Prolog...

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„Du magst den Sonnenaufgang wohl immer noch so sehr „fragte mich plötzlich eine alt bekannte Stimme, bei der mir einst warme Schauer über den Rücken gelaufen waren. Jetzt verursachte sie meist nur noch Gänsehaut oder das mein Herz sich schmerzlich zusammen zog. Ohne meinen Blick von dem sich langsam verfärbenden Nachthimmel abzuwenden antworte ich: „Ja, ich mag sie wirklich sehr. Ich liebe einfach dieses wunderschöne Spiel der Farben, wenn die Sonne aufgeht."Ich konnte hören wie er sich in einen der verzweigten Äste in meiner Nähe setzte."Ich habe nie verstanden wie du so früh aufstehen konntest nur etwas zu sehen, was eh jeden Tag wieder geschieht." meint er und ich glaube fast etwas Anerkennung in seiner Stimme hören zu können. „Für mich symbolisiert es immer wieder einen Neubeginn. Dass man die Chance hat etwas neu zu versuchen und es besser zu machen als am Vortag. „sagte ich und merkte erst zu spät, dass ich es wirklich laut gesagt hatte. Auf meinem Gesicht zeichnete sich nun ein Rotschimmer ab. „ Ach was erzähle ich da. Ich finde ihn einfach nur schön und konnte eh nicht schlafen. „fügte ich schnell hinzu. Hinter mir ertönte ein leises Lachen. Wie ich dieses lachen nicht geliebt hatte und es mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hatte. Doch jetzt krampfte sich nur alles in mir schmerzhaft zusammen und die Erinnerungen überfluteten mich. Nur mühsam konnte ich die Tränen und den Drang einfach weg zu laufen unterdrücken. „Ja, lach mich nur aus und habe deinen Spaß an dem was mir wichtig ist" bekam ich nur mühsam heraus. Doch leider klang es nicht so fest und stark wie ich gerne wollte sondern meine Stimme zitterte und ich war erstaunt, dass ich überhaupt etwas heraus gebracht hatte. Sofort verstimmte das Lachen. „Na super, fast war alles wie früher gewesen und ich hatte mal wieder alles verdorben. Aber auch nur fast. „dachte ich bei mir. Starr blickte ich nun in den morgendlichen Himmel, an dem sich nun langsam die Sonne zeigte. „Es tut mir echt leid", er geriet ins stocken, „Ich wollte mich keinesfalls über dich lustig machen. Es tut mir leid!" Endlich schaffte ich es all meinen Mut zusammen zu nehmen und mich umzudrehen um ihn anzusehen. Er hatte sein Kopf gesengt und knetet nervös seine Hände. Doch er schien meinen Blick zu spüren und hob langsam den Kopf. Unsere Blicke trafen sich und er sah mir unverwandt in die Augen. Er hatte sich überhaupt nicht verändert, zumindest äußerlich nicht. Doch innerlich schien er viel erwachsener geworden zu sein. Die gleichen dunkelbraunen Haare umrahmten sein Gesicht und standen wirr von seinem Kopf ab. Die gleichen kakaobraunen Augen sahen mich mit einer Mischung aus Erwartung aber auch Enttäuschung an. Nur sein stätiges Lächeln, welches früher sein Gesicht geziert hatte schien verschwunden zu sein. An seiner Statt war gerade ein gleichgültiger Ausdruck getreten welcher sich ab und zu mit einem traurigen Lächeln abwechselte. Als ich nicht antwortete wandte er den Blick ab und besah den Boden als ob es dort auf einmal etwas Spannendes gebe, was vorhin dort noch nicht gewesen war. " Ist schon gut. „meinte ich und die Andeutung eines Lächelns stahl sich auf mein Gesicht. Vorsichtig hob er den Kopf wie um zu sehen ob das was ich gesagt hatte auch so meinte. Als er das Lächeln sah konnte man wirkliche Erleichterung in seinem Gesicht ablesen. Trotz des Gedanken, dass es nie wieder so werden würde wie früher, der präsent in meinem Kopf herum schwirrte, tat es gut mit ihm zu reden aber besonders ihn lächeln zu sehen. Sein Blick wanderte zum Himmel an dem nun sich schon fast der gesamte Sonnenaufgang vollzogen hatte und er in ein wunderschönes Lila und Orange getaucht war. Auch ich schaffte es meinen Blick von ihm zu nehmen und ihn wieder gen Himmel zu richten. „ Du hattest Recht. Es ist wunderschön" gab er voller Erstaunen zu. Mein Lächeln wurde unweigerlich breiter. „Außerdem hattest du vorhin vollkommen Recht". Verwirrt hielt ich inne und sah ihn fragend an. „Womit hatte ich Recht? Was meinst du?" Mein Blick muss wohl sehr verwirrt ausgesehen haben, denn sein Grinsen wurde bei meinem Anblick breiter." Als du sagtest der Sonnenaufgang symbolisiere für dich einen Neubeginn. Ich finde es genauso, doch bin ich nie in den Geschmack gekommen ihn mit eigenen Augen zu sehen. Bis jetzt. Auch hätte ich meine Gefühle nie so gut ausdrücken können wie du es getan hast." gab er mir zu verstehen. Dieses Kompliment brachte mich kurzzeitig völlig durcheinander. Das war das letzte mit dem ich nach allem was passiert war gerechnet hatte. Doch schon früher hatte er die Gabe bessen mich immer wieder zu überraschen."Danke schön" brachte ich schüchtern hervor während ich mir eine Haarsträhne, die sich aus meinem Zopf verirrt hatte, hinters Ohr strich. Zu meinem Glück war es noch zu dunkel um den Rotton der mein Gesicht nun zierte zu verbergen. Schweigend betrachteten wir nun wir die Sonne nun vollkommen den Kampf gegen die Nacht gewann. Der Himmel trug jetzt viele Farben und erstrahlte regelrecht während die Sonne noch ihre Stärke zu sammeln schien. Es war als gab mir dieser Anblick neue Kraft und ich drehte mich zu ihm um. Verblüfft stellte ich fest, dass ich gar nicht gemerkt hatte wie er näher gekommen war und nun auf einen Ast saß der unweit des meinen aus dem Gestrüpp hing. Sein Gesicht war dem Himmel zu gewandt und seine Augen hatten einen verträumten Ausdruck angenommen. Ein Grinsen stahl sich auf meine Lippen. Plötzlich schien sich seine Starre zu lösen und er sah mich mit einem kurz verwirrten Blick an, als wüsste er nicht mehr genau was wir hier taten. Doch der klärte sich schnell und an seine Stelle trat ein schüchterner Ausdruck."Erst jetzt ist mir die Bedeutung von in etwas versinken wirklich klar geworden." sagte er mit einem ehrlichen Lächeln. Obwohl ich wusste das ich damit diesen tollen Augenblick zerstören würde und dieser eh der letzte seiner Art sein würde, musste ich es ihm einfach sagen."Ja, das stimmt. Dieser Anblick gibt dem Ausdruck eine ganz neue Bedeutung. „ich legte eine Pause ein um die richtigen Worte zu finden", hör zu, es ist jetzt vielleicht nicht der passende Zeitpunkt aber ich möchte mich bei dir entschuldigen. All das was in dem letzten Jahr und auch schon davor passiert ist tut mir so unendlich leid. Ich wollte das nicht, ganz bestimmt nicht. Du musst schreckliches durch gemacht haben und zu tiefst verletzt sein. Das war nie meine Absicht, du musst mir bitte glauben. Es tut mir so schrecklich leid!". Zum Ende hin wurde meine Stimme immer leiser und versagte irgendwann ganz. Tränen sammelten sich in meinen Augen. Tränen, die ich seit meiner Ankunft im Camp immer versucht habe zu unterdrücken und es auch geschafft habe. Bis sie gerade in diesem Augenblick aus mir heraus brechen mussten. Schnell wischte ich mir mit meinem Hemdärmel übers Gesicht um sie wieder zum Versiegen zu bringen. Doch meine Hoffnungen schlugen fehl und irgendwann gab ich den Versuch, sie zu stoppen auf. Ich hoffte er hatte meinen Gefühlsausbruch nicht bemerkt. Doch als ich langsam den Kopf hob sah ich sein Gesicht direkt vor mir. Kakaobraune Augen trafen auf dunkelgrüne, aus denen die Tränen unaufhörlich liefen. Seine Lippen umspielte ein trauriges Lächeln. Ich wollte erneut zu einem Schwall von Entschuldigungen ansetzten während ich mir energisch über die Augen wischte. Doch ich wurde von ihm unterbrochen als er mir ein kleines weißes Tuch reichte. „Oh Alysha, ich glaube dein Ärmel hat schon genug gelitten. Ich will doch nicht das das Gerücht entsteht ich hätte dich in den See geschubst und das nur weil dein Hemd total durch tränkt wurde." fügte belustigt hinzu. Und etwas leiser: „ Bitte höre doch auf zu weinen..." Mein Tränen versiegten nun endgültig und ich stopfte das kleine Tuch, was einen großen Verdienst daran trug, in meine Hosentasche. Lange sagte keiner etwas und wir sahen einfach zu wie auch die letzten Farbreste von Himmel verstanden und an ihre Stelle ein klares und kräftiges Hellblau trat. „ Du hast wieder einmal Recht. Ich habe gelitten und war zutiefst verletzt. „er musste schlucken und suchte einige Sekunden, die mir jedoch wie eine halbe Ewigkeit vorkamen, nach den richtigen Worten" Niemand konnte oder wollte mir irgendetwas sagen. Du glaubst gar nicht wie schrecklich das war. Ich dachte ich kann dir vertrauen, ich hätte dir mein Leben anvertraut. Doch dann haust einfach so ab ohne etwas zu sagen. Dann komme ich gerade halbwegs wieder mit meinem Leben klar und habe eine neue, wunderbare Liebe gefunden und dann tauchst du plötzlich wieder auf so als seist du nie weg gewesen. Ich hatte es gerade geschafft damit klar zu kommen, dass du wohl nie wieder kommst. Sarah hat mir dabei sehr geholfen, du musst wissen ich liebe sie wirklich sehr. Sie war für mich da als mein Leben deinetwegen in Scherben lag. Ich hoffe nur du weißt das es wohl nie wieder so werden kann wie es einmal wahr. Ob ich dir je verzeihen kann wird sich später zeigen aber es wird sehr lange dauern, wenn überhaupt. Ich nehme an du wirst mir selbst jetzt nicht erzählen wo du ein ganzes verdammtes Jahr warst?" erklärte er mit harter Stimme. „Du glaubst gar nicht wie gerne ich es würde aber ich darf es nicht und ..." „Ja, ich verstehe schon. Muss ja etwas ganz wichtiges gewesen sein, wenn du dafür deinen Freund hängen lässt. Deinen Freund, Alysha. Es kommt mir so vor als wäre dir das so ziemlich egal, dass wir mal zusammen waren. Ich habe dich mehr geliebt als alles andere und wollte meine Zukunft mit dir verbringen. Aber das scheint dir ja nicht so ergangen zu sein. Sag mir nur ein. Nur eines möchte ich von dir wissen. Hast du mich jemals wirklich an auch nur einem Tag geliebt?" fragte er mich und sah mich mit starren und erwartungsvollem Blick an. „Ich habe dich jeden einzelnen Tag geliebt. Auch während des letzten Jahres. Jeden einzelnen Tag habe ich an dich gedacht." Antwortete ich wahrheitsgemäß. „Ach nun verkaufe mich doch nicht wie so dämlich, Alysha Carter. Glaubst du wirklich ich bin so doof und kaufe dir diese Mitleidsnummer ab? Ich hätte dich eigentlich für klüger gehalten. Aber da habe ich mich wohl getäuscht wie bei so vielem in Bezug auf dich." Sagte er aufgebracht und stand auf. Er sah mich mit einem vernichtenden Blick an und machte sich anschließend wieder auf den Weg zurück ins Camp und ließ mich allein.

Eine Tochter des Thanatos und andere SchwierigkeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt