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Harry







Noch immer konnte ich es nicht fassen.

Ich bin zwar schon seit 6 Stunden nicht mehr zu Hause gewesen – ach, ist es ja jetzt sowieso nicht mehr – aber trotzdem fühlte ich mich immer noch zu benommen, um es wirklich zu realisieren. Selbst meine Gedanken waren nicht bei dem Film, der momentan im Fernsehen lief. Außerdem fühlte ich mich schlecht. Denn mir war bewusst, dass Louis sich große Schuldgefühle machte, obwohl er doch gar nichts dafür konnte, dass meine Eltern – vor allem mein Vater – so schlecht über ihn und mich dachten.

Ich konnte es einfach nicht begreifen.

Mein Vater war eigentlich schon immer stolz auf mich gewesen.

Ich, Harry Edward Styles, das Vorzeigekind.

Das Kind, um das ihn alle Familien der Welt beneideten.

Der Sohn, den er schon immer als seinen zukünftigen Nachfolger in seinem großen Unternehmen, das er von Großvater und dieser von Urgroßvater geerbt hatte, gesehen hatte. Eigentlich wäre ich der Nächste in dieser Reihe gewesen.

Es entsprach einfach der Wahrheit, wenn man behauptete, dass mein Vater immer mich bevorzugt hatte, anstatt Gemma. Er hielt nicht viel von Emanzipation und da Gemma einen stark ausgeprägt willensstarken Kopf besaß, war es nicht gerade selten, dass er sie hier und da auch mal schlug und bestrafte, was er bei mir nie getan hatte.

Ich liebte Gemma, klar, aber dennoch wäre es gelogen, wenn ich behaupten würde, ich wäre nicht froh gewesen, ich zu sein, anstatt zu fühlen, wie Gemma sich fühlen musste. Sie tat mir leid und ich hätte und würde ihr so gerne helfen, aber den Druck, den man als ‚Papas absoluten Stolz' hatte, war zu hoch, um diesen Wunsch nachzugehen.

Gemma wäre heute – jetzt, in diesem Moment ungefähr – nach Hause gekommen, nachdem sie vier Wochen bei Tante Maron gewesen war; auf Wunsch von unserem Vater wie jedes Jahr, denn Tante Maron war schon immer viel strenger als unsere Mutter gewesen und sollte Gemma, laut ihm, an ihre Pflichten erinnern.

Offenbar war es ihm nicht aufgefallen, aber seit unsere Mutter vor circa zwei Jahren gestorben war, hatte Tante Maron sich total verändert und war nicht halb so streng wie sie es früher einmal gewesen war. Gut für Gemma. Und blöd für mich. Ich vermisste meine Schwester.

So wie ich Gemma kannte, wird sie total ausrasten, wenn sie hören wird, was Dad getan hat. Aber das wird ihn wohl kaum umstimmen.

Gemma war die einzige, die gewusst hatte, dass ich mit einem Mann zusammen bin und sie ist begeistert gewesen. Ich nahm ihr zwar ab, dass sie sich so auch für mich freute, aber ich war mir sicher, dass ein Teil von ihr sich auch zufrieden gedacht hat, dass es doch einfach nur zu komisch ist, dass ‚Daddy's perfekter Sohn' – aus Vaters Sicht – wohl doch nicht so perfekt ist, wie dieser dachte; denn wir wussten beide, dass Dad Homosexuelle verabscheute. Wie bin ich auch nur auf die blöde Idee gekommen es ihm zu sagen?!

„Verdammt!", hörte ich Louis in der Küche fluchen, gefolgt von einem leisen: „Autsch."

„Lou, alles in Ordnung?"

„Hmm, jaaa, hab' mich nur am Messer geschnitten."

Ein leises Lachen verließ meinen Mund, bevor ich vom Sofa aufstand, um nach ihm zu schauen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 19, 2016 ⏰

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