Nach einer endlosen Zeremonie, in der sich sowohl mein Bruder, als auch seine Frau immer wieder erzählen mussten, wie sehr sie sich lieben, ging es nach draußen.
Mein Bruder, Lars, hatte fast zwei Jahre in Florida gelebt, was erklärte, weshalb es anstatt Kuchen und Kaffee Cupcakes und Champaigne gab.Ich nahm mir einen der kleinen Cupcakes und biss genüsslich hinein. Schon immer hatte ich alles süße geliebt. Wenn ich damals, als kleines Kind, bei meinem Dad über das Wochenende war, gab es oft den ganzen Tag nichts anderes außer Kuche und Schokolade. Hin und wieder such mal Gummibärchen, jedoch kam das eher seltener vor.
Mein Blick schweifte über die Gäste. Ein paar Freunde von Lars, ein paar Freunde von seiner Frau Claire. Claire's Familie. Und Natürlich unsere Familie. Sie nahm wohl zwei drittel der vorhandenen Gäste in Anspruch. Lars' Dad, seine Cousins, Onkels und Großeltern. Mein Vater mit meinem kleinen Bruder (die nur Eingeladen waren, weil Lars wusste wie viel es mir bedeuten würde, wenn sie kämen), Natürlich meine Mum mit ihrem Lover Charles, meine Großeltern ( ich hatte keinen Kontakt mehr zu ihnen seitdem sie meinten ich wäre total abgerutscht und assozial geworden)
Hastig spülte ich das dritte Glas Champaigne runter, als ich den hübschen braunen sah. Er stand wenige Meter entfernt mit seinem Onkel, seinen Cousins und seinem Bruder und nahm gerade ein Schluck aus seiner Bierflasche, als er mir direkt in die Augen sah. Obwohl ich in diesem Moment butterweiche Knie hatte und mich in seinen braunen Augen verlor wie tausend Tafeln Schokolade, setzte ich meinen berühmten 'Mir-ist-alles-egal-Blick' auf und hob eine Augenbraue.
Das Augenbrauen-heben war ein Kunststück für sich, denn nicht wie die meisten anderen, die es schafften eine Augenbraue zu heben und die andere an ihrem gewohnten Platz zu lassen, musste ich mir diese Gabe erst einmal antrainieren. Stundenlang habe ich mit meiner besten Freundin Tony vor dem Spiegel gestanden und verzweifelt versucht eine der verflixten Augenbrauen an Ort und Stelle zu behalten, während die andere hoch schnellte.
Der braune verzig die Mundwinkel zu einem Grinsen und wand sich dann wieder dem Gespräch zu.
Scheiße ist der heiß
Gedankenversunken lehnte ich mit meinem mitlerweile sechsten Glas Champainge an einer Hausmauer, als ich ihn auf mich zukommen sah. Eilig stapfte er durch die Meute. Die Gespräche um ihn herum verstummten. Als er direkt vor mir stand, waren alle Blicke gebannt auf uns gerichtet. Keiner wusste wie er reagieren würde. Wie ich reagieren würde.
Sein Gesicht, das von Narben und blauen Flecken geprägt war, verzog sich zu etwas, was wohl ein Ginsen darstellen sollte.
"Hallo Schwesterherz"
Auch auf mein Gesicht schlich sich ein Lächeln.
"Hallo Nick", hauchte ich, während mich er mich fest in den Arm nahm.
Ich fuhr im über den Rücken und sofort spürte ich, dass etwas nicht stimmte. Sonst wäre er hier nicht aufgetaucht.
Nick war das schwarze Schaf unserer Familie. Er ging jedes Wochenende feiern, trank weitaus mehr als angebracht wäre, veranstaltetenSchlägerein, rauchte und nahm und vertickte Drogen. Allerdings wusste das mit dem Dealen niemand außer ich, sonst hätte ihn unsere Mum schon längst in den Knast gebracht.
Er war so ziemlich das männliche Ich, wobei man bemerken muss, dass ich nicht erst wie er mit 19 mit dem ganzen Scheiß anfing, sondern bereits mit 14 mit im Drogengeschäft war. Mein gefälschter Ausweis hatte mich mit 14 in sämtliche Clubs der Stadt gebracht. Eine weitere Differenz von mir und meinem Bruder war, dass mich niemand aus der Familie mich mied. Als jüngstes Familienmitglied (abgesehen von Ben natürlich) war ich schon immer die Prinzessin gewesen.
"Was machst du hier?" fragend blickte ich in seine blauen Augen.
"Mein Bruder heiratet, wie könnte ich mich da nicht Blicken lassen? Außerdem brauch ich Stoff"
Ich zog ihn am Arm hinter die Kirche. Die Leute würden Staunen, würden sie wissen, was in so eine kleine Clutch alles rein passte. Zwei kleine durchsichtige Tütchen kamen zum vorschein. Nick drückte mir 100 Euro in die Hand und steckte die Pillen in seine Sakkotasche. Daraufhin küsste er meine Stirn und zog ein Päckchen Marlboro heraus. Ich nahm mir eine Zigarette und zündete sie an.
Auf dem Weg zu den anderen updatede Nick mich über alles, was ich die letzten Tage verpasst hatte. Dann wand er sich von mir ab. Würden uns die Leute länger zusammen sehen, würden sie verdacht schöpfen.
Also schlenderte, oder besser gesagt stackste, ich elegant zurück zu meinem Dad.
"Schätzchen?", besorgt sah er mich an, "bitte versprich mir, dass du vorsichtig bist"
Ich nickte nur und lächelte ihn an. Er wusste als einziger über alles Bescheid.
"Wir sollten jetzt los zum Schloss", sagte er und ich nahm Ben an die Hand.
Bevor ich in den schwarz-silbernen Lamborghini einstieg, wechselte ich noch einen Blick mit dem gutausehenden Braunen.
Die Fahrt zum Schloss, indem Lars und Claire dann feierten und in welchem wir auch schliefen, verlief relativ ruhig. Ben spielten auf der Rückbank mit seinen Spielzeug Autos und Dad schaute angestrengt auf die Straße.
'Der Junge gefällt dir', stellte er schließlich fest.
'Er sieht schon sehr gut aus', nachdenklich kaute ich auf meiner Unterlippe herum.
'Aber?'
Dad hatte mich wiedermal durchschaut. Das war der Grund weshalb ich ihn so liebte. Er kannte mich einfach zu gut. Nur ein Blick genügte ihm, um zu wissen, dass etwas nicht stimmte.
'Ich könnte ihn unmöglich in all das hier hinenführen. Die Drogen, das Dealen, die Autorennen, mein Leben ist nichts für so einen wie ihn'
'Schätzchen, woher willst du wissen, ob er nicht genauso ist? Vielleicht hat er auch Seiten an sich, in die niemand Blicken darf'
Ich erwiederte nichts. Eines war mir auf jeden Fall klar, würde er mich ansprechen, würde ich ihm eine Chance geben, aber von alleine werde ich mit ihm reden. Es war besser so.
Von meinem nervösen auf der Lipper herumgekaue war mein bordauxfarbener Lippenstifft fast nicht mehr zu sehen. Zum Glück hatte ich ihn immer dabei. Rasch zog ich mir die Lippen nach und stieg letzendlich aus dem Auto aus.
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Erwähne nie ihren Namen
ActionAls ihn sah war Anna hin und weg. Nie zuvor hatte sie an Liebe auf den ersten Blick geglaubt, bis zu dem Moment an dem sie in seine Haselnuss braunen Augen blickte. Doch hätte sie geahnt welche Geheimnisse und dreckige Geschäfte mit ihm verbunden si...