1. Kapitel
Wie jeden Mittwoch versuchte ich, Rose Silverstone, auf dem Markt meine Beeren, Besen und Heilkräuter zu verkaufen. Was eigentlich zur Zeit keine wirklich gute Idee war. Wenn die reichen Schnösel, wie zum Beispiel Ms. Lowland, an meinem Stand vorbeikamen, betrachteten sie erst hungrig die Waldbeeren. Aber wenn sie die Besen oder Kräuter sahen, verengten sich ihre Augen zu Schlitzen, sie murmelten etwas unverständliches und verschwanden ohne etwas zu kaufen. Nur die Menschen die nicht an Hexen glaubten oder keine Vorurteile hatten, und davon gab es in England verdammt wenige, kauften ab und an ein paar Kräuter, einen Besen oder eine Hand voll Beeren. Egal wohin man kam, überall sah man Scheiterhaufen und ,,Wir wollen keine Hexen" Stände. Sogar hier auf dem Marktplatz. Hier und da riefen die Leute : ,,Keine Hexen" ,,Ab auf den Scheiterhaufen mit ihnen." ,,Ein Hoch auf die Hexenfänger." und wenn man schlau war, rief man Zeit für Zeit mit.
Ein paar Frauen kamen an meinem Stand vorbei. Natürlich kannte ich sie. Ich kannte jeden auf dem Markt. ,,Guten Tag Mrs. Winston, Ms. Greenville, Mrs. Travers!", begrüßte ich die drei. Mrs. Winston und Mrs. Travers schürzten bloß die Lippen und zogen mit einem pikierten Blick ab. Ms.Greenville jedoch gab vor etwas im Schuh zu haben und hockte sich hin. Dabei griff sie sich ein paar Thymian Blätter und legte mir 12 Bronze Knuds auf den Tisch. Die Blätter stopfte sie schnell in ihre Manteltaschen und eilte ihren Freundinnen nach. Ich genoss wieder die vielen Gespräche und das Geschnatter der Tratschtanten. Doch plötzlich wurde der Lärm von einem lauten Schrei unterbrochen. ,,Aaahhhhh! Aaaaaahhhhh! Ich... Ich...bin keine...keine Hexe! Ich bin Mutter von drei Vaterlose Kindern. Was soll den jetzt aus ihnen werden." Die Menschen traten zurück und machten einen Weg frei. Die Frau die geschrien hatte, hatte schmutzige, dunkelblonde Haare. Links und rechts wurde sie von zwei großen, muskulösen Männern gehalten. Sie hatte Schmutz im Gesicht und abgeknabberte Fingernägel. Die höchst angesehenste und größte Hexenjägerin, Amilia Lowland, sah überheblich auf die Frau herab und ging zum Scheiterhaufen. In mir kochte die Wut und als die schmutzige Frau noch einmal zu schreien begann, lief mir ein Schauer über den Rücken. Ich krallte meine Finger in das Holz meines Standes. Ms. Lowland starrte entzückt auf den noch leeren Scheiterhaufen und dann lachte sie, sie lachte so fies, dass ich mich am liebsten auf sie gestürzt hätte. Verletzen, ich wollte sie verletzen, dass sie vor Schmerz schrie. Die Frau wurde von den Männern zum Haufen geführt und sank dann zu Boden. Ms. Lowland zog sie grob hoch und band sie am Pfahl, der im Scheiterhaufen stand fest. Dann entzündete sie einen Ast und warf ihn hinein woraufhin der Scheiterhaufen lichterloh zu brennen begann. Die Frau schrie und schrie, und jeder Schrei war für mich wie ein Schnitt in meine Haut. Ihre Schreie brannten ihn meinen Ohren. Ich sah nicht hin. ,,Stop! Stop!", schrie ich. Ich hörte Ms. Lowland wie sie eiskalt lachte. Ich packte meine Sachen zusammen. Das hielt ich beim besten willen nicht mehr aus. Ich hörte die Beschimpfungen der Leute auf dem Markt, das Lachen Ms. Lowlands und die Schreie der Frau. Dann rannte ich. Ich rannte nach Hause. Doch selbst dort konnte ich, aus weiter Ferne, die Schreie der Frau hören. Doch plötzlich war nach einem langen, lauten Schrei wieder alles ruhig...