Ein Wiedersehen mit Folgen

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Am Mittwoch Nachmittag, mache ich mich fertig um auf das jährliche Bierfest im Nachbarort zu gehen. Ich und meine Mädls hatten ausgemacht, dass wir uns dort jedes Jahr, am ersten Tag, treffen, damit wir uns mal wiedersehen. Einige von ihnen haben nach dem Abschluss eine Ausbildung angefangen, die anderen sind in eine weiterführende Schule gegangen, so wie ich. Dadurch, dass sich die Auszubildenden nicht frei nehmen können, wenn wir Ferien haben, haben wir uns zu diesem jährlichen Treffen entschloss.
Ich stehe also vor dem Spiegel, bin inzwischen 18 Jahre alt und vor einem Jahr, war unser Abschluss. Laut den anderen, die aus diesem Ort kommen und jedes Jahr am ersten Tag dort erscheinen, soll am ersten Tag auch einer unserer ehemaligen Lehrer anwesend sein. Herr Stein. Ein gutaussehende (zumindestens in meinen Augen), 44 Jahre alter Mann, welcher immer Chemie und Physik unterrichtet hatte. Ich fand ihn schon immer anziehend, doch während meiner Schulzeit, hatte ich mich nie getraut ihm das zu sagen oder auch nur zu zeigen.
Ich lenke ständig vom eigentlichen Thema ab.
Ich stehe also hier am Spiegel und versuche meine Haare irgendwie ansehlich und bequem, so dass sie mich heute nicht stören, zu positionieren und meine glatten haare mit Spangen zu befestigen. Danach nehme ich mir meine Schminksachen hervor und tusche nur leicht meine Wimpern, die durch meine Brille meine Augen dann nur noch größer wirken lassen. Den Rest lasse ich so, wie es ist. Ich bin keine Tussi, die sich 10 kg Schminke ins Gesicht klatscht und dann behauptet, dass sie wert auf natürliche Schönheit legt.
Nachdem ich alles erledigt habe, schlendere ich zu meinem Kleiderschrank. Dort ziehe ich eine schwarz-weiße Bluse heraus und eine schwarze enge Jeans, die meinen Hintern betont. Ich ziehe die genannten Sachen an, kombiniere diese mit einer Kette und einem Armband, dazu noch weiße Turnschuhe und fertig bin ich.
Ich setze mich in den Bus und fahre bis zum Festgelände. Davor warten schon meine Freunde auf mich. Zu sechst gehen wir rein und suchen unseren Tisch, den schon jemand reserviert hat, damit wir auch sicher einen Tisch bekommen. Am ersten Tag ist immer das komplette Bierzelt gefüllt. Wir haben wieder den Tisch, den wir bis jetzt immer hatten und gleich der Tisch neben uns ist der Tisch, den normalerweise die Lehrer meiner alten Schule besetzen.
Lächelnd, da ich mich bereits auf den Abend freue, setze ich mich und bestelle mir ein Maß Bier, wie es auf dem Bierfest üblich ist.
Nachdem ich ca. die Hälfte davon getrunken habe, füllt sich auch langsam der Tisch neben uns. Unter ihnen ist auch Herr Stein. Mit einem einfachen Nicken grüßen wir uns. So, wie wir es früher auf den Gängen in der Schule gemacht haben. Er sieht immer noch so gut aus, wie vor einem Jahr. Seine braunen, kurzen Haare, seine blau-grünen Augen. Alles noch so wie früher. Auch trägt er heute wieder ein Hemd und eine einfache Jeans - so wie früher.
Vor gut zwei Jahren fingen meine Schwärmereien für ihn an und bis jetzt habe ich mich noch nicht getraut es ihm zu sagen.
Ich starre ihn immer wieder an, während ich mit meinen Freunden rede. Es ist inzwischen eine Stunde vergangen. Ich trinke bereits mein zweites Maß und traue mich immer noch nicht. Als ich sehe, dass er kaum noch Bier hat, halte ich eine Bedienung auf und bitte ihn ihm ein Bier zu bringen, aber nicht zu sagen, dass es von mir ist. Er darf erwähnen, dass ich ihn kenne und er mich kennt, aber nicht, dass es von mir ist.
Die Bedienung macht, was ich ihm gesagt habe und als Herr Stein, sich umsieht um zu sehen, ob ihn jemand ansieht und das mitverfolgt, schaue ich auf den Tisch.
Ich brauche dringend frische Luft, weshalb ich mir eine Kippe nehme, nach draußen verschwinde und mir dann traurig, aber auch enttäuscht, die Kippe in den Mund stecke. Ich zünde sie an, nehme einen tiefen Zug und blase den Rauch wieder aus meinen Lungen. Während ich diesen Vorgang wiederhole, schließe ich meine Augen, um möglichst viel, von dem giftigen Zeug in mich aufzunehmen.
"Rauchen ist ungesund. Das solltest du wissen, schließlich hatten wir das im Unterricht", ertönt plötzlich die tiefe, raue Stimme meines ehemaligen Lehrers.
Mit einem Grinsen auf den Lippen, öffne ich meine Augen und antworte ihm: "Ich weiß. Ich finde es immer noch lustig, wie Sie damals meinten, dass nur unintelligente Menschen rauchen. Naja, das stimmt nur halb, schließlich habe ich meinen Abschluss als Jahrgangsbeste abgeschlossen und habe auch damals schon geraucht. Der einzige Unterschied zwischen damals und heute ist, dass ich nicht mehr 17 bin."
"Auch ein Lehrer kann sich mal irren.", antwortet er mit einem dicken Grinsen im Gesicht, "Aber eigendlich wollte ich fragen, warum du mir ein Bier ausgegeben hast."
"Die Bedienung hat es Ihnen gesagt oder?", murmle ich verlegen, während meine Wangen sich leicht rötlich verfärben. Um das jedoch herunter zuspielen, nehme ich noch einen Zug von meiner Kippe.
"Nein, nur ist es nicht besonders unauffällig, wenn man die Person vorher schon ewig angestarrt hat und von jetzt auf gleich die Tischplatte interessant ist", lacht er.
"Wir hatten mal die nette Unterhaltung darüber, dass ich wenig Bier trinke, da ich Bier nicht besonders gut vertrage und da dachte ich mir, dass es doch gut ist, wenn ich Ihnen, als Biertrinker, mein drittes Bier schenke", murmle ich verlegen, während ich die Kippe zwischen meinen Fingern genauer betrachte.
"Ich denke, dass es an der Zeit ist endlich dieses formale Getue bei Seite zu legen. Ab jetzt bin ich Tobi und nicht mehr Herr Stein", prustet er heraus, als hätte er das schon die ganze Zeit sagen wollen.
"Ok, Tobi. Ist es denn so schlimm, dass ich Ihnen... äh dir ein Bier ausgegeben habe?", frage ich ihn, während ich ihn wieder ansehe.
Er schüttelt den Kopf und antwortet darauf: "Nein. Aber sag mal, was hältst du davon, wenn wir uns unser Bier schnappen und uns ein ruhiges Plätzchen suchen? Mal darüber reden, was in dem Jahr, das wir uns nicht gesehen haben, so passiert ist."
"Klar, warum nicht?", antworte ich, schmeiße dabei meine Kippe auf den Boden und trete sie aus.
Gemeinsam gehen wir wieder rein, holen unsere Sachen und setzen und an einen noch freien Tisch, ganz hinten in der Ecke. Die Sicht auf diesen Tisch ist beschränkt, da darum herum eine Art Wand gezogen ist. Die Musik ist hier auch viel leiser und an sich gefällt mir der Platz.
"Also was ist bei dir in dem Jahr so passiert?", fragt er, während er sein Maß-Bier abstellt und seine Jacke neben sich legt.
"Ich gehe auf eine weiterführende Schule und weiß jetzt auch, was ich studieren will. In meinem Privatleben hat sich auch einiges geändert, aber das ist Nebensache. Und bei dir?", antworte ich ihm.
" Bin immer noch Lehrer. Arbeite immer noch an der selben Schule. Unterrichte immer noch die selben Fächer. Also nicht wirklich viel", gibt er mir als Antwort zurück.
Ich nicke und sehe ihn an. Um ehrlich zu sein, würde ihn jeder andere hässlich finden. Er ist nicht der dünnste, redet im Unterricht von seiner Bundeswehrzeit und äußert manchmal unangebrachte Bemerkungen. Doch aus irgendeinem mir unerklärlichen Grund, finde ich ihn unheimlich sexy.
"Was hat sich in deinem Privatleben verändert?", fragt er mich, mit einem leichten Hauch von Verlegenheit in der Stimme.
"Ich war 2 Jahre mit jemanden zusammen, doch das ganze brach vor einem halben Jahr auseinander, da er mir einen Antrag gemacht hatte, aber ich abgelehnt hatte. Er war süß, nett, zuvorkommend - alles, was ich mir von einem Mann wünsche. Ja, ich habe ihn geliebt, aber es gibt da noch jemand anderen, den ich anziehend finde und deshalb konnte ich ihn nicht annehmen. Außerdem ging mir das alles zu schnell. Ich war damals noch nicht einmal 18", antworte ich ihm verlegen.
"Oh, ich dachte, dass etwas ganz anderes kommt. Aber warum hast du ihm dann nicht gesagt, dass du es noch zu früh findest?", murmelt er, während er mich ansieht.
"Ich habe es ihm gesagt, aber da war immer noch dieser andere Mann. Und er wusste es. Er hat alles auf diesen Mann geschoben und eigendlich hatte er auch recht. Ich kann ihn nicht heiraten, wenn ich diesen anderen Mann nicht vergessen kann. Und um ehrlich zu sein, habe ich das Gefühl, dass mir dieser andere Mann mehr bedeutet", sage ich wahrheitsgemäß, während ich ihn beobachte um seine Reaktion zu sehen.
"Und warum sagst du es dann diesem anderen Mann nicht einfach? Er würde dich sicher nicht einfach wegstoßen."
"Da wäre ich mir nicht so sicher. Er ist älter als ich. Um einiges älter. Er hat nen Job, hat ne Bude. Und ich? Ich bin Schülerin, will studieren, wohne bei meinen Eltern", brumme ich als Antwort vor mich hin.
"Du solltest es einfach mal probieren. Mehr als ablehnen kann er nicht. Und sollte er ablehnen, dann verpasst er etwas. Du wohnst vielleicht noch bei deinen Eltern und verdienst vielleicht auch nicht die Welt, aber du bist intelligent , zielstrebig und siehst gut aus."
Nachdem er diese Worte gesagt hat, schlägt mein Herz drei Etagen höher und viel schneller.
"Vielleicht hast du recht und ich sollte es ihm irgendwann einmal sagen", sage ich mit einem leichten Lachen auf den Lippen.
Ich nehme mein Maß und trinke einen großen Schluck von meinem Bier.
Ich sollte es ihm, dem Mann der vor mir sitzt, irgendwann sagen, aber ich traue mich nicht.
"Ist es in Ordnung, wenn ich dich kurz alleine lasse? Ich würde gern kurz raus gehen und eine rauchen. Also nur, wenn es für dich in Ordnung ist", murmle ich und warte auf seine Reaktion oder Antwort.
Er nickt leicht, ich bedanke mich und verschwinde nach draußen.
Heute wäre meine Chance. Ich könnte es ihm einfach so sagen und wenn er ablehnt, dann könnte ich es auf den Alkohol schieben. Ich werde es ihm einfach frei heraus sagen. Ohne lange drum herum zu reden. Ja, das werde ich machen. Er hat es verdient es zu erfahren. Er soll es erfahren.
Entschlossen es ihm gleich zu sagen, gehe ich wieder rein uns setze mich wieder. Als ich ihn jedoch wieder sehe, verschwindet mein Mut und insgeheim traue ich mich nicht mehr. Doch ich muss es ihm sagen.
Ich schaue auf den Tisch und sehe dort seine Hand liegen. Das ist meine Chance.
Ich nehme seine Hand und murmle verlegen: "Hör zu. Der Mann, von dem ich vorher gesprochen hatte, das ist nicht irgendein Mann. Eigendlich bist du dieser Mann. Damals in meinem Abschlussjahr hatte ich gemerkt, dass ich Intresse an dir habe, aber ich hatte mich nie getraut dir irgendetwas zu sagen."
Ich sehe ihn an. Er hat seine Augen weit aufgerissen und starrt mich mit offenem Mund an. Nachdem er einige Minuten lang dazu nichts gesagt hat, nehme ich meine Hand von seiner, stehe auf und sage: "Ok, ich glaube, dass damit alles gesagt ist. Ich werde Sie jetzt in Ruhe lassen und wieder zu den Anderen gehen. Tut mir leid."
Ich nehme meine Sachen und gehe davon, ohne mich noch einmal umzudrehen. Am Platz angekommen, setze ich mich hin, trinke mein Bier und versuche die aufkommenden Tränen wegzublinzeln. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Herr Stein sich wieder an seinen Platz setzt. Ich trinke mein Bier aus, stehe auf und sage denn Anderen, dass ich Heim fahren werde. Ich kann ihn nicht den ganzen Abend vor mir sehen. Es tut zu sehr weh. Ich verabschiede mich bei jedem mit einer Umarmmung, sehe noch einmal kurz zu 'Tobi' und gehe dann zum Ausgang. Nachdem ich einige Meter gegangen bin, setzte ich mich auf eine Bank und lasse meinen Tränen freien lauf.
"Warum hast du das nur getan? Du hättest mit ihm befreundet sein können, aber nein, du willst wieder mehr", murmle ich zu mir selbst, während ich meinen Kopf in meine Hände bette.
Ich sitze einige Minuten einfach nur da, nehme dann mein Handy heraus um auf die Uhr zu schauen.
2:10 Uhr Morgens.
Den letzten Bus habe ich verpasst. Das heißt dann wohl, dass ich hier draußen schlafen darf. Ich gehe noch ein paar Schritte und finde schließlich eine Bank in der Nähe der Parkplätze, auf welche die Sicht beschränkt ist.
Dort setze ich mich hin, ziehe meine Jacke aus und benutze diese dann als Kopfkissen. Schnell wird mir jedoch kalt, weshalb ich die Jacke anziehe und mich einfach so hinlege.
Warum ich nicht zu meinen Freunden gehe und sie frage, ob ich bei ihnen schlafen kann? Ganz einfach, ich hatte mich zu einer Zeit verabschiedet, von der aus ich den Bus noch leicht erwischen hätte müssen. Außerdem müsste ich ihnen meine verheulten Augen erklären und das würde ich nur sehr ungern machen. Sie würden mich auslachen und mich nicht verstehen. Ich verstehe mich doch selbst kaum.
"Tobi, Tobi, Tobi... warum hast du sie gehen lassen? Sie war doch immer das, was du wolltest", ertönt plötzlich diese sexy, anziehende und männliche Stimme meines Ex-Lehrers.
Hatte er gerade jemanden kennen gelernt oder redet er von mir. Wie von der Tarantel gestochen, sitze ich wieder senkrecht da und schaue mich um. Hinter mir erkenne ich ihn, wie er gerade zu seinem Auto läuft. Das Auto neben der Bank, auf der ich sitze leuchtet auf, als er auf seinen Schlüssel drückt. Wenn er einsteigt und das Licht anmacht, dann wird er mich sehen. Vorsichtig und langsam, damit er mich nicht erkennt, lege ich mich wieder hin. So ist die Chance größer, dass er Heim fährt ohne mich zu sehen.
Stumm weine ich weiterhin vor mich hin, bis das Licht angeht und ich mich keinen Millimeter mehr bewege. Der Motor wird gestartet und ich zucke zusammen. Nach dieser Aktion hoffe ich, dass er mich nicht gesehen hat.
Doch zu früh gefreut. Der Motor geht aus, das Licht bleibt an, die Türe wird geöffnet und wieder zugeschlagen.
"Was machst du hier? Ich dachte du wärst nach hause gefahren", murmelt er, während er mich an der Schulter berührt. Ich zucke wieder zusammen, stehe auf und entferne mich drei Schritte.
"Das geht Sie nen scheiß Dreck an!", brülle ich ihn unter Tränen an.
Er kommt mit ausgestecktem Arm einen Schritt auf mich zu, doch ich mache wieder einen Schritt nach hinten.
Ich will ihn einfach nie wieder sehen. Er soll aus meinem Leben verschwinden und mich alleine lassen, so wie er es vorher auch gemacht hab.
"Rena, komm her, bitte! Du bist total kalt und wirst noch krank. Ich hab im Auto eine Decke. Ich will nur, dass du sie nimmst und dann bin ich weg, versprochen", sagt er ruhig und geht noch einmal einen Schritt auf mich zu.
Ich weiche wieder aus, doch steige auf eine Wurzel und knicke um. Schluchzent beuge ich mich nach unten und halte mich am Fußgelenk, während ich brülle: "Ich brauch Ihre scheiß Decke nicht! Genausowenig, wie ich Sie brauche."
Die letzten Worte kamen jedoch eher geflüstert hervor und klangen nicht ganz so stark, wie ich gehofft hatte.
Erschöpft sinke ich schließlich ganz zu Boden. Hebe mir immernoch das Fußgelenk. Heulend, vor Schmerz über ihn und über mein Fußgelenk, sitze ich auf dem Boden und friere.
Er jedoch, geht einfach weg. Öffnet irgendwas am Auto und schließt es wieder. Ich warte auf das Geräum vom Motor, doch vergebends. Stattdessen legt sich eine Decke um mich und ich kuschle mich automatich hinein. Dann setzt sich irgendjemand neben mich und legt einen Arm um mich.
Dieser männliche Geruch sticht mir sofort in die Nase und ich weiß plötzlich genau, dass er es ist.
"Ich sagte, dass Sie verschwinden sollen", flüstere ich kraftlos.
"Ich lasse niemanden unterkühlt, verletzt und weinend am Boden liegen. Das solltest du inzwischen wissen, Rena", murmelt er, während er mich noch weiter an sich zieht.
"Pass auf, du kommst mit zu mir. Dort kann ich deinen Fuß einbinden, so wie ich es in der Bundeswehr gelernt habe, du kannst vorher noch duschen gehen. Dort bekommst du auch ein Bett, indem du heute schlafen kannst und wenn du dann willst, dass ich dich immernoch in Ruhe lasse, dann bring ich dich nach Hause und verschwinde für immer aus deinem Leben, abgemacht?", leiert er runter, während er mich dabei mustert.
Kraftlos nicke ich und versuche aufzustehen, doch mein Fuß lässt es nicht zu. Er reicht mir seine Hand, welche ich annehme, und zieht mich hoch. Sobald ich auf den Füßen stehe, stützt er mich und bringt mich zum Auto.
Ich habe ihn schon die ganze Zeit nicht angesehen und das ändert sich auch nicht, als ich im Auto sitze. Um ehrlich zu sein, verstehe ich ihn auch nicht. Erst lässt er mich abblitzen und dann behandelt er mich mega liebevoll. Was soll das ganze?
Jedoch bin ich zu müde um weiter darüber nachzudenken. Ich lehne meinen Kopf ans Fenster und schlafe fast sofort ein.
"Rena wach auf! Wir sind da. Ich glaub nicht, dass du willst, dass ich dich hochtrage, dich dann ausziehe und unter die Dusche stelle", sagt er, während er an meiner Schulter rüttelt.
Ich liege immernoch so da, wie ich vorher eingeschlafen bin. Ich schlage meine Augen nun völlig auf, hebe meinen Kopf, schnalle mich ab und öffne die Tür.
Ich wollte gerade aussteigen, als vor mir eine Hand erscheint. Jedoch bin ich nicht so verletzt, dass ich nicht mehr alleine aussteigen kann. Ich hieve mich in die Höhe und humple ein paar Schritte, bevor ich die Tür zumache. Nach einigen weiteren Metern, bleibe ich jedoch stehen, da die Schmerzen zu groß sind. Herr Stein ist sofort zur Stelle und stützt mich.
"Ich brauche Ihre Hilfe nicht", sage ich mit inzwischen wieder einigermaßen kraftvoller Stimme.
"Kannst du nicht einmal kurz das Vergangene vergessen und dir helfen lassen? Ich hab gesehen, wie du vor Schmerzen Tränen in den Augen hattest, also stell dich nicht so und lass dir helfen!", motzt er mich an, während er mich noch ein bisschen mehr stützt.
Ich erwiedere daraufhin garnichts und lasse es einfach geschehen. Zusammen gehen wir zur Eingangstüre, welche er aufsperrt und dann mit mir zusammen durchschreitet. Daraufhin geht es einige Treppenstufen hoch in den 2. Stock. Dort bleibt er vor einer Tür stehen. Diese öffnet er, geht hinein und hält sie mir auf. Langsam folge ich ihm. Drinnen angekommen, schließt er die Tür, macht das Licht an und stützt mich wieder. Zusammen gehen wir in sein Wohnzimmer. Dort lässt er mich an einem Sessel alleine. Ich setze mich hin, öffne meinen Schuh und schlüpfe heraus. Die Socke folgt und zum Vorschein kommt ein geschwollener, blauer Knöchel.
"Damit solltest du morgen oder übermorgen ins Krankenhaus. Das muss geröngt werden. Ich kann dir jedoch eine salbe drauf machen und einen Stützverband. Vorher solltest du jedoch duschen gehen. Hier hast du ein Shirt und ein paar shorts von mir", sagt er, als er den Raum wieder betritt.
Ich stehe auf und laufe mit seiner Hilfe ins Bad. Dort lässt er mich dann allein. Auf einem Schränkchen liegen bereits Handtücher.
Ich schäle mich aus meiner Kleidung. Darauf bedacht, dass ich mein Knöchel nicht zu sehr belaste, steige ich in die Dusche und schalte das Wasser an. Ich lasse es erst einmal ein paar Minuten über mich fließen, bevor ich es ausschlate, das Duschgel von ihm nehme und mich einseife. Jetzt rieche ich zwar nach Mann, aber das ist mir im Moment egal. Das selbse mache ich auch mit meinen Haaren, bevor ich aus der Dusche steige und mich abtrockne. Danach schlüpfe ich in meine Unterwäsche und in die Sachen, die er mir gegeben hat. Ich lege meine Kleidung noch sauber zusammen und verlasse dann, mit einem Handtuch auf dem Kopf, das Bad.
Als hätte er auf mich gewartet, steht er vor dem Bad und sieht mich an. Ich starre in den Boden, da ich ihn nicht mehr ansehen möchte.
"Warte ich helfe dir. Wenn wir im Wohnzimmer sind, dann verbinde ich dir noch deinen Fuß und dann bringe ich dich ins Bett. Es gibt nur ein Problem. Ich habe zwei Sessel, aber keine Couch. Entweder du erlaubst mir mit im Bett zu schlafen, oder ich muss auf dem Boden schlafen", murmelt er, als er auf mich zu kommt und mich wieder stützt.
"Es ist Ihr Bett, also werde ich auf dem Boden schlafen", antworte ich ihm, obwohl ich am liebsten neben ihm einschlafen würde.
"Du bist eh schon verletzt, da kann ich es nicht gebrauchen, wenn du auch noch einen steifen Rücke hast. Beide im Bett oder ich am Boden?", fragt er mich wieder.
"Beide im Bett", antworte ich resigniert um es so klingen zu lassen, als würde es mich nicht interessieren.
Er nickt und setzt mich dann auf einem der beiden Sessel ab.
Daraufhin geht er und kommt mit einem Koffer wieder. Er kniet sich hin, öffnet den Koffer und holt Salbe und Verband heraus. Er schmiert meinen Fuß ein ein und legt einen Stützverband um. Nachdem er fertig ist, hilft er mir auf und bringt mich ins Schlafzimmer. Dort legt er mich im Bett ab. Ich kuschle mich unter die Decke und in das Kissen.
Er verschwindet daraufhin, um ein paar Minuten später wieder zukommen - oben ohne nur in Boxershorts. Er legt sich zu mir und ich drehe mich mit dem Rücken zu ihm. Nach wenigen Minuten bin ich im Land der Träume.

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