The Necklace

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Die Dunkelheit breitete sich am Himmel aus, als ich mich auf den Weg nach Hause machte. Es war sehr ungewöhnlich für mich den ganzen Tag in der Schule zu sein, da ich es gewohnt war den Valentinstag mit meiner Mutter zu verbringen. Heute ist nämlich nicht nur Valentinstag, sondern auch mein Geburtstag.

Vielleicht sind viele Menschen tatsächlich aufgeregt an diesem Tag, ich ausgeschlossen. Ich bin nicht verbittert, aber ich würde lieber zu Hause sein und meine Hausaufgaben machen als in den Straßen herumzulaufen um meinen Seelenverwandten zu finden.

Ich bin heute nur so lange in der Schule geblieben, weil ich das erste Mal an einem Gesangswettbewerb teilnahm. Meine Mutter hatte mich immer dazu gedrängt vor Publikum zu singen, doch ich musste immer daran denken, was sie sagen könnten und das machte mir Angst und hinderte mich daran es doch zu tun. Ich wollte aber nicht mein ganzes Leben lang ein Feigling sein, deshalb habe ich beschlossen teilzunehmen und meiner Angst ins Gesicht zu blicken. Also übte ich jeden Tag für den heutigen Tag.

Backstage fingen meine Hände an zu schwitzen und ich konnte meinen eigenen Herzschlag bis zu meinen Ohren schlagen hören und es schlug so laut, dass ich kurz davor war in Ohnmacht zu fallen. Zum Glück passierte dies nicht. Als ich dann an der Reihe war, begannen auch noch meine Knie an zu zittern und ich stolperte auf die Bühne, ich war so aufgeregt. Ich atmete tief ein und begann ‚Destiny' vor hunderten von Menschen zu singen. Ab diesem Moment war ich mit Herz und Seele dabei und alles andere davor war vergessen. Die Zuschauer applaudierten mir und ich fing vor Freude an zu weinen, mit so viel Anerkennung hatte ich nicht gerechnet. Ich erreichte den zweiten Platz beim alljährlichen Valentinstags-Gesangscontest.

Ich war so glücklich, dass ich so schnell wie möglich nach Hause wollte um meinen Erfolg mit meiner Mutter zu teilen.

„Hi Mom, ich bin da!", rief ich fröhlich, während ich ins Haus trat. Ich hielt stolz meine Silbermedaille in der Hand und sie glänzte jedes Mal, wenn Licht auf sie traf.

Ok, das war komisch. Ich bekam keine Antwort. In diesem Haus war es nie so still wie jetzt. Irgendwas war hier falsch.

Ich ging ins Wohnzimmer und fand meine Mutter dort weinend auf der Couch. Schnell lief ich zu ihr. „Mom, ist alles okay?" Ich nahm sie in den Arm und sie lehnte ihren warmen zitternden Körper an meinen.

„Ja, alles okay, Liebes.", meinte sie, doch das kaufte ich ihr nicht ab. Ehrlich, wenn sie sagte, dass es ihr gut ging, ging es ihr gar nicht gut, das war doch offensichtlich. Ich kannte sie schon mein ganzes Leben, da wusste ich sofort was Sache war.

Als sie ihren Blick auf mich legte, konnte ich die Trauer erkennen.Ich strich ihr sanft und in kleinen Kreisen über den Rücken. Die Tatsache, dass sie so verletzt war konnte ich kaum ertragen. Denn diese Frau spielte schon immer zwei Rollen in meinem Leben: Mutter und Vater. Das ist auch einer der Gründe weshalb es mich jedesmal innerlich zerfrisst, wenn ich sie so sah.

"Mom, dir geht es nicht gut, das sehe ich doch sofort. Warum weinst du? Bitte sag es mir!", ich lehnte mich wieder an sie.

Sie so zu sehen, brach meine Welt entzwei. Jedesmal wenn ich sie weinen sah, kamen die alten Geschichten wieder, unsere Vergangenheit. Meine Mutter hatte mir viel von damals erzählt, doch nur eine Sache konnte ich nie vergessen. Sie hatte erzählt, dass ich gerade mal ein paar Monate alt war, als mein Vater zusammen mit meinem Bruder und seiner Geliebten ins Ausland verschwand. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie und warum er das nur tun konnte und wie sehr es ihr liebevolles Herz brach. Sie war zu perfekt um so behandelt zu werden. Das war so unfair. Jahre später wurde unsere Welt erneut erschüttert, als wir erfuhren, dass mein Vater und mein Bruder bei einem Autounfall starben. Das war einer der Gründe, weshalb sie so oft weinte.

Wenn ich in ihren Schuhen gesteckt hätte, hätte ich nicht gewusst wie ich mit all dem Schmerz entstanden durch Treuebruch und Tod hätte umgehen sollen. Ich wusste, dass es schwer für sie war darüber hinweg zu kommen. Ich wollte ihr helfen, doch ich wusste nicht, wie ich sie aus diesem Käfig befreien sollte.

Sie ist mein Leben. Mein Ein und Alles. Hätte ich eine Superkraft würde ich all die Dinge auslöschen, die sie so verletzten.

"Nein Honey, mir geht's gut. Ich kann einfach nicht glauben, dass du endlich erwachsen wirst.", sie fakete ein Lächeln und reichte mir eine Box, die hinter ihr gelegen hatte. "Alles Gute zum 17.", sie umarmte mich so sehr, dass ich ihren Herzschlag an meiner Brust spüren konnte. Jedesmal wenn sie mich so umarmte fühlte ich mich sicher und zuhause in ihren Armen.

"Uhhh...Mom...Danke, ich liebe dich.", Freudentränen bildeten sich in meinen Augen, sie reichte mir die Box, welche ich gleich öffnete, darin war eine Kette mit meinen Initialen darin. Sie war so fürsorglich, ich könnte mir keine bessere Mutter wünschen.

Ich wusste, dass sie log, als sie behauptete, dass es ihr gut ging, aber was sollte ich machen? Ich persönlich wusste nämlich nicht, wie ich helfen sollte.

Als ich in ihr blasses, mit Sommersprossen bedecktes Gesicht blickte, sprang sie auf, was mich aus meiner Starre holte. Verwirrt starrte ich sie an.

"Komm schon, Süße. Heute ist dein Geburtstag, das müssen wir feiern!", quietschte sie fröhlich.

Okay, jetzt hatte sie auch noch Stimmungsschwankungen.

"Wie? Jetzt? Es ist 8 Uhr abends und draußen regnet es.", stellte ich fest.

"Ja und? Es ist doch niemals zu spät um zu feiern, oder? Wir gehen doch nur in ein Restaurant um was zu essen und fahren danach auch gleich wieder nach Hause.", ich mochte es, wenn sie sich so verhielt, als wäre sie noch so richtig jung. Sie ist so lustig. Ich wünschte sie wäre immer so.

"Okay, gut.", lenkte ich ein und schenkte ihr ein Lächeln. "Nur warte kurz auf mich, ich ziehe mich schnell um.", hastig rannte ich in mein Zimmer.


****

"Bist du bereit? Das wird so witzig.", sagte sie mit kindlicher Freude. 

Sie ließ den Motor an und wir fuhren los. Bis wir die Hauptstraße erreichten, füllten fünf Minuten angenehme Stille das Auto.

"Mom?", ich blickte sie lächelnd an. "Danke.", sie lächelte.

"Aber das ist doch selbstverständlich, Süße, jederzeit wieder. Denke immer daran, dass ich dich liebe."

"Ich liebe dich auch, Mom."

Ich bin eindeutig nicht diese Art Mädchen, dass ständig "Ich liebe dich" sage. Aber wenn ich es dann mal sagte, meinte ich es auch so. Ich finde, dass sie es verdient hatte, zu wissen, dass immer jemand für sie da war, falls sie jemanden brauchte.

"Was ist dein Geburtstagswunsch?", kurz nahm sie meine Hand.

"Verlass mich niemals.", ein paar Tränen kullerten meine Wangen hinunter. Ich kann mir ein Leben ohne sie einfach nicht vorstellen.

"Beruhige dich, mein Schatz, das werde ich niemals tun.", sprach sie mir sanft zu.

Ich fühle mich wirklich sicher, glücklich und vollkommen komplett, wenn sie da war. Sie war meine Superheldin. Keine Wörter der Welt konnten sie perfekt beschreiben.

"Wo willst du essen?", wechselte sie das Gespräch.

"McDonalds, denke ich. Ich bin kurz vor dem Verhungern.", ich rieb mir meinen grummelnden Bauch, was sie zum Lachen brachte. Ich war so aufgeregt. Ich liebte essen und zu meinem Glück merkte man es kaum, dass ich so viel aß.

Ich war damit beschäftigt über das Leid meiner Mutter nachzudenken, bis mich das Hupen eines Lkw's mich weckte.

****

"Mom! Vorsicht!", keischte ich.

Meine Mutter versuchte noch aus der Fahrbahn des Trucks zu kommen, doch es war zu spät. Ich schloss meine Augen und hörte das Geräusch eines Aufpralls, irgendetwas zerbrach. Danach war alles schwarz.


STYLES in Disguise - Deutsche ÜbersetzungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt