Kapitel 2
Ich kniete mich auf die Bank vor unserer kleinen Hütte. Immer noch wie betäubt, trotzdem unglaublich wütend, versuchte ich meine Gedanken zu sortieren. Die Schreie der Frau schwirrten immer noch in meinem Kopf herum und die Erinnerung an sie ließ mich nicht los. Ich hatte sie gekannt. Sie hieß Maria Wood und war tatsächlich die Mutter drei vaterloser Kinder. Eines von ihnen, die Älteste, hieß Julia und wir waren auf der selben Schule gewesen. Tag täglich hatten wir im selben Zimmer gesessen und nur selten mit einander gesprochen. Bis sie dann vor einigen Wochen nicht mehr zur Schule gekommen war. Mrs. Fisher, unsere Direktorin, hatte einige Lehrer zu Julia nach Hause geschickte, wo sie das schreckliche Bild sahen. Das Bild das Julia jeden Tag gesehen hatte. Maria Wood lag in ihrem Bett, NEIN sie war weder verletzt, noch krank. Sie war betrunken. Sie stank und auf ihrem Nachttisch standen zwei leere Flaschen Whisky. Sie murmelte etwas über eine Affäre mit Mr. Lowland. Als Ms. Lowland davon erfuhr, trennte sie sich schnell von ihm und nahm sich vor, Julia's Mutter brennen zu sehen. Und heute hatte sie es geschafft. Ich hatte sie doch gekannt. Und trotzdem habe ich nur ein paar mal "Nein" geschrien, was bei einer Hexenjägerin, wie Ms Lowland nichts brachte. Ich hätte genauso gut gar nichts sagen können. Vielleicht wäre das besser gewesen. Natürlich nicht für Ms. Wood, aber wahrscheinlich für mich. In Zeiten wie diesen kam es nur auf's Überleben an. In Zeiten wie diesen kam es darauf an nicht aufzufallen. Es kam darauf an sich dem System zu beugen und alles was irgendwie mit Hexerei in Verbindung gebracht werden könnte von sich abzuweisen. Und trotzdem war ich das Mädchen, das Besen und Kräuter verkaufte. Ich war das Mädchen das noch gerade so ihren todkranken Vater am Leben hielt und das Schlimmste, ich war die Tochter einer Hexe!