Brighter than the stars || German

Kapitel 1

Nervige Tritte in meinen Sitz, laut erhallendes Schnarchen und ein heftiges Rütteln, welches mich beinahe in Todesangst versetzt. So geht das nun schon seit Stunden. Die Zeit kommt mir endlos vor.

Ich schaue aus dem winzigen, ovalen Fenster, nachdem ich die Klappe vorerst hochgeschoben habe, und sofort überkommt mich wieder Panik. "Der Mensch ist einfach nicht dazu geschaffen zu Fliegen. Wenn es so wäre, hätte ich Flügel an meinem Körper.", brumme ich leise vor mich hin. "Ruhe da hinten!", brüllt der extremst übergewichtige, sabbernde Mann, welcher es auch mal nach unendlichen Momenten geschafft hat, sein Schnarchen zu unterbrechen. "Das hätte ich zu Ihnen am liebsten schon vor fünf Stunden gesagt.", schnauze ich zurück. "Dilona! Das reicht! Was ist in dich gefahren?! Es tut mir wirklich Leid." Natürlich kann meine Mutter es nicht unterlassen sich einzumischen. Das war ja klar.

Ich wende mich von ihr ab und starre weiterhin aus dem Fenster, auch wenn mir dies nicht unbedingt geheuer ist und sich ein komisches Gefühl in meinem Magen aufbaut. Besser als mich mit ihr oder diesem anderen Kerl, welcher auch mein Vater gennant ist, zu unterhalten.

"Weisst du, Dilona, irgendwann musst du dich auch einfach damit abfinden." Ich spüre eine Hand auf meiner Schulter und schüttle diese sofort ab. "Dilona, tu doch nicht so." "Ich soll nicht so tun? Sag mal, spinnt ihr eigentlich beide vollkommen? Ich soll mich damit abfinden? Wisst ihr eigentlich was ihr mir antut? Wir ziehen verdammt nochmal mehrere tausend Kilometer weg. Ich habe dort drüben nichts. Keine Freunde, gar rein nichts. Und ihr denkt nur an euch selbst! Ich will nicht mit euch reden." "Freunde hattest du ja zu Hause auch keine.", wirft mein Vater mit einem höllischen Grinsen ein und mir platzt der Kragen. "Du! Du musst dich hier nicht versuchen einzumischen. Du hast mir nichts zu sagen. Schon gar nichts über mein Leben. Ich glaube ich weiss hier immer noch am besten darüber Bescheid! Du bist so ein blödes Ar-", brülle ich als ich von meiner Mutter ruckzuck unterbrochen werde.

"Dilona! Du hälst sofort deinen Mund! Wie redest du eigentlich mit uns?", gibt meine Mutter noch einmal lauter zurück. "Entschuldigen Sie, das hier ist ein Flugzeug mit über 200 anderen Passagieren. Wäre es möglich die Unterhaltung etwas leiser fortzufahren?", unterbricht uns eine blonde Stewardess. "Natürlich. Es tut mir wirklich Leid. Es wird nicht wieder vorkommen.", versichert meine Mutter der jungen Dame mit einem Lächeln. Als diese sich wieder zurück zu einer anderen Sitzreihe begibt, geht die Diskussion im Flüsterton weiter. "Das wird so mit dir nicht weitergehen, ja? Du wirst dich benehmen!"

Ohne auch nur ein Wort zu sagen krame ich provokant meine Kopfhörer aus meiner viel zu riesigen Tasche heraus, stecke mir diese in die Ohren und drehe die Musik auf höchster Lautstärke auf. Sie versteht es einfach nicht, sie wird es nie verstehen. Sie versteht es genau so wenig wie ich sie verstehe.

Ich starre aus dem Fenster und mit der Zeit werden meine Augenlider immer wie schwerer, bis sie plötzlich zufallen, die Realität langsam vor mir verschwindet und die Zeit stillsteht.

Als sich meine Augen in Zeitlupe wieder öffnen, befinden wir uns zu meinem Glück endlich wieder auf festem Boden. Wir sind an unserem Ziel angekommen; Amerika. Kalifornien, um genau zu sein. Sacramento um noch genauer zu sein.

"Beweg dich und schnapp dir dein Gepäck, Fräulein.", befielt mir mein Vater und greift nach meinem Arm. "Fass mich nicht an.", sofort entweiche ich seinem Griff. "Dilona-", beginnt er seufzend, doch ich lasse ihn nicht ausreden. "Nein! Du sollst mich nicht anfassen." "Ist ja gut. Beeil dich jetzt." Ohne mir noch ein weiteres Mal in die Augen zu blicken dreht er sich um und läuft zum Ausgang des Flugzeuges. Erst als er die Maschine verlassen hat, begebe auch ich mich aus meinem Sitz, hole meinen Koffer aus dem Verstauungsfach, was sich als ziemlich schwer herausstellt, und laufe ebenso zum Ausgang.