- Teil 2 -

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16:30 Uhr

Ich hörte wie die Tür auf ging und einen Moment später rief meine kleine Schwester Miaka "Bin wieder daaaa" in die Wohnung. Ich antwortete nicht, da ich wusste, dass sie kurze Zeit später sowieso in mein Zimmer kommen würde.

Wie schon gesagt kam sie in mein Zimmer gerannt und sprang mir in die Arme, obwohl sie wusste, dass ich nicht sonderlich begeistert davon war. Ich konnte auch nicht nachvollziehen wie sie durchgängig so fröhlich sein konnte, wo sie doch sah, was bei uns zuhause los war.
Naja egal, da hatte sie wohl einfach Glück, dass sie das ausblenden konnte.

"Hey Mia.. und wie war dein erster Schultag? ". Miaka war 6 und hatte sich schon lange auf diesen Tag gefreut doch meinen Eltern war nicht einmal bewusst, dass dieser Tag heute war. Anmeldung in der Grundschule, Materialien für die Schule, Vorbereitung, das hatte alles ich geregelt da meine Eltern nicht in der Lage dazu waren.. "Ohh es war sooo cool" schwärmte sie. "Und die Kinder da waren so nett und die Lehrerin hat mir Schokolade gegeben und und.. oh ich will wieder da hin, es macht sooo viel Spaß! " Ihre Augen glänzten und sie bekam ihr Grinsen garnicht mehr aus dem Gesicht. Es machte mich immer wieder glücklich, zu sehen, wie viel Freude sie doch am Leben hatte. "Das freut mich, meine Kleine. Habt ihr denn Aufgaben bekommen, die ihr fertig machen müsst?". Ich sah schon an ihrem Blick, dass sie nachdachte. "Ehm.. Nein wir sollen bloß morgen an unsere Schulsachen denken" sagte sie und war sichtlich stolz, dass es ihr wieder eingefallen war. "Na dann sieh doch schonmal nach, ob du alles für morgen gepackt hast. Dann musst du es später nicht mehr machen" gab ich zurück. "Aber ich wollte doch gerade.." weiter kam sie nicht, da ich sie unterbrach "Mia, mach es, danach kannst du immer noch raus gehen und spielen, also los. Keine Widerrede!". Beleidigt zog sie ab und ich hörte wie sie in ihrem Ranzen kramte. "Ich verlass mich drauf, dass du das vernünftig machst", rief ich ihr von meinem Zimmer aus zu. Sie nuschelte nur irgendeine Zustimmung und kramte weiter.

Ich wusste nicht was ich tun sollte.. wie jeden Tag lag ich gelangweilt auf meinem Bett herum und starrte die Decke an. Freunde, mit denen ich etwas unternehmen könnte, hatte ich nicht. Hausaufgaben machte ich eh relativ selten und ansonsten fiel mir nichts ein.

Meine Schwester kam zu mir ins Zimmer und sah mich erwartungsvoll an. "Ja du kannst raus spielen, aber mach nicht zu lange, okay?" Nun hatte sie ihren Willen, nickte und stürmte aus der Wohnung.

Ich hatte entschlossen einfach eine Runde zu schlafen, da ich eh immer müde war und als ich aufwachte war es schon fast dunkel. Es war noch immer erstaunlich leise in der Wohnung, ich guckte auf die Uhr. 21:43! Und Mia war noch immer nicht zuhause. Ich zog mir meine Schuhe an und lief die Treppen runter, bis auf die Straße vor dem Mehrfamilienhaus. "Mia wo bleibst du?!" ich wartete einige Sekunden doch es kam keine Antwort. "Miaka" langsam wurde ich wirklich nervös. Ich lief die Straße hinunter aber ich sah sie nicht. Aus einer Seitengasse auf der rechten Seite der Straße hörte ich Gelächter. Ich hastete grades Wegs dorthin und sah zwei Jungen im Alter zwischen 12 und 14  Jahren und gegenüber von ihnen hockte zusammengekauert meine kleine Schwester. Und da rastete ich aus. Ich schrie diese zwei Typen an, und sie lachten. Sie kamen auf mich zu und dachten auch noch, sie hätten eine Chance gegen mich. Da ich keine andere Wahl hatte, verpasste ich den beiden eine, sodass sie bemerkten, dass sie sich mir der falschen angelegt hatten. Vielleicht sah ich nicht so aus, aber ich war stärker als die meisten Mädchen in meinem Alter.

Ich lief auf meine Schwester zu, umarmte sie und wir gingen nach oben. Sie erzählte mir, dass sie anfangs nur mit ihrer Freundin gespielt hatte und als sie wieder rein gehen wollte, kamen diese Jungs und machten ihr Angst. Sie drängten sie in die Ecke, lachten und beschimpften sie. Ich war froh dass es nicht handgreiflich geworden war, aber auch so war es schon schlimm genug.
Heute erlaubte ich Miaka, dass sie mit mir in meinem Bett schlafen dürfte. Wir putzten uns die Zähne, zogen Schlafsachen an und gingen ins Bett.

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