Leibwächter

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"Also, heute ist diese Versammlung der Colours?", fragte ich Lady Elisabeth Green, mein Schützling. "Natürlich, oder hast du das schon wieder vergessen, Grey?", antwortete sie. "Nein, ich wollte mich nur noch einmal versichern, denn letztes Mal war der Ausgang unserer kleinen ... "Auseinandersetzung" nicht so gut." "Ich hoffe, diesmal kannst du dich zurückhalten, es war sehr unangenehm für die Greens, als deine Eltern euch trennen mussten." "Ja, Miss Green", antwortete ich steif. Wieso musste sie auch dieses Thema ansprechen. Dieses Treffen lag ja schon sechs Jahre zurück. Die anderen waren einigermaßen gut ausgegangen. Für die Greys. Nicht unbedingt für die Reds, aber sie hatten es nicht besser verdient. Man sollte sich einfach nicht mit Leuten anlegen, die als Disziplin Kampfmagie gewählt hatten und geborene Kämpfer waren. Nichts, dass ich etwas gegen Feuer hatte, es war nur einfach nicht so wirkungsvoll. Es sah cool aus, aber es war nur heiß, wogegen ein Schwert richtig wehtat. "Mach schon mal die Kutsche bereit, ich komme gleich nach, ich muss mich nur noch Schminken", riss die Lady mich aus und mach jetzt voran, es ist schon elf Uhr und das Treffen beginnt um vier. Beeil dich!" "Wir werden schon nicht zu spät kommen", grummelte ich, ging dann aber doch nach draußen, um die Pferde einzuspannen. Dort lief zufällig mein Freund Greg mit seinem Schützling, Isabel White, an unserem Anwesen vorbei. "Hi, Sig, wie geht's?", rief er. "Alles bestens. Was machst du denn hier?" "Miss White möchte gerne noch ein Kleid für die Versammlung haben. Als ob sie nicht genug hätte." Mittlerweile waren wir zum Zaun gekommen und standen uns gegenüber. "Wie geht es eigentlich Elisabeth?", fragte mich Isabel. "Ach, ihr geht es prima. Sie ist noch immer mit ihrem Schminktisch beschäftigt." Plötzlich rief sie mich: "Grey, was machst du da, du solltest doch die Pferde einspannen. Oh, Isabel, wieso bist du hier?", fragte sie und hatte mich sofort vergessen. "Ich muss unbedingt noch ein Kleid kaufen, meine anderen sind alle so altmodisch." "Oh, ich kenne einen wunderbaren Schneider unten in der Stadt, da werden wir sicher etwas finden." "Wir? Willst du etwa mitgehen? Das wäre ja wunderbar." "Ja, auf jeden Fall. Grey muss nur noch die Kutsche bereitstellen, dann können wir los. Grey, hast du gehört? Und nimm die schnellen Pferde." Also ging ich los. Vor wenigen Sekunden hatte sie sich noch beschwert, dass wir zu spät kommen würden, und jetzt ging sie einkaufen. Ich würde die Frauenwelt nie verstehen. Greg lief mir nach und rief:" Warte, ich helfe dir." "Danke, ist aber nicht nötig. Ich muss nur noch die Pferde einspannen." Ich ging in den Stall und holte die beiden Rappen, Machaon und Odysseus. Als ich fertig war, saßen die beiden Mädchen schon in der grünen Kutsche mit dem Wappen der Greens. Greg saß vorne neben dem Platz des Kutschers. Ich schwang mich auf den Kutschbock, schon ging die Fahrt los. Hinten im Wagen redeten die beiden ohne Pausen über Sachen wie Schmuck und Kleider. Schnell kamen wir nach Birmingham. Ich wusste schon, wo der Schneider war, so kamen wir direkt dort an. Die Mädels brauchten eine geschlagene Stunde um sich ein paar Kleider auszusuchen, und eine weitere, um die ganzen Kleider anzuprobieren und umzutauschen. Aus zwölf Uhr wurde ein Uhr und aus ein Uhr zwei Uhr. Als es dann halb drei zuging, stürmte ich in den Laden und sagte:" So, das Treffen beginnt um vier Uhr und wir brauchen mindestens noch eine Stunde dahin. So wie ich die Straßen kenne, eher 1 ½. Also macht voran." Die Mädchen murrten, kamen dann aber doch raus, in neuen Kleidern, die sich nicht wirklich von ihren Kleidern davor unterschieden. Wir kamen zu spät. Nicht wirklich ein Wunder, wenn man die Straße betrachtete. Voller Schlamm und Schlaglöcher. Denkbar ungünstig für einen Wagen. es war aber nicht weiter schlimm, denn auch die anderen Wagen kamen erst jetzt an. Alle, bis auf die Golds und Silvers. Auch kein Wunder. Als alle hineingingen, sah ich auch meine Eltern. Sie waren die Beschützer von Elisabeths Eltern, wohnten jedoch auf einem anderen Anwesen. "Siger, du hast schon wieder deine Alltagsklamotten an. Wieso hast du dich denn nicht umgezogen, wenn du schon zu spät kommst?", fragte meine Mutter vorwurfsvoll. "Sie musste einkaufen gehen. Mit ihrer Freundin. Es hat geschlagene zweieinhalb Stunden gedauert, und dann war es schon halb drei. Ich konnte doch nicht wissen, dass sie solange braucht.", gab ich zurück. "Schon, aber dein Freund Greg war doch dabei, oder? Dann hättest du dich in der Kutsche umziehen können." "Vor den Mädchen? Oder auf dem Dach? Ich darf doch sowieso nicht in die Versammlung rein." "Und du weißt wieso." "War es nicht irgendwie, weil die jungen Leute befreunden sollen? Es bewirkt aber manchmal eher das Gegenteil." "Ich weiß. Aber manchmal ist das ebenso. Ich muss jetzt rein. Prügelt euch nicht zu sehr. Und lass dein Schwert aus dem Spiel. Ich werde es nachher inspizieren." "Meinetwegen. Aber erwarte nicht, dass ich mit Fire friedlich Tee trinke.", sagte ich und ging unter die Überdachung. Greg und Fire waren schon da. Fire war von den Reds. So ziemlich aufs Blut befeindet mit den Greys. "Nah, konntest du dir keine besseren Kleider leisten? Aus welcher Müllgrube hast du denn die aufgegriffen?", fragte er mich angriffslustig. "Aufpassen beim Sprechen von schwierigen Wörtern. Du könntest deine Zunge verschlucken. Und deine Kleider eignen sich ja auch nur zum Kloputzen. Dabei ist es egal, ob du noch mit drinnen steckst.", erwiderte ich. "Das kannst du ja gerade sagen." "Hey, Jungs, könnt ihr euch vielleicht mal ein wenig zurückhalten? Die anderen sind noch nicht einmal alle in der Halle." "Hast du deinen Beschützer mitgebracht, Sig? Traust du dich jetzt nicht mehr allein gegen mich?", fragte Fire verächtlich. "Als ob ich einen Beschützer bräuchte.", gab ich zurück und wandte mich ab. Fire störte mich auch erstaunliche fünfzehn Minuten nicht. Dann konnte er allerdings seinen Mund nicht mehr halten. "Weißt du, ich würde dir ja gerne sagen, welchen Beschluss die Versammlung trifft, aber das wäre ja nicht fair den anderen gegenüber." "Du weißt ja noch nicht einmal, ob du an einer Kreuzung rechts oder links gehen sollst." "Das war eine Beleidigung!", kreischte er. "Heul doch", provozierte ich ihn. Dann ging er auf mich los. Er klatschte in die Hände und entzündete ein Feuer darin. "Achtung, kleine Kinder dürfen nicht mit Feuer spielen." Jetzt wurde er richtig wütend und rannte auf mich zu. Ich wich ihm leichtfüßig aus. Plötzlich zog er sein Schwert. "Oh, Schwertkampf. Gute Idee, wenn ich kein Grey währe." "Dir wird das Lachen noch vergehen." "Eher werden die Leute aufhören, an Hexen zu glauben." Er versuchte meinen Kopf zu treffen, aber ich blockte den Schlag. So ging es eine Weile weiter, er griff mich an und ich verteidigte mich. Dann drehte ich den Spieß um und schlug ihm das Schwert aus der Hand. Als er da plötzlich verteidigungslos dastand, wich er zurück. "Nicht! Du darfst mich nicht angreifen!" "Habe ich auch gar nicht vor. Aber du hast angefangen. Dass kann ich doch nicht ungestraft lassen, oder?" "Und mit was? Ihr Greys habt doch noch nicht einmal richtige Zauberkräfte. Ihr könnt gut mit dem Schwert kämpfen, aber das war auch schon alles." Plötzlich traf ihn ein Erdklumpen hinten am Kopf und er sackte zusammen. "Danke, aber das hätte ich schon geschafft", sagte ich zu Greg, als ich mein Schwert einsteckte. "Und dann hätte er keinen Kopf mehr. Das Risiko wollte ich nicht eingehen." "Du machst dir zu viele Sorgen um mich." "Wer denn sonst?" " Meine Eltern? Aber im Prinzip hast du Recht. Aber was sollen wir mit ihm machen? Wir können ihn nicht einfach liegen lassen. Und wenn er zu sich kommt, müssen wir dafür sorgen, dass er uns nicht verpfeift." "Er wird uns nicht verraten. Und wir können ihn so hinstellen, dass es aussieht, als würde er schlafen. Dann bekommt er Ärger, und nicht wir." "Ok. Dann müssen wir ihn aber so herrichten wie vorher." "Das schaffen wir schon." "Dann mal los." Ich ging zu Fire hin und hob ihn hoch. Dann stellte ich ihn an die Wand. Sein Kopf fiel immer zur Seite. Anscheinend wurde er dadurch geweckt. "Jetzt bekommt ihr richtig Ärger. Wir sollen aufpassen, und uns nicht gegenseitig niederschlagen." "Hör mal. Wir werden dir nicht wehtun, aber wenn auch nur irgendeine winzige Information nach draußen kommt, bist du erledigt. Du .... Ich wurde unterbrochen, weil die Tür sich öffnete. "Hey, ihr da. Ihr sollt reinkommen. Hat Lady Gold beschlossen. Waffen draußen lassen und keine Fähigkeiten, Grey." Der Türvorsteher ging wieder rein und tat dass, was er tun sollte, nämlich die Tür offen zu halten. Langsam gingen wir herein. Ich zischte Fire zu: "Wir sprechen uns nochmal." Er antwortete nicht. Einen Moment später war auch ich sprachlos. Ich wusste ja, dass die Halle groß war, aber so gewaltig hatte ich es mir nicht vorgestellt. Hunderte, Tausende Leute waren anwesend. Und nicht nur Colors. So viele waren es ja nicht. Es gab die Familie Colors zwar schon länger, sogar schon in der Normandie, aber die acht Familien hatten sich erst später gebildet. Es war wie in einem Amphitheater. Die riesige Tribüne war in acht Teile gegliedert, jedes in der entsprechenden Farbe des "Clans" Unten, in der Manege, war ein Tisch aufgebaut, wo die acht Brüder und Schwestern saßen, die diese Gemeinschaft gegründet hatten. Alle waren über Hunderte von Jahren alt, aber dennoch sahen alle um die dreißig, vierzig aus, nur die Haare waren grau oder silbern mit einem leichten Gold-, Grün-, Blau-, Braun- oder Rot Stich. Lady Gold, Lady Green, Lady Blue, Lady White und Sir Silver, Sir Grey, Sir Red und Sir Brown diskutierten heftig. Wir gingen zu unseren Familien und ich setzte mich zwischen meine große Schwester und kleinen Bruder. "Und, habt ihr euch schön geprügelt?", fragte sie mich. "Was glaubst du?", beantwortete ich Cathrins Frage mit einer Gegenfrage. "Jetzt mal weg von solchen banalen Dingen. Was ist hier passiert und wieso hat man uns herein beordert?" "Nicht nur euch. Alle Soldaten, Bediensteten und sterbliche Würdenträger sind hier. Der König verlangt von den Colours, das wir mit ihm in Frankreich einmarschieren. Zudem haben die Blues schon wieder einen Krieg gegen die Greens und Whites angezettelt. Deswegen hat man euch und die anderen hereingeholt. Diese Sitzung ist äußerst wichtig." Ein älterer Grey tippte uns auf die Schulter. "Sie ist so wichtig, dass ihr auch zuhören solltet, was passiert." Plötzlich stand Sir Silver auf und rief: "Geehrte Colours. Wir haben entschieden, dass wir King Phillip IV nach Frankreich folgen werden. Darüber hinaus ist die Forderung, eine Schlacht untereinander zu führen, abgelehnt. Wir haben wichtigeres zu tun." Lady Gold stand auf: "Ich erkläre diese Versammlung hiermit für beendet." Zuhause in meinem Zimmer setzte ich mich aufs Bett und dachte nach. Ich hatte noch nie an so etwas teilgenommen, und abgesehen von den Übungskämpfen untereinander hatte ich noch nie ernsthaft gekämpft. Und jetzt marschierten alle in Frankreich ein. Na toll. Natürlich, kämpfen, das war so etwas wie eine Leidenschaft der Greys. Aber ich war mir nicht sicher, ob ich dafür geeignet war. Am nächsten Morgen kam mich meine Mutter besuchen. "Siger, gestern hat Lady Gold noch beschlossen, dass man nur kämpfen darf, wenn man die Endphase erreicht hat. Was heißt, dass du dich erst nur verteidigen darfst, nicht angreifen. Und du wirst dich daran halten, sonst wirst du nach Hause geschickt." "Ich hatte auch gar nicht vor, zu kämpfen, bevor ich nicht weiß, wie es in der Schlacht vorgeht. Ich weiß darüber zu wenig." "Gut. Wahrscheinlich wirst du viele Sachen sehen, die sich nach dem Ritterkodex nicht gehören. Viele Soldaten sind dann nicht besser als Plünderer. Ich will versuchen, dass wir in die gleiche Einheit kommen, aber da besteht nicht viel Hoffnung. Aber du wirst mit anderen Greys zusammen sein, sie werden mir Bericht erstatten. Also mach keinen Unfug." "Meine Aufgabe ist es, Elisabeth zu beschützen. Ich werde nichts anderes machen." "Viel Glück. Du bekommst von deinem Vater noch ein Lederhemd mit Nieten und Ärmeln aus Kettenhemd. Man kann ja nie wissen." "Wirklich? Danke. Dir auch viel Glück." "Oh, mein kleiner Siger. Es gefällt mir gar nicht, welche Wendung dein Schicksal genommen hat. Es soll ja nicht lange dauern, aber da bin ich mir nicht so sicher. Wahrscheinlich werden wir uns für eine Zeit nicht sehen. Du wirst unsterblich sein, wenn wir uns das nächste Mal sehen." Sie umarmte mich, ich erwiderte. So standen wir eine Weile da. "Ich muss jetzt gehen. Bis hoffentlich bald", sagte sie mit leicht belegter Stimme. "Bis bald", sagte ich noch. Dann ging sie zu ihrem Pferd und ritt davon. Zwanzig Jahre später: "Elisabeth, komm. In fünf Stunden geht die Sonne auf. Davor müssen wir hier raus sein.", rief ich. „Ja, gleich. In dieser Kleidung bin ich nicht so schnell." Bald darauf kam sie durch die Tür. Zwanzig Jahre in einem Land, indem Krieg herrschte, hatten Spuren hinterlassen. Sie trug ein Panzerhemd und Hosen aus Leder. Auch war sie vorsichtiger. Es war aber nicht so, dass das bei mir nicht genauso war. Mittlerweile war ich ja in die Phase gekommen, in der ich nicht mehr alterte und mein Haar wies schon leichte Grauspuren auf. Außerdem trug ich das Hemd von Vater. Es hatte mir in letzter Zeit einen guten Dienst geleistet. Wir gingen durch die Tür. Plötzlich waren wir von Speeren und Pfeilen umgeben. Ein kleiner Mann aus der Reihe befahl: "Du da. Leg dein Schwert auf den Boden wo wir es sehen können, oder deine Freundin stirbt. Und keine Tricks." "Ich kann sie fertig machen", flüsterte ich Elisabeth zu. "Es sind zu viele. Und ich bin erst morgen unsterblich. Bitte, du kannst mich doch auch morgen befreien", bat sie mich. "Wenn du dann noch lebst", knurrte ich zurück, legte das Schwert dann aber doch zu Boden. "So. Hände auf den Rücken. Ihr kommt jetzt mit uns, Engländer" befahl der kleine Franzose. Die anderen banden die Seile fester zusammen als nötig. Dann stupsten sie uns zu einem Gefängnis, wo wir zu einem Wärter kamen. "Hallo, Engländer. Ich heiße Monsieur Deveraux. Ihr wisst doch wohl, dass das Gebäude, in dem man euch fand, dem französischen Königshaus gehört", sagte er in einem Englisch mit starkem französischem Akzent, "und das ihr damit einen Angriff auf den ehrwürdigen Kaiser gewagt. Natürlich muss ich euch dafür hinrichten, aber ihr könntet wertvolle Informationen besitzen. Du scheinst sehr an dieser Dame zu hängen, Monsieur ..." "Grey. Siger Grey." "Monsieur Grey. Deswegen werden wir dir die Entscheidung erleichtern, deine Freunde zu verraten. Soweit ich weiß, seid ihr Colours. Du bist ja schon im Endstadium, aber sie erst morgen früh, drei Stunden nach Sonnenaufgang. Also haben wir genug Zeit. Ich würde ja gerne schon jetzt anfangen, aber die Angestellten weigern sich bei Nacht zu arbeiten. Dann eine fröhliche Nacht, wo du schon einmal alles überlegen kannst, was du weißt, Grey." Dann orderte er die Wachen an, uns in eine Zelle zu bringen. Als wir alleine waren, setzte sie sich an eine trockene Stelle im Stroh und fing an zu schluchzen. "Oh, Grey. Ich habe solche Angst. Wenn sie nicht das erfahren, was sie wollen, bin ich tot." "Sie werden schon das erfahren, was sie wollen. Du musst nichts befürchten", versuchte ich sie zu trösten. "Ich habe aber Angst", erwiderte sie trotzig. "Ich kann da nichts ändern. Aber trotzdem solltest du versuchen zu schlafen. Das ist es jedenfalls, was ich tun werde." Ich suchte mir eine anderen Platz, wo der Boden noch nicht sehr faulte und setzte mich gegen die Wand und versuchte zu schlafen. Mir gelang es nicht sofort, deswegen oder gerade darum hörte ich wie Elisabeth vor sich hin murmelte und dann zum Gitter ging. "Hallo? Ich würde gerne euren Chef sprechen. Ich finde es inakzeptabel, auf dem Boden zu schlafen. Gibt es da eine Möglichkeit, wie ich ein anständiges Bett zu bekommen?" Ich konnte förmlich die anzüglichen Blicke der Wächter spüren. Wie konnte sie nur so etwas sagen? "Natürlich gibt es da eine Möglichkeit, „ schnurrte der Wächter, "aber das kommt ganz auf dich an." "Gut, was immer sie sagen, ich werde es tun." Mir verlangte es fast, aufzuspringen und dazwischen zu gehen. Aber ihr Körper gehörte ihr. Mich überraschte nur, dass sie den Beweggrund des Wächters nicht erkannte. "Dann ist es also beschlossen. Ich hole den Sack, du kannst dich schon einmal fertig machen." "Wie, fertig machen?" "Zieh dich einfach aus." "Na gut." Oh mein Gott. Das musste doch einem Blinden auffallen, was er wollte. Aber sie tat es. Ich konnte es nicht fassen. Mittlerweile war der Wächter zurück. Er stand für einen Moment fassungslos da und starrte Elisabeth an. Auch ich wagte einen kurzen Blick. Wow, sah sie gut aus. Ich presste meine Beine fest zusammen. Fast hätte ich meine Tarnung aufgegeben. Aber ich riss mich zusammen. Der Wächter nicht. Kaum war er in der Zelle, warf er den Sack auf den Boden und zog sich an der Hose und dem Hemd. Er warf Elisabeth auf die Schlafstätte und bestieg sie. Ich schloss meine Augen ganz. Ich hörte nur noch ein leises, lusterfüllten Schrei von ihm von ihr. Die ganze Nacht lag ich wach, nur im Morgengrauen vielen mir die Augen zu. Nach einer viel zu kurzen Nacht wachte ich von einem Rasseln auf, dass sich nach kurzem als das Schnarchen des Wächters herausstellte. Er lag immer noch nackt mit Elisabeth auf dem Sack. Ich stand auf um ihn zu wecken. Dann überlegte ich es mir anders. Es wäre viel passender, wenn sein Befehlshaber erfahren würde, was er getan hatte. Doch daraus wurde nichts. Kurze Zeit später erwachte der Wächter und stand umständlich auf, um sich anzuziehen. Ich stand in einer Ecke und beobachtete ihn. Plötzlich bemerkte er mich. "Wehe, du verrätst mich. Dann wirst du dich wünschen, nicht geboren zu sein", drohte er in gebrochenem Englisch. "Dir wünschen. Und deinem Chef wäre es wohl nicht recht, wenn ich irgendwie verletzt würde. Dann bekommt er doch nicht das volle Lösegeld?" "Verfluchte Anglaise. Wir werden uns noch sprechen, darauf gebe ich dir mein Wort." "Und einen Fick?" Grollend verzog er sich, das Hemd noch halb offen. Bald erwachte Elisabeth auch. Verschlafen blickte sie sich um. "Wo bin ich?", nuschelte sie. "Irgendwo in einem Gefängnis im nördlichen Frankreich, wo genau weiß ich nicht." "Gestern, da wurden wir doch geschnappt, oder?" "Wenn du es so nennen willst... Kannst du dir vielleicht etwas anziehen?" "Ich bin nackt?", kreischte sie, "Oh, gestern Nacht, was habe ich da gemacht?" "Du weißt es nicht?" "Doch..." "Vielleicht klingt dass jetzt ein bisschen komisch, aber wieso?" "Ich wollte das Gefühl vor meinem Tod noch einmal spüren." "Du warst noch Jungfrau? Aber du wirst nicht sterben. Und was passiert, wenn du schwanger wirst?" "Du denn nicht? Das setzt infrage, dass ich diesen Tag überlebe." "Vom Sternzeichen her. Ach Elisabeth, du warst schon immer sehr stur. Wie soll ich dich nur überzeugen?" Sie überging meine Frage und stellte ihre: "Mit wem hast du denn geschlafen?" Ich antwortete nicht, denn dann kam ein andrer Wächter und starrte uns vorwurfsvoll an. Anscheinend sprach er kein Wort Englisch. In Französisch wies er sie an, sich anzuziehen. Elisabeth warf mir den Panzer zu. Dann wurden uns die erneut Hände gefesselt. Ich wurde in einen Verhörraum gebracht, Elisabeth in einen anderen Raum daneben. Ich wurde an den Tisch festgebunden, dann kam Monsieur Deveraux von gestern Abend/heute Morgen und zwei Praktikablen. "So, lieber Monsieur Grey, jetzt werden wir mit der Befragung anfangen. Damit wir uns besser verstehen, werden ihnen mehrere Möglichkeiten überlassen. Die erste ist, dass sie einfach auf unsere Fragen beantworten, sonst, naja, sie werden es herausfinden. Nur so viel, es wird nicht angenehm", sagte er mit einem wölfischen Grinsen. "Ich werde ihnen nichts sagen." "Gut, sie hatten die Wahl. Marc, holen sie unsere Überraschung heraus." Der Angesprochene ging heraus und kam mit einem Messer zurück! Ich stöhnte kurz auf. "Jetzt sind sie nicht mehr so selbstbewusst, nicht? Fangen sie mit dem Zeigefinger an, welchen, können sie sich aussuchen." Marc kam zum Tisch und setzte das Messer an, an der rechten Hand. Ich war Rechtshänder. Das Messer war so scharf, dass es den Finger ohne sichtbare Schwierigkeit durchtrennte. Mir entwich ein kleiner Schmerzensschrei, doch wenn... Er schnippte das Fingerglied weg. Sonst wäre es vielleicht wieder angewachsen. Schnell schnitt er auch noch den Rest des Fingers weg. Jetzt brüllte ich auf. "Wo sind die englischen Truppen stationiert?", schrie mich Deveraux an. "Von mir erfahren sie nichts", stöhnte ich. "Na gut. Dann wird es eben deine Freundin zu spüren bekommen." "Nein!" "Zu spät. Nicolas, hacken sie ihr den Kopf ab." Der Mann ging in den anderen Raum. Ich konnte Elisabeth nicht sehen, aber ich hörte sie schreien. Dann ein dumpfes Geräusch, und es war still. „So, jetzt haben sie Bedenkzeit. Dann reden wir noch einmal." Die beiden banden meine Hände frei. Ich schlug meine Ellbogen zusammen. Die Praktikablen klappten zusammen. Dann schnappte ich mir das Messer und steckte es in die Kehle von Deveraux. Auch er brach zusammen. Dann stürmte ich aus dem Raum und nahm mein Schwert an mich. Ich sah nicht mehr, wie er sich aufrichtete und der Schnitt verheilte. Sein Haar schimmerte rötlich.




Nur als Erinnerung, ich habe mit dem Schreiben angefangen, als ich gerade mal 10 war. Ich entschuldige mich nachträglich für seltsame Dinge, Zusammenhänge oder ähnliches. Ich als zehnjähriges Kind war seltsam.


Geschichten ohne EndeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt