Claire

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Hier drin wurden die meisten verrückt. Sie drehten durch. Hatten nicht mehr alle Tassen in Schrank und gaben sich ihrem Schicksal hin. Claire allerdings war noch so gut wie normal, hatte keine Halluzinationen und auch keine anderen mentalen Krankheiten. Sie hielt sich ziemlich gut. Das einzige  jedoch was man ihr nach sagen musste, sie hörte nicht auf das, was ihr gesagt wurde. Was alle Menschen die hier arbeiteten verärgerte. Dabei war ihr größter Wunsch doch nur das Gras unter den Füßen zu spüren. Aus irgendeinem Grund wusste sie, wie es sich  die Grashalme anfühlten, wie sie die Zehen kitzelten. Nur woher konnte sie dieses Gefühl nachvollziehen?  So lange sie denken konnte, war sie noch nie auf Gras gelaufen, lediglich auf den kalten, rauen und steinigen Beton bei ihren unzähligen Fluchtversuchen.  Schon längst hätte sie von den Männern in Weiß weggeschafft werden müssen, doch noch immer lebte sie und noch immer hatte sie die Chance auf weitere Fluchtversuche. Auch wenn nun die Wege viel sicherer geworden waren.

Essenszeit. Wie immer eine Zeit am Tag, welche sie am liebsten umgehen würde. Auch wenn sie nichts anderes kannte, verzichtete sie lieber auf das, was sie angeboten bekamen. " Ach sieh mal einer an, wer heute doch gekommen ist", sagte die Frau, welche das Essen gab überrascht.  Claire nickte leicht, fast zu übersehen, doch die Frau nahm es wahr und schenkte ihr ein nett gemeintes Lächeln. Doch man sah ihr an, dass sie nicht so empfand wie sie es zu zeigen meinte. Stumm nahm Claire sich ein Tablett und bekam auf dieses ihr Essen gestellt. Grau und hatte kein Geruch.  Doch so wie immer.
Nie hatte hier irgendwer irgendetwas anderes gegessen und doch vermissten die, die noch bei Sinnen waren etwas, etwas was sie nicht in Worte fassen konnten.
Nachdem sich Claire an einen Tisch gesetzt hatte, welcher komplett leer war, begann sie mit ihrer Gabel im Essen herum zu stochern.
" Ahhhhhhhhhh! " Es war normal, dass Leute schrien. So auch wie der junge Mann, einen Tisch weiter.  Er saß da, starrte den Teller an und schrie.  Er schrie so laut er nur schreien konnte.
Immer weiter ohne ein freiwilliges Ende in Sicht.  Bis, wie jedes Mal auch, die Männer in Weiß, so nannte Claire sie, kamen und ihn mit zerrten, dabei spritze einer der Männer dem jungen etwas. Das alles lag nur an den Krankheiten,  welche  die Patienten in ihnen trugen und gefährlich für die Außenwelt waren, so erzählte man sich gegenseitig.  Es schien unfair das genau sie diese Krankheiten in sich trugen und insgeheim verfluchte Claire alle die, die gesund waren. 
" Claire Rivers", eine Männliche,  tiefe Stimme rief ihren Namen und sog sie zurück in das Hier und Jetzt. Weit weg von ihren Tagträumereien. " Mit kommen." Es war einer der Männer, welcher sie am Tag zuvor wieder in das Gebäude gezerrt hatte und dem sie, auf dem Weg zu ihrem Zimmer, in den Arm hatte gebissen. 
Also ohne ein Stück des Breis zu essen, den sie vor sich stehen hatte, begleitete sie den Mann, mit dem genauen Wissen, wo es nun hingehen würde. Die alltägliche Untersuchung.  Blut wurde abgenommen und eine andere Flüssigkeit gespritzt.  Hin und wieder änderte sich die jeweilige Flüssigkeit.  Jedes Mal war die Prozedur die selbe. Auch heute wieder, nur mit dem Unterschied, dass mehr Männer vor dem Raum standen als sonst. Verschärfung der Sicherheit, erklärten sie ihr, ohne das sie überhaupt gefragt hatte. Unter den Männern erkannte sie einen, den Typen, der die letzten Male draußen stand, als sie versucht hatte zu fliehen.
  Er erkannte sie auch, dass wusste sie. Denn er war der einzige, der sie auch nur mit einem Blick würdigte. Und dieser Blick traf direkt auf ihren Blick. Perplex  blieb sie stehen. Augen, so tief Blau wie der Himmel aus Erzählungen, zumindest stellte sie sich so den Himmel vor. Bis jetzt hatte sie ihn nur mit weiß bedeckten Wolken gesehen.  Oder das Meer. Oft wurden auch über dieses Geschichten erzählt. Und immer hieß es, dass sie bald dort hin gehen könnten.
" Komm jetzt.  Kind."
Sie nahm die Worte wahr, doch schenkte ihnen keine weiteren Bedeutung. Sie wusste nicht was gerade mit ihr los war, doch sie wollte dieses Blau näher betrachten.  Doch leider kam ihr jemand zuvor und zog Claire mit großem Schwung nach hinten.
" Die Krankheitserscheinungen nehmen zu. Sie muss ihre Medizin bekommen."
Nein, so etwas schönes konnte keine Krankheit sein.  Auch wenn sie sich selber gestand, dass sie sich eigenartig fühlte, doch nie im Leben konnte das eine Krankheit sein. Sie schluckte schwer und sah mit glasigen Augen zu dem Mann im weißen Kittel. " Nein ich bin nicht krank ", ächzte sie verzweifelt. Doch er nickte. " Doch kleines, sonst wärst du doch nicht hier und wir müssten dich nicht behandeln.  Doch wir tun alles."
Seine Worte schien der Wahrheit zu entsprechen.  Doch was war  die Wahrheit  und was war lediglich nur eine Geschichte?
An mehr konnte Claire sich nicht mehr erinnern, ehe sie auf dem harten Bett, welches seit sie denken konnte ihres war, wach wurde.  Ihr Körper schmerzte und ihr war übel, wirklich übel. Vorsichtshalber tastete sie nach einem Eimer, welcher im Notfall immer dort neben ihrem Bett stand und zog ihn näher zu sich. Man konnte schließlich nie wissen. 

Das einzige was mir wieder einfiel war das Blau. Das Blau der Augen dieses Mannes.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 26, 2016 ⏰

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