Der Zoo, Teil 1
Der nächste Morgen begann für Max mit dem schrillen Klingeln des Weckers, welches ihn unsanft aus der Seligkeit des Schlafes riss. Tina gab ihm einen Morgenkuss und er machte sich, über die Anschläge der solum Terram nach grübelnd, auf den Weg ins Badezimmer. Selbst der erquickende heiße Wasserstrahl der Dusche konnte den Ärger, der sich in die Tiefen seines Bewusstseins gegraben hatte nicht vollkommen wegspülen. Trotzdem beendete er seine morgendliche Routine nach einiger Zeit zufriedenstellend und warf sich seinen Morgenmantel über. Als er ins Schlafzimmer zurückkehrte nahm seine Frau ihn in den Arm und versuchte ihn zu beruhigen. „Nimm es dir nicht so zu Herzen Schatz, jeder große Forscher musste dem Widerstand einfältiger Geister trotzen, sie haben es dennoch geschafft ihre Theorien und Werke durchzusetzen und du wirst das auch schaffen.“ Durch die aufmunternden Worte seiner Frau bekräftigt suchte sich Max die Klamotten für den heutigen Tag aus seinem Kleiderschrank und zog sich an. Zum Frühstück schaltete er den Holoscreen ein um, um die neuesten Nachrichten zu schauen. „Andre Reichert, Anführer der religiösen Bewegung solum Terram wurde gestern Abend in seiner Villa in Berlin festgenommen, da er unter dringendem Tatverdacht steht, mehrere Anschläge gegen Transportunternehmungen von NexCorp geplant und finanziert zu haben.“ verkündete die Sprecherin der Nachrichtensendung. Dies zauberte ein sanftes Lächeln auf Max Lippen und blies einige der Zweifel die ihn belasteten davon. Den restlichen Vormittag des Sonntags verbrachte Max damit auf seinem Smartdesk die Fortschritte der einzelnen Abteilungen des Ascensus Projekts zu überprüfen und er war froh, das es dort keine größeren Probleme gegeben hatte. Er eröffnete danach wie jeden Sonntag eine Videokonferenz mit den verschiedenen Projektleitern, um ihre persönlichen Meinungen über den jeweiligen Fortschritt ihrer Teams zu erfahren. Für ihn war das eine der effizientesten Möglichkeiten herauszufinden, wie dieses schwer zu überblickende Mammutprojekt voranschritt. Schließlich war dies die größte Anstrengung, die die Menschheit je auf sich genommen hatte. Größer als Kolumbus Expedition zur Entdeckung der Westpassage nach Indien auf der er Amerika entdeckte, größer als das Rennen um den ersten Menschen im All und auf dem Mond, war dies der Versuch den angestammten Platz der Menschen von der Erde zuerst ins Sonnensystem und dann in die weiten des Weltalls zu verlegen. Niemand hatte das zuvor gewagt und noch vor 15 Jahren war jeder auf der Erde davon ausgegangen, dass es noch einige Jahrhunderte dauern würde bis es Wirklichkeit wird. Und nun saß er hier, ein Mann aus gewöhnlichen bürgerlichen Verhältnissen, der einen Weltkonzern aufgebaut und die Forschung der Menschheit soweit vorangetrieben hatte, das die Sterne zum Greifen nah waren. Als er die Telekonferenz abgeschlossen hatte holte er seine Frau und seine Tochter in die Küche, um den Ausflug vorzubereiten, den sie in der letzten Woche geplant hatten. Sie wollten in den Rostocker Zoo, dessen Ausbau und Modernisierung heute abgeschlossen waren. Die letzten zwei Jahre war der Zoo geschlossen gewesen, da er und einige andere wohlhabende Geschäftsleute mit einer Faszination für Tiere dem Zoo zusammen mehrere Milliarden Euro zur Renovierung, Aufstockung und Erhaltung des Zoos gespendet hatten, unter der Bedingung, das jedes Habitat ausreichend groß und tierfreundlich ist. Nun waren er und seine Familie als Ehrengäste eingeladen, um der Wiedereröffnung beizuwohnen. Nachdem sich alle im Auto eingefunden hatten machte sich Max mit seiner Familie auf in den Weg in den Zoo. Dieses Mal war die Fahrt in die Stadt allerdings ereignislos und sie kamen ohne auf Probleme zu treffen an ihrem Ziel an. Als sie das Eingangstor erreichten wartete dort ein Türsteher mit einem Tablett-Computer vor dem Tor, der die wartenden Gäste kontrollierte. Nach etwa fünf Minuten waren Max und seine Familie an der Reihe und als er dem Türsteher seine Einladung gezeigt und ihm seinen Namen genannt hatte erlebte wieder einmal eine unangenehme Überraschung. Der Türsteher teilte ihm mit, dass sein Name nicht auf der Gästeliste steht und er ihn daher nicht einlassen könne. Genervt griff Max zu seinem Holophone und gab das verbale Kommando den Geschäftsführer des Zoos anzurufen. Nach dreimaligem Klingeln ertönte das Freizeichen und die Stimme des Geschäftsführers ertönte während das Holophone das Gesicht des Geschäftsführers in den Raum projizierte: „Müller hier, wer spricht da?“ sprach das in der Luft schwebende Gesicht mit einem genervten Gesichtsausdruck. „Maximilian Nex hier, ich stehe vor dem Eingangstor und werde von ihrem Türsteher nicht eingelassen, da wohl mein Name nicht auf der Gästeliste auftaucht.“ antwortete Max dem Geschäftsführer, der daraufhin in stark angekratzter Laune versprach sich sofort auf den Weg zum Eingang zu machen. Nach sieben Minuten erschien der Geschäftsführer am Tor um den Sachverhalt aufzuklären und sich wieder seiner eigentlichen Aufgabe widmen zu können. Als er Max und seine Familie erblickte hellte sich sein Gesicht ein wenig auf und er begrüßte sie persönlich um sich darauf dem Türsteher zuzuwenden. Er fragte mit einer sich langsam beruhigenden Stimme, wer dem Türsteher die Liste überreicht hatte und nachdem dieser Auskunft gegeben hatte entschuldigte er sich bei Max und seiner Familie für den Fauxpas und bat an sie zur Eröffnungsfeier zu begleiten, was diese dankend annahmen. So schlenderten sie durch die runderneuerten Gänge der Rostocker Zoos und Miriam musterte interessiert jedes der exotischen und zum Teil gefährlichen Tiere die sich in ihren neuen, sauberen und vor allem vergrößerten Gehegen tummelten. Nach etwa einer Viertelstunde Fußmarsch erreichten sie das neue Festgelände auf dem nun regelmäßig Veranstaltungen stattfinden sollten. In wenigen Minuten würde die Eröffnungsfeier beginnen.
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Aufbruch ins Unbekannte
Science FictionWir schreiben das Jahr 2028. Nach über 10 Jahren Forschung in den Bereichen künstlicher Gravitation, Antriebssystemen und Schild-Technologie sind der NexCorp endlich die nötigen Durchbrüche gelungen, um die ersten voll funktionsfähigen Weltraumaufzü...