erfahrung und Reife war er nie in sein Heimatdorf zurückgekehrt, zu groß war immer noch die Angst, vor dem Monster, welches ihm den Bruder nahm. Erst, als ihm zu Ohren kam, dass Jonathan anfing sein eigenes Rudel attackiere, war es für ihn die Zeit gekommen nach dem Rechten zu sehen. Mit einem einzelnen Beutel und einer tief ins Gesicht gezogenen Kapuze betrat er das Motel seines Dorfes. „Kann ich ihnen helfen," fragte eine Kaugummi kauende Dame, die hinter dicken Glasscheibe saß, die risse zierten. Cam hob seinen Kopf so, dass sie sein Gesicht sehen konnte, diese nervige Stimme würde er überall erkennen. „Hey Magrit," er lächelte sie an und betrachte mit einem Seufzer ihr ungläubiges Gesicht. „Cameron? Ich dachte du seist tot junge, quatsch, jeder dachte das," schnippisch erhob sie sich von ihrem Platz, kam hinter der Scheibe hervor und umarmte den Werwolf, ihre Erleichterung versuchte sie sich jedoch nicht anmerken zu lassen. „Nein, ich habe den unehrenhaften weg gewählt, wie dein Bruder," sagte er und biss danach merklich danach die Zähne zusammen. Diego und Margit waren Zwillinge, Diego war damals für die Erziehung zuständig, während Margrit versuchte mit drei Jobs gleichzeitig drei hungrige Wölfe satt zu bekommen. „Ich bräuchte ein Zimmer," erwähnte Cam nach einer Zeit, in der sie ihn immer noch nicht los gelassen hatte. „Ja natürlich Junge, geh nur hoch und ruh dich erst mal aus, du kannst mir später noch erzählen, wo du dich rumgetrieben hast, aber wenn sie kommen... ."  „Das lass meine Sorge," mit einem sanften lächeln schob er sie von sich weg und schlenderte die Treppen hinauf, während Magrit ihm perplex nachsah. Es war komisch sie nach dieser langen Zeit wiederzusehen, er hatte vergessen, wie es war diese wärme zu spüren, wenn man sich freute jemanden wiederzusehen, er wollte es ihr schon zeigen, nur wusste er nicht wie, dabei hatte er ihr doch so viel zu verdanken. Mit einem verweilend unangenehmen Gefühl betrat er eines der alten Motelzimmer. Vor Mareks tot war dieses Motel nicht in Betrieb zu nehmen und wenn Cam sich genauer umsah, würde kein Prüfer zulassen, dass hier ein Gast jemals wohnen würde, aber was bliebt seiner „Tante" schon übrig, Jonathan hatte sie alle aus ihrem eigenen Haus vertrieben, nur seinen Rudelmitgliedern gewährte er Asyl. Alles an das er denken konnte, seitdem er diesen Ort wieder betreten hatte, war all das, was Jonathan Leuten angetan hatte die er liebte. Seufzend schmiss er seinen Beutel auf sein Bett und ließ sich direkt daneben fallen. „Scheiße," murmelte er in die Matratze hinein und erhob sich im selben Moment wieder. Nur dazu liegen und nichts tun lag ihm nicht, vielleicht würde es helfen einfach etwas durch den Wald zu streifen und vielleicht etwas zwischen die Zähne zu bekommen. Cam zog sein Shirt aus und schob das Fenster in Waldrichtung hoch, die zwei, drei Meter, die ihn vom Boden treten sprang er mit Leichtigkeit hinunter. Seine Hose hinterlegte er einfach hinter einem Müllkontanter, danach schummelte er sich hinter das. Cam hockte sich in die Grasfläche hinein und krallte seine Hände in den Boden, direkt darauf setzte die Verwandlung ein.  Seine Schulterblätter stellten sich mit lauten Knackgeräuschen quer, was seine Haut an dieser Stelle zu reißen brachte,  währenddessen wanderten seine Knöchel sein Bein hinauf  und ließen seine gesamten Beine so länger werden. Schmerzvoll keuchend richtete er seinen Blick auf den Wald, in diesem Moment verfärbten sich seine Augen rot und die Verwandlung setzte nun auch in seinem Gesicht ein. Solche eine schmerzhafte Wandlung hatte er schon Ewigkeiten nicht mehr durch machen müssen, sowas geschah nur wenn den Wirt des Wolfes etwas schwerwiegendes bedrückte, was bei ihm Momentan ziemlich nah lag. Als letztendlich auch sein hellbraunes Fell lag stürmte er in den Wald hinein. Überall roch es nach Jonathans Wölfen, ab und an roch er die ein oder andere Leiche, die im Waldboden am verrotten war, er konnte nur hoffen, dass es niemand aus dem Rudel. Gedanklich quälten ihn Bilder von seinen alten Freunden, wahrscheinlich hassten sie alle ihn dafür, dass er einfach ohne ein Wort verschwunden war, dann fielen ihm aber Margrits Worte ein, vielleicht war es ja gut, dass ihn alle für tot hielten, es war sicherlich schon lange der Gedanke von den anderen und wenn er jetzt einfach wieder auftauchen würde, was würde das mit ihnen machen ? Cameron schüttelte den Kopf, er musste diese Gedanken loswerden. Glücklicherweise fiel ihm der Geruch eines Rehs in die Nase, ohne weiterhin  darüber nachzudenken folgte er seiner Nase, bis er das Reh erreichte und direkt Frontal angriff. Mit einem Satz sprang er auf das nichtsahnende Tier zu und biss ihm noch im Sprung den Kopf ab. Viel zu einfach, dennoch begann er zu fressen und besudelte sich dabei komplett mit Blut. Schleichend machte er sich wieder auf den Weg zum Hotel, töten half immer, wenn er den Kopf freibekommen musste, leider aber nur kurz. Auf seinem Rückweg streckte er seine Nase in die Luft, da war etwas im Motel, genauer gesagt in seinem Zimmer und es war kein Mensch.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 06, 2016 ⏰

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Woodwalkers - The Alpha has to fallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt