Please be strong

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Leises Getuschel weckte mich langsam auf. Nachdem ich meine Augen geöffnet hatte, musste ich ein paar Mal blinzeln, da ein grelles Licht verhinderte, die Gestalt vor mir zu erkennen. Als sich meine Sicht langsam verbesserte, fokussierten meine braunen Augen einen alten, bereits ergrauten Mann, welcher mich mit einem erleichterten Blick musterte. Sein Schatten schützte mein Gesicht vor den Massen von Gaffern, die um uns herum standen. Ich tat mir selbst leid, als ich die beängstigten Blicke um mich herum sah.

Langsam setzte ich mich auf. Ich ließ meinen Blick über den Ort des Geschehens wandern. zerbrochenes Glas lag verstreut auf der schlammigen Straße. Aber schlagartig richtete sich meine Aufmerksamkeit nicht mehr auf die dramatische Situation die sich mir geboten hatte, denn sie wurde von dem Schmerz, welcher von verschiedenen Stellen meines Körpers ausging. Ich sah an mir hinunter und erblickte Blut und Wunden.

"Was ist passiert?", fragte ich mich eher selbst und versuchte mich daran zu erinnern, was passiert war.

"Oh mein Gott! Sie atmet!", schrie eine junge Frau und sorgte dafür, dass ich meinen Blick ihr zuwandte.

Dort sah ich einen mit Schlamm überzogenen Körper, welcher in der Nähe des schwarzen Mercedes, in der Mitte der Straße, lag. Es war schwer zu erkennen, wer dort lag, doch ich konnte ein bekanntes Armband an ihrem Handgelenk erkennen. Ich wusste, wer es war. Meine Mutter. Dieses Armband war ein Geschenk von mir zu ihrem 40. Geburtstag, ich konnte mich noch genau daran erinnern, wie glücklich sie an diesem Tag gewesen war.

Ich verscheuchte meine Gedanken aus meinem Kopf, stand auf und ging auf sie zu. Als ich meinen ersten Schritt nach vorne tat, spürte ich diesen brennenden Schmerz, welcher bei jedem meiner Schritte zu spüren war. Ich ertrug diesen Schmerz, bis ich bei ihr ankam, dort kniete ich mich neben sie und legte ihren Kopf auf meinen Schoß. Ihr blasses, immer noch schönes Gesicht begrüßte mich, als ich auf meine Mutter niederblickte. Ich strich mit meiner Hand über ihre Wange und drückte sie fester an mich.

"Mom, geht's dir gut? Mom, antworte mir, bitte! Warum öffnest du deine Augen denn nicht? Mommy, meine Hände zitterten unaufhörlich. Ich wusste nicht, was zu tun war. So viele Optionen rannten durch meinen Kopf, aber woher sollte ich wissen, welche die richtige war.

"Kann bitte irgendjemand einen Krankenwagen rufen?", flehte ich die Leute an.

Ich wusste, dass diese Menschen auch Angst hatten, aber es war nicht die richtige Zeit um rumzustehen und nichts zu tun. Meine Mutter musste schnellstmöglich ins Krankenhaus, es ging um ihr Leben. Plötzlich hörte ich, wie sie nach Luft rang. Ihre Lippen waren schon längst ausgetrocknet. Hoffnung machte sich in mir breit, doch ich durfte den Fakt, dass sie auf dem Weg war mich zu verlassen, nicht außer Acht lassen.

"Stacey, Liebes...", sie legte ihre Hand auf meine Wange. "Bitte...bitte weine...nicht...um mich.", ein schwaches Lächeln legte sich auf meine Lippen.

Ihre Augen waren nur noch halb geöffnet, doch sie sah mich immer noch an. Tränen bildeten dich in meinen Augen, während ich ihre Schmerzen beobachten musste. Die Art wie sie mich ansah, zeigte, dass sie in ihrer gegenwärtigen Situation ihre Schmerzen vor mir verstecken wollte.

"Mom, bitte bleib stark.", ich drückte sie wieder fester an mich. " Du hast gesagt, nein du hast mir versprochen, dass du mich niemals verlassen wirst. Du hast es versprochen!", flehte ich, während meine Tränen auf ihre Wangen fielen.

"Stacey", brachte sie nur schwer hervor, denn ihre Stimme brach. Mein Herz schlug schneller sobald ich ihre Stimme vernahm. "Vergiss das nie, okay?", ich nickte, "Ich liebe dich, das habe ich immer getan und werde es auch immer tun."

"Mom, ich liebe dich auch. Ich werde dich nicht verlassen.", sie griff nach meiner Hand. "Mom, bitte halte durch. Der Krankenwagen müsste jede Minute da sein."

Sie küsste meine Hand und legte diese auf ihr Brust, ich spürte einen zu langsamen Herzschlag. Ich biss mir auf die Unterlippe, doch das half auch nicht, die Tränen liefen unentwegt meine Wangen hinunter.

Die Sirenen des Krankenwagens wurden immer lauter und lauter, je näher das Fahrzeug in unsere Richtung kam. Das Meer an Menschen machte die Straße frei und ließ den Krankenwagen durch. Das rot und blau blinkende Licht blendete mich. Meine Sicht verwackelte und wurde schwummerig. Meine Welt taumelte und das Letzte was ich wahrnahm, war wie mein Körper auf dem matschigen, nassen Asphalt neben meiner Mutter landete.

******

Ich war noch im Halbschlaf als ich aufwachte, doch die Erinnerungen an das Geschehene kamen langsam zurück.

Ich öffnete meine Augen ganz, verblüfft starrte ich auf die weiße Decke. Diese komischen Geräusche, die ich hörte, verwirrten mich. Mein Körper schmerzte immer noch, doch diese kalte Luft die über meine Haut strich, war erfrischend. Dieser Ort war auf seine Art schön und beruhigend. Aber wo war ich?

Ich setzte mich auf und ließ meinen Blick durch den Raum schleifen, ich hob meine Arme an und sah, dass meine Wunden verbunden waren, doch meine blauen Flecken waren immer noch zu sehen.

"Oh mein Gott! KC, du bist wach!", quietschte das brünette Mädchen rechts neben mir. Ihre sonst so weiche, jetzt aber schrille Stimme, ließ fast mein Trommelfell platzen. Ohne zu zögern, nahm sie mich in den Arm, was mich zurückweichen ließ.

"Karen, willst du mich umbringen? Hallo? Kannst du deine Emotionen nicht kontrollieren? Ich habe Schmerzen.", schimpfte ich, doch sie kicherte nur.

"Doktor? Sie ist wach!", Karen rannte aus dem Zimmer und brüllte mit all der Kraft, die ihre Lunge hatte. Ich musste bei ihrer kindischen Aufregung lächeln. Dann erst realisierte ich es: Ich war in einem Krankenhaus? Das konnte nicht sein, ich hasste Krankenhäuser.

Die Tür öffnete sich erneut und ein Mann, mit weißem Kittel und einem Stethoskop um seinen Hals und Krankenschwestern hinter ihm, betraten das Zimmer. Alles passierte so schnell, dass ich nicht einmal etwas sagen konnte. Sie kamen auf meine Seite und checkten meine Vitalwerte.

"Es ist alles bestens.", beruhigte der Arzt Karen. "Ich bin froh, dass sie endlich aufgewacht sind, Miss Davis.", sagte er an mich gewandt und lächelte. "Wenn irgendetwas ist, wissen Sie ja wo Sie mich finden können.", wandte er sich ein zweites Mal an Karen. Er wies Karen an auf mich aufzupassen.

"Okie dokie.", antwortete sie mit einem Lächeln in ihrem Gesicht. Ich konnte das Glänzen in ihren Augen erkennen während sie Blickkontakt mit dem Arzt hielt. Dieser nahm nichts von ihrem Flirtversuch wahr.

"Du hast mich nervös gemacht. Ich konnte nicht schlafen, ohne sicher zu gehen, dass es dir gut geht.", sie nahm meine verwundete Hand.

"Wie du siehst, geht es mir gut. Also mach dir keine Sorgen.", ich schenkte ihr ein Lächeln. "Vielleicht solltest du dir mehr Sorgen um die Sabber in deinem Mundwinkel machen.", scherzte ich, doch sie glaubte mir und wischte sich über den Mund.

Karen ist wie meine Schwester und mein bester Freund. Sie ist die einzige Person, der ich neben meiner Mutter vertraute. Sie wusste, wie sie mir den Tag versüßen konnte, auch wenn ich im Regen stand. Sie ist charmant, hilfsbereit, intelligent und die lauteste Person die ich je kennengelernt hatte. Wir liebten beide Essen, das war schon mal klar. Manche fragten sich warum sie mich KC nannte, obwohl mein Name Stacey war.

Damals als wir uns kennenlernten, war ich in der 1. Klasse und saß in der Sandkiste auf dem Schulhof. Es war ein wunderschöner, sonniger Tag, für Kinder wie mich, die gerne draußen spielten einfach perfekt. Irgendwann hörte ich ein Mädchen weinen. Ich ging zu ihr, ihre Haare waren total durcheinander und sie hielt ihre Hände vor ihr Gesicht. Als ich versuchte ihre Strähnen hinter die Ohren zu legen, sah ich wie die Tränen nur so über ihr Gesicht liefen. Ich wischt sie mit meinem Ärmel weg und fragte sie, ob alles okay sei. Sie nickte nur. Also streckte ich ihr meine Hand entgegen und sagte: "Hi, ich bin Stacey Davis.", daraufhin lächelte sie. "Hallo KC, schön dich kennenzulernen, ich bin Karen Steven."

So hatte alles angefangen. Ich wusste nicht, ob sie mich einfach nicht richtig verstanden hatte oder einfach noch nicht so richtig sprechen konnte. Aber seitdem nannte sie mich KC und ich hatte nie wirklich mit bekommen, dass sie nicht Stacey sagte. Aber ich war glücklich darüber, denn irgendjemand hatte mir mal gesagt, dass wenn dir jemand einen Spitznamen gibt, dann bist du jemand besonderes für diesen Menschen.

Also hatte ich eine Schwester und eine Mutter, was konnte man sich mehr wünschen?

Aber wo war meine Mutter?

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 05, 2016 ⏰

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STYLES in Disguise - Deutsche ÜbersetzungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt