"Brauchst du Hilfe, Grandma?", fragte ich. "Oh nein, es geht schon. Geh hoch in dein Zimmer. Du hattest einen langen Tag." Den hatte ich wirklich. Zehn Stunden Schule und dann noch 2 Stunden arbeiten, weil irgendeine Bedienung ausgefallen ist und Elli mich angefuren hatte, dass ich einspringen musste. "Okay. Gute Nacht, Grandma." Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange und ging aus der Küche. "Gute Nacht, Liebes." Ich konnte mich glücklich schätzen, eine Großmutter wie sie zu haben. Wenn ich da an meine beste Freundin Olivia dachte, kam ein bisschen Mitleid in mir hoch. Ihre Großmutter war ein echter Drache. Bei meiner Großmutter aufzuwachsen war sogar wahrscheinlich das Beste, was mir passieren konnte. Sie war wahrscheinlich eine bessere Mutter als meine es je hätte sein können. Amelia-laut meiner Grandma hieß sie so- war gerade mal 19 Jahre alt als sie mich bekam. Sie starb einige Stunden nach meiner Geburt. Warum genau weiß ich nicht, aber ich denke mal es gab einige Komplikationen oder etwas in der Art. Ich höre oft von Leuten, wie schrecklich, das wohl sein muss, wenn die eigene Mutter nie kennenlernen konnte und alleine aufwuchs. Aber wie soll es denn schlimm sein? Ich kenne sie ja nicht mal. Wie soll man jemanden vermissen, den man gar nicht kennt? Und mein Vater, naja, er hat mir nie einen Grund gegeben, ihn zu vermissen. Nach dem, was meine Grandma mir erzählt hat, war er wohl einige Jahre älter als meine Mutter. Nachdem er von der Schwangerschaft meiner Mutter erfahren hatte, war er sofort von der Bildfläche verschwunden und sie haben nie wieder ein Wort von ihm gehört. Long story short: Es war wahrscheinlich für alle Beteiligten besser, so wie es abgelaufen ist. Nicht, dass ich meiner Mutter den Tod gewünscht hätte, aber sie war noch so jung und laut meiner Grandma völlig verzweifelt und unerfahren, was Kinder anging. Den Einzigen um den ihr mich bemitleiden dürft ist mein Großvater. Er ist 2001 gestorben, als ich gerade 3 Jahre alt war. Bei ihm haben sie alle gesagt, sie sei ja noch so jung und sie versteht es ja eh noch nicht. Doch ich verstand es sehr wohl. Meine Großeltern haben mir sehr früh erklärt wie das mit dem Leben und dem Tod abläuft. Ich wusste, dass mein Grandpa nicht mehr wiederkommen würde und ich wusste auch, dass meine Mutter es nicht würde. Mein Großvater jedoch war eine der wichtigsten Personen in meinem Leben gewesen.
Oben angekommen ging ich ins Bad, um mir die Zähne zu putzen und mein Make-up zu entfernen. Ich band mein Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen. Es war so ziemlich das Einzige, womit ich mir ernsthaft Mühe gab. Während ich mein Make-up mit etwas Puder und Mascara eher schlicht hielt, waren die Spitzen meiner dunkelbraunen Haare rotgefärbt und meistens zu Locken gedreht, geglättet oder zu Zöpfen geflochten worden. Ein Blick auf die kleine Uhr, die aussah wie ein dicker gelber Fisch, verriet mir, dass es schon fast 11 war. Seufzend verlies ich das Bad und ging in mein Zimmer. Dort nahm ich mir eine kurze Stoffhose und ein Top aus meinem Kleiderschrank, der im Allgemeinen aus dunklen Jeans, dunklen T-shirts und dunklen Pullis bestand. Ich trug nicht gern helle Sachen. Zum einen, weil die Flecken so gut wie nie wieder rausgingen, zum anderen, weil ich darin aussehe wie eine schlechte Farbkopie von mir selbst. Gegenüber von meinem Kleiderschrank stand mein Bett. Es war ein weißes King-size Bett, auf dem sich die unterschiedlichsten Kissen türmten, sogar mein Lieblingskissen lag dort. Ich hatte es damals von meinen Großeltern zu meinem 1. Geburtstag bekommen. Ich suchte den Ordner vom Café, um meine Stunden für den heutigen Tag aufzuschreiben. Obwohl meine Grandma Ärztin war und genug verdiente, waren wir beide der Meinung, das ein Nebenjob mir nur zu Gute käme. Es machte sich gut auf Collegebewerbungen und ich wurde nicht eine dieser verzickten Mädchen wurde, die von ihren Eltern alles hinterher geschoben bekamen. Sei es ein Auto, ein Handy-obwohl sie erst ein neues bekommen hatten-sei es eine überteuerte Handtasche oder was auch immer. Ich jobbe nun also schon seit etwa 1½ Jahren im Café gegenüber der Schule. Davor habe ich im Tierheim gearbeitet und war sogar Babysitten. Ich merkte wie meine Lider langsam schwerer wurden. Ich packte den Order weg und kuschelte mich unter meine Bettdecke. Es dauerte nicht lang und ich versank tief und fest im Schlaf.
Ich rannte. Ich rannte so schnell ich konnte. Ich wusste nicht genau, warum ich rannte oder vor wem ich weglief. Dann fiel es mir wieder ein. Ich rannte weg. Ich rannte weg vor ihm! Doch wer war er? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass ich rennen musste. Ich bog in eine Nebenstraße, in der Hoffnung ihn abschütteln zu können. Doch plötzlich stand ich vor einer Wand. Ich drehte mich um, doch da kam er schon um die Ecke und rannte direkt auf mich zu.
DU LIEST GERADE
The green Eye-Witches on Earth
Teen FictionSilvers Leben war völlig normal. Sie hatte normale Freunde und war gut in der Schule. Alles war gut bis sie plötzlich anfängt, Stimmen zu hören. Als dann noch ihr vermeintlicher Cousin Joshua auftaucht, scheint Silvers Welt entgültig zu kippen.