Rache!

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"Meister", schreie ich aufgeregt auf. Im letzten Moment zückt er sein Schwert und blockte somit den Angreifer ab. Dieser wich taumelnd zurück. "Dieser in schwarz gekleidete Mann. Was wollte er? ", dachte ich mir. In Gedanken verschollen fällt es mir ein. Das ist ein Mann von Akimbo, all jenen Männern die unser Dorf abbrannten. Meine Knie schlottern und ein verdächtig, düsterer Schauder läuft mir den Rücken hinunter. Schrille, klare Töne geben die Schwerter von sich, als sie mit aller Kraft gegeneinander geschlagen werden. Jetzt wusste ich woher der Mann kam, doch da war noch etwas, etwas vertrautes?

Toyotomi blockte den Angreifer mehrmals ab, doch da war etwas komisches zwischen den Beiden. Ehe ich mich versehen konnte hatte der Unbekannte sein Schwert durch das Herz von Toyotomi gebohrt. Ich stehe wie gefesselt im Raum, die Luft um mich herum beginnt sich zu verdichten und ein Gefühl der Hilflosigkeit macht sich in mir breit. Als ich die Lage realisiert habe war der Mörder verschwunden. Ich laufe zu meinem Meister, lege seinen Kopf in meine Arme und meine Tränen prasseln auf sein Gesicht wie bei einem Sommerregen. Mit seiner letzten Kraft wischt er mir eine Träne aus dem Gesicht und verabschiedet sich mit einem Lächeln. Mit aller Kraft versuche ich zu lächeln und am Ende funktioniert es. Mein tränenverschmiertes Gesicht blickt herunter auf meinen Meister und das Gefühl der Trauer schlägt ruckartig in Zorn und Hass um. Ich will nur noch eines. Rache für meinen Bruder und meinen Meister, denn nun war ich ein Ronin. Als ich die komplette Lage wahrnehme schreie ich so laut auf wie ich kann. Nach Einer Minute stehen schon Zehn andere Schüler von ihm in seinem Zelt und weinen. Ich schreie:" Toyotomis Begräbnis wird wie bei einem Kaiser sein, denn er war noch mehr als ein Meister. Er war unser Freund und für mich war er ein Vater!

Ich schlage meine Hände gegen den Boden und gegen die Wand bis sie bluten. "Ich habe versagt", die stechenden Worte wollten nicht aus meinem Kopf raus. Meine Ehre war zerstört, doch deswegen war ich nicht wütend. Ich würde meine Ehre tausende Male zerstören, wenn Toyotomi wieder zum Leben zurückkehren würde. Mein bester Freund betritt mein Zelt. Umarmt mich und wünscht mir Beileid. Er flüstert mir mit einer zärtlichen und leisen Stimme ins Ohr:" Es ist nicht deine Schuld. Toyotomi hätte nicht gewollt dass du dir solche Vorwürfe machst." Der Unterton in seiner Stimme verriet mir dass er kurz davor noch weinte. Er fügt hinzu, dass Toyotomi einen Brief schrieb. An seinen Sohn. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht wen er meinte und schaue ihn verdutzt an. "Dich", ruft er und schlägt mir auf den Kopf. "Dummerchen", fügt er hinzu ein Lächeln huscht über sein Gesicht, doch das war nicht von Dauer. Ich musste den Brief lesen.

Meine Hände zittern wie in einer eiskalten Winternacht. Ich schaue mir den Brief an. Mein Name steht darauf. Ich stecke den Brief ein. Die anderen im Dorf sehen mich gespannt und schockiert gleichzeitig an. Ich gebe mit einem gleichgültigen Unterton in der Stimme wieder:" Ich weiß, ihr wollt alle wissen was in diesem Brief steht, aber der Brief ist an mich und ich werde mich nach dem Begräbnis zurückziehen und ihn lesen. Verwunderung macht sich in dem Dorf breit, mit ein wenig Verzweiflung fragt mich ein Bewohner wer uns jetzt beschützt. Über dass hatte ich noch nicht nachgedacht. Nachdem ich sein Sohn bin steht mir das Erbe zu, doch ich wusste schon immer ich war kein guter Anführer. Mein bester Freund jedoch schon. Ich gab ein kurz und knackiges:" Es wird alles wieder in Ordnung sein." Ich werde mich nachher mit ihm bereden. Ich schreite zu der Leiche empor. Die Treppen von Toyotomis Haus setzte ich in Verbindung mit Freude und Spaß, doch jetzt fühlte sich jede Stufe leer und traurig an. Pro Stufe schießen mir Erinnerungen in den Kopf, wie wir Beide fischen waren oder als ich das erste Mal betrunken war. Ein Lächeln dass gleichzeitig mit einer Träne kam durchzuckte mein Gesicht. Doch es ist eine Freudenträne. Die letzte Stufe ist vor mir. Eine Stufe bin ich von der Leiche entfernt. Ich betrete sie. Die Erinnerungen als das Dorf angegriffen wurde kamen auf. Das Feuer und mein Bruder. Seit 20 Jahren zünde ich eine Kerze an seinem Grab an. Ich bekam einen Schreck und will wegrennen, doch ich reiße mich zusammen und schaue meinen Meister an. Sein Gesicht war durch viele Falten gezeichnet, ich vermute weil er so ein lebhafter Mensch war und viel Gelacht hat. Ich nehme die Fackel in die Hand und zünde das Holz an. Ich gebe ihm einen Abschiedskuss auf die Stirn und wende mich zu den Bewohnern. Ich weiß nicht was ich sagen soll wir sind Anführer los. Da ergreift mein bester Freund das Wort. Meint das alles wieder weiter geht und beschwichtigt die Menge. Ich nicke ihm leicht zu und dann ziehe ich mich zurück.


Ich suche die Lichtung auf, auf der der Meister und ich immer waren und trainierten und Spaß hatten. Ich lehne meinen viel zu schweren Kopf gegen den Stamm eines Zierkischenbaumes. Dann hole ich den Brief aus meiner Tasche und fange an zu lesen. Am Anfang pro Zeile, dann pro Wort und dann pro Buchstabe kugelte mir eine Träne über mein Gesicht. Ich versuche mich zu beruhigen es gelingt und dann beginne ich zu lesen. Mein Sohn ich weiß das dass jetzt sehr überraschend für dich sein muss, aber das warst du schon immer für mich. Wenn du dies hier liest unterhalte ich mich wahrscheinlich mit meinen Vorfahren. Ich wollte dir nur sagen dass ich dich liebe und meine letzte Tat als lebender soll sein, dass ich dich aus meinen Diensten entlasse. Du sollst kein Ronin werden und du sollst auch nicht verpflichtet sein Rache zu nehmen wen ich im Kampf gefallen bin. Höchstwahrscheinlich hat mich aber das Weib aus der Taverne um den Finger gewickelt und dann erdrückt. Ich lache auf. Zu gut kann ich mir vorstellen wie er lacht. Doch sein lachen verhallt in der Ferne. Düster erinnere ich mich an sie. Mein Meister und ich kamen von einer langen Reise heim und waren sehr erschöpft. Wir gingen in die nächste Taverne, aber wie es sich dann herausstellte war es ein Freundeshaus gewesen. Eine dicke Frau lächelte Toyotomi zu und versuchte zu zwinkern, da ihr dass nicht gelang lachten die anderen aus. Sie wurde wütend und schaute die anderen an als ob sie ihnen später den Hals umdrehen wolle. Als sie wieder zu uns schaute standen wir schon in der Tür und waren verschwunden. Das war ein schönes Erlebnis. Und nachdem ich weiß wie fasziniert du von meinem Schwert bist überlasse ich es dir. Das Schwert war sehr selten auf der ganzen Welt gab es nur noch eine Handvoll wie diese. Sie waren aus einem besonderen Stahl gemacht. Jedes gute Schwert hatte einen Namen, also fang an und denk dir einen würdigen Namen aus. Ich muss nicht lange überlegen und weiß sofort es wird ab jetzt Rächer heißen. Ich lese den Brief noch ein paar Mal. Eine Windböe wirbelt die Zierkirschblüten umher und ich erkenne Toyotomis Gesicht darin, dass in die Ferne getragen wird.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 08, 2016 ⏰

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