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Auf einmal sah ich einen weißen Lastwagen an uns vorbeifahren. Ich zuckte zusammen und krallte mich in Patricks Arm.

Der Lastwagen sah so aus wie der, der mich damals... Mich damals....

Ich schüttelte den Kopf. Ich musste die aufkommenden Erinnerungen versuchen zu unterdrücken!

"Ist alles in Ordnung? Luana? Hallo?" eine Stimme redete auf mich ein.

Erst nach einigen weiteren Momenten war ich in der Lage sie als die Stimme Patricks auszumachen.

Vorsichtig nickte ich und liess langsam von seinem Arm ab. Entschuldigend sah ich ihn an und deutete auf seinen Arm.

"Nicht schlimm, kann ja mal passieren." lächelte er mich an.

Erleichtert darüber, dass er mir nicht nachtragend war, lächelte ich zurück

"Was war denn los? Der Lastwagen fuhr an uns vorbei und du kralltest dich in meinen Arm, als hättest du eine Panikattacke. Um ehrlich zu sein, so sah es auch aus... Ich habe mir wirklich Sorgen um dich gemacht... Du musst es mir nicht erzählen, wenn du das nicht möchtest, aber sag: Möchtest du wieder auf unser Zimmer? Du scheinst noch immer etwas blass...?" fragte er sanft und legte seine linke Hand auf meiner rechten Schulter ab.

Eigentlich müsste ich mich gegen diese Berührung sträuben. Ich müsste Amgst bekommen. Ich sollte dieser Geste entfliehen.

Doch ich tat nichts der Gleichen. Dort wo seine Hand lag, kribbelte es leicht. Es war ein, inzwischen, ungewohntes Gefühl der Nähe.

Nach einigen weiteren Momenten des Schweigens, die nicht länger als zehn Sekunden währten, deutete ich auf eine kleine Parkbank. Unscheinbar stand sie an einer kleinen Abzweigung des grau asphaltierten Hauptweges. Doch so unscheinbar sie auch aussah, so scheinbar vollkommen war sie.

Patrick lies sich in kleinem Abstand zu meiner linken nieder und lies seinen Blick auf den Park und den nahenden Sonnenuntergang schweifen.

Die am Boden liegenden Blätter wurden durch einen Windstoß wieder auf die Wege geweht und würden dem Gärtner am morgigen Tage erneut zu Arbeiten geben. So schien es mir ein endloser Kreislauf zu sein. Die Blätter wurden vormittags an den Wegrand gefegt, um dann abends wieder von Winde verweht zu werden. Nur damit sich das selbe Spiel am folgenden Tag erneut abspielt.

So würde es den gesammten Herbst hindurch gehen, bis in den Winter hinein...
Doch als das Blatt eines Ahornbaumes vor meine Füße fiel, erinnerte ich mich an die Vergänglichkeit. Alles vergeht früher oder später.

Irgendwann würden die Blätter hinfort geweht sein, oder festgetreten am Boden liegen bleiben.
Der alte Gärtner würde früher oder später in seinen wohlverdienten Ruhestand gehen. Und auch der neue Gärtner würde ihm früher oder später folgen.
Denn Nichts blieb für immer.

Auch wenn man es sich noch so sehnlich wünschte.
Früher oder später würden wir alle tot, die Berge zu kleinsten Hügeln, und die Meere überall sein.

"Es ist sehr schön hier, nicht wahr?" hörte ich Patrick leise fragen, als ob er sich nicht sicher war was er fragen wollte.

Ich nickte und sah auf meine silberne Armbanduhr. Es wäre in wenigen Minuten soweit zum gemeinsamen Abendessen zu gehen.

Leicht tippte ich Patrick zweimal auf die rechte Schulter und deutete, als sein Blick auf mir ruhte, auf meine Uhr und danach auf den Eingang zur Psychatrie.

"Müssen wir los zum gemeinsamen Abendessen?" fragte er mit einem leicht bedauernden Unterton in der Stimme, als ob er es genossen hätte hier zu sitzen. Mit mir.

Ich nickte und so standen wir auf und liefen schweigend den asphaltierten Weg, den wir gekommen waren, zurück.

Im Speisesaal angekommen blieb ich leicht verunsichert stehen.

Es standen sechs hölzerne Tische in dem kleinen Raum, wobei an jeden Tisch etwa sechs Stühle gestellt waren. Etwa zwei Drittel der Plätze waren belegt von jungen Männern und Frauen, doch die einzig bekannten Gesichter waren Herr Zone, der an dem mittleren Tisch der rechten Reihe Platz genommen hatte, und Herr Bergmann, der an dem hintersten Tisch der linken Reihe sein Abendessen verspeiste. Dabei unterhielt er sich mit einem braunhaarigen Mädchen. Da sie mit dem Rücken zu mir gewendet saß, sah ich nicht mehr von ihr.

Zu meiner Rechten gab es eine kleine Theke mit einer Auswahl an Salaten, Hauptgerichten, vegetarisch oder mit Fleisch, und sogar ein kleines Dessert stand dort.

"Komm, wir nehmen uns etwas zu essen." sprach Patricks Stimme sanft und er deutete mit seiner linken Hand auf die Theke.

Ich folgte ihm, und bemerkte, dass sich kaum einer der anderen Bewohner für uns, als Neuankömmlinge, interessierte.

Nur Herr Zone, der weiterhin allein an seinem Tisch saß, lächelte uns einmal an, als er uns bemerkte. Ansonsten wendete sich ein Mädchen mit schwarzen Haaren, die in den Spitzen und Längen blau gefärbt wurden, zu mir um und musterte mich. Ich lächelte ihr vorsichtig, da sie mir ja vollkommen unbekannt war, zu. Sie erwiderte das Lächeln ebenso leicht und wandte sich dann wieder dem braunhaarigen Jungen, ihr gegenüber, zu.

An der Theke angekommen nahm ich mir etwas Salat, eine kleine Portion des Fleisch enthaltenden Hauptgerichtes, welches heute aus einer Bratwurst und Kartoffelpüree bestand, und stellte mir sogar noch einen der Puddings auf das graue Tablett.

Patrick stand, genauso wie ich nun, ratlos am Ende der Theke. Wo sollten wir uns hinsetzen?

Das Mädchen, mit den blau gefärbten Haaren lächelte mich erneut an und sie deutete mit ihrem Blick auf den Tisch, an dem sie noch immer mit dem braunhaarigen Jungen, der uns immernoch keined Blickes würdigte, ihr Essen verspeiste.

Ich ging also zu ihrem Tisch, und hörte dabei, wie Patrick mir folgte.
Angekommen am Tisch, blickte nun auch der braunhaarige Junge mal auf. Er hatte, ebenso wie Patrick, markante Wangenknochen, jedoch waren seine Augen blau. Er musterte uns mit kritischem und vorsichtigem Blick. "Ihr seid also die Neuen, ja?" fragte er direkt, wobei ich einen etwas forschen Ton in der Frage aus zu machen vermochte.

"Ja sind wir wohl. Ich bin Patrick. Hi." sprach Patrick und reichte zuerst dem Mädchen, danach dem Jungen die Hand. "Felix" sagte der Junge langsam und schüttelte seine Hand. "Ich bin Kati. Freut mich euch kennen zu lernen." lächelte sie.

"Das ist Luana. Sie redet nicht sehr viel." stellte Patrick mich noch schnell vor.

Mir war es etwas unangenehm, sofort als schweigender Freak abgestempelt zu werden, jedoch nickte ich einfach und reichte, wie Patrick vor mir, beiden die Hand.

"Ist doch kein Problem. Wir sind doch alle etwas komisch hier, nicht wahr?" grinste Kati. Sie erschien mir dauerhaft glücklich... Felix hingegen wirkte ruhiger, angespannter und wesentlich kälter.



Bitte entschuldigt die lange Wartezeit...

Doch hier ist nun ein neues Kapitel für euch :)

Vielen Dank für die Votes und Kommentare. Danke!
Auch hier dürft ihr gerne voten und eure Meinung zu diesem, zugegeben sehr unspektakulären Kapitel, abgeben.

Noch eine Frage: wie ist die Kapitellänge? Gut so oder lieber kürzere oder längere Kapitel?

Bis zum nächsten Kapitel eure xxfiona :)

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 27, 2016 ⏰

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