ITS JUST CHRISTMAS

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"Es ist gerade mal anfang November und die Leute benehmen sich jetzt schon, als wäre Santa persönlich ihnen erschienen! Überall dieser Geschenkeshit. Es ist einfach nur zum Kotzen! Es ist weder Dezember, noch liegt hier Schnee, also was soll das ganze Theater?!" "Das ist aber noch lange kein Grund hier so rum zu schreien wie ein Irrer, oder hast du Lust auch noch aus diesem Laden rausgeschmissen zu werden du Vollidiot? Ist es das was du willst, hm?" Mein bester Freund zog den Reißverschluss seines Anoraks noch etwas höher, verschränkte missmutig die Arme vor der Brust und seufzte schwer. "Also schön, ich halte mich ja zurück! Aber geht dir dieser ganze vorweihnachtliche Schwachsinn nicht auch langsam auf die Nerven?" Ich hielt kurz inne und drehte die Biobutter in meinen Händen. Wie genau Dominik es angestellt hatte, mich tatsächlich davon zu überzeugen, Biobutter für unser nächstes Kochvideo zu benutzen war mir immer noch schleierhaft.

Ich überlegte noch einen Moment bevor ich ihm augenrollend antwortete. "Kommt ganz darauf an wo und vorallem wie viel Weihnachtsstimmung verbreitet wird. Die Läden wollen eben höhere Einnahmen, also werden schon alle möglichen Weihnachtsartikel verkauft, ist doch logisch. Und ja, es geht mir auf die Nerven, aber so ist es halt." Daraufhin zuckte er nur mit den Schultern.

"Wie genau hat Dominik es eigentlich angestellt dich tatsächlich Biobutter kaufen zu lassen? Am Anfang dachte ich noch du würdest mich tatsächlich auf den Arm nehmen!", lachte Rick nun laut auf und deutete auf das grüne Päckchen in meinen Händen. Ich konnte nur leise mitlachen. "Das kann ich dir leider auch nicht wirklich sagen, ich weiß nur, dass ich sie jetzt mitnehme und auch kaufen werde." "Er hat dich bestimmt ziemlich leicht um den Finger wickeln können." "Wie kommst du jetzt darauf?", fragte ich etwas überrascht, wobei ich meine rechte Augenbraue in die Höhe wandern ließ. Wenn er damit auf irgendwelche gefühlvollen Liebeleien anspielen sollte, liegt er damit verdammt falsch. Dominik war nett, ja. Aber das wars auch.
Ich würde bei Dominik niemals auch nur auf den Gedanken kommen, mehr aus unserer Freundschaft zu machen. Warum auch?

Im Prinzip war Rick auch nur ein Freund. Aber es war... Eben etwas anders.

Er antwortete nicht. Stattdessen räusperte und hustete mein bester Freund, wohl um den leichten rosa Schimmer auf seinen Wangen erklären zu können.

"Wir sollten die ganze Marktkette verklagen und hinter Gitter bringen", motzte er weiter, immer noch hustend. Ich legte vorsichtig, um sie nicht noch zu zerdrücken, die Butter in unseren Einkaufswagen und stützte mich anschließend am Haltegriff ab. Dann sah ich mich kurz nach meinem besten Freund um, den ich mittlerweile zwischen all den gigantischen Regalenreihen anscheinend wieder verloren hatte. Na Klasse. "Rick?" Doch selbstverständlich blieb mir eine Antwort verwehrt. "Fabian?", rief ich erneut, diesmal in der Hoffnung ihn mit seinem richtigen Namen anlocken zu können. Und was soll ich anderes sagen, es funktionierte tatsächlich. Sein richtiger Name funktionierte eigentlich immer, er hasste ihn zu sehr. Ricks Kopf tauchte nun hinter einer Ecke hervor und er begann den Bereich nach mir abzusuchen. "Hier!", lachte ich und versuchte ihm zuzuwinken, er sah mich aber nicht.

Vielleicht hatte er mich ja doch bemerkt und nur ignoriert? Aber weshalb denn? Es gab doch keinen Grund dazu. Gut der Name... Aber man kanns auch übertreiben.

Ich seufzte wieder laut auf und folgte ihm dorthin wo ich seine Locken das letzte mal gesehen hatte.

Gartenartikel

Was zur Hölle suchte Rick bitte schön in der Gartenartikelabteilung? Einen Liegestuhl vielleicht? Wir hatten nichtmal einen Garten. Ich schob den Wagen langsam an den zwei Regalen entlang und versuchte, mit meinem genialen detektivischen Spürsinn, herauszufinden was mein bester Freund dort wohl kaufen wollte, vergebens. Es schien auch nicht wirklich etwas zu geben was er brauchen könnte. Gießkannen in allen möglichen Farben, farbloser Möbellack zum überstreichen, verschieden große Pflanzenschilder, Blumentöpfe in allen Variationen, Samen für die verschiedensten Blumen und Kräuter, Gartenschläuche, sowie jede Menge Baum- und Heckenscheren. Hatten wir entweder alles schon bei uns in der Wohnung, oder brauchten wir erst gar nicht.
Das alles war zwar eine ziemlich schöne und tolle Erkenntnis, aber helfen tat es jetzt auch nicht wirklich. Ich wusste weiterhin nicht, wo mein Freund abgeblieben war.

It's just Christmas! || A Rive (Stick) OneshotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt