sechs

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Norah's POV

Der nächste Morgen war nicht viel besser als der davor, doch auch wenn ich weiterschlafen wollte, ich musste mit Kian reden. Außerdem brauchte ich Antworten von meinen Eltern, ich meine.. Geheimnis?

Müde schliff ich mich in die Küche, mein Vater war bereits auf Arbeit, weshalb ich nur meine Mutter antraf.
„Guten Morgen Norah", fing sie an.
Ich nickte nur.
„Ich möchte dir erklären, was es mit dem Brief auf sich hat."
Wieder nickte ich nur und setzte mich.
„Wie du schon rausgefunden hast, ist Alec am leben. Das damals war kein Zufall, es gibt ein Geheimnis-"
„Was für ein Geheimnis?"
„Auf dieser Welt gibt es.. sowas wie, übernatürliche Gestalten-", wieder unterbrach ich sie, indem ich auflachte.
„Was willst du mir hier sagen, Mum? Dass Geister und so ein Blödsinn doch keine Märchen sind und der böse Teufel uns irgendwann holen und quälen wird?"
Das ganze wurde langsam lächerlich.
Auch meine Mutter wurde langsam ungeduldig, ich sah nur wie sie den Kopf schüttelte und überlegte.
„Vielleicht sollte Kian dir das alles erklären, er wird dir mehr erklären können."
„Kian?", fragte ich verwirrt.
„Ja, Kian. Du solltest nun in die Schule, sonst kommst du zu spät. Tschüss", und weg war sie.
Ich war verwirrt, was hatte Kian damit zu tun? Woher kannte sie ihn?
Trotz meiner vielen Fragen und Gedanken machte ich mich auf den Weg in die Schule.

•••

„Wir müssen reden", sofort lag die Aufmerksamkeit der Clique von den letzten Tagen auf mir.
„Allein, meine ich", schaute ich Kian an.
Er nickte nur verwirrt, nahm aber seinen Rucksack und folgte mir. Der Rest der Gruppe sah uns verwundert hinterher.

„Was gibts?"
Ich schaute ihm in die Augen, unsicher wo ich anfangen sollte. Er nickte mir aufmunternd zu, lächelte leicht.
„Gestern, als der Junge dich aus der Mensa geholt hat, ist dir ein Brief runtergefallen. Ich wollte ihn dir bringen, aber du warst schon weg. Also hab ich-"
„Geschaut?"
Ich blickte ihn ertappt an, nickte dennoch. Er seufzte, ehe er sich einmal durch die Haare fuhr, was verdammt heiß aussah.
Es herrschte kurze Stille, Kian schien nach Worten zu suchen.
„Hast du mit deiner Mutter geredet?" Kian wusste also worum es ging und was ich von ihm wollte. Ich nickte nur, bevor er meine Hand nahm und in schnellen Schritten aus der Schule lief. Blicke verfolgten uns egal in welchem Gang wir uns befanden, ich konnte mich befoch nur auf das Kribbeln in meinem Körper, ausgelöst durch seine Hand, konzentrieren und wünschte mir, er würde mich niemals mehr loslassen. Fasziniert starrte ich auf unsere Hände, während ich versuchte, Schritt zu halten.

Außerhalb der Schule führte Kian mich zu einem Auto, einen Audi Q3. Mein inneres Fangirl fing an zu kreischen, dieser Junge sah nicht nur heiß aus, sondern hatte auch noch ein absolutes Traumauto! 
Kian sah offenbar mein unterdrücktes Grinsen und drückte meine Hand einmal.
„Los, steig ein", hob er mir die Tür auf.
Nun doch grinsend schaute ich mich im Auto um, Kian stieg währenddessen auch ein.
Gentlemen.
„Deins?", fragte ich ihn.
Er schüttelte den Kopf.
„Gehört eigentlich allen, ist von meinem Vater an unsere.. WG. Ich hab aber noch ein Auto Zuhause." Ich bemerkte die kurze Pause, beachtete sie aber nicht weiter.
„Und wo fahren wir hin?"
„Zu mir nach Hause", lächelte er mit entgegen, was mich direkt aufmunterte.

Die Fahrt war nicht lang, etwa zwanzig Minuten, die wir hauptsächlich in Stille verbrachten. Erst als wir in Richtung Wald fuhren, wurde mir mulmig zu mute. Kian merkte meine Unruhe wohl.
„Hey, alles gut. Wir sind gleich da, der Wald ist sicher."
Ich nickte bloß, beobachtete aber jede Ecke des Waldes genau.
Schon bald kamen wir in einem kleinen Dorf an, es sah wirklich schön aus.
Es waren ein paar Holzhäuser aneinandergereiht, Menschen sah ich aber keine.
Kian parkte vor einem etwas größeren Haus und stieg aus, ich tat es ihm gleich. Auch wenn ich Angst vor Wäldern hatte, fühlte ich mich hier mehr als wohl. Viel Zeit zum Betrachten hatte ich allerdings nicht, da Kian erneut meine Hand nahm und mich in das Haus führte.
„Dieses Haus gehört mir, den anderen aus der Schule und noch ein paar Personen. Momentan sind aber alle weg, deshalb werden wir jetzt wahrscheinlich keinem begegnen."
Das Haus sah zwar etwas chaotisch aus, dennoch war es unheimlich bequem und man fühlte sich direkt wohl.
Ein paar Bilder hingen schief an der Wand, was mich zum schmunzeln brachte. Kian merkte es und lachte leicht auf.
„Das war Amy, sie hat's nicht so mit Genauigkeit", sein Lachen faszinierte mich jedes Mal mehr.
„Komm, gehen wir ins Wohnzimmer, da können wir reden und ich beantworte dir jeder deiner Fragen."
Er führte mich ins Wohnzimmer, holte noch etwas zu trinken und setzte sich neben mich.
„Also, was willst du wissen?"
„Meine Mutter hat irgendwas von.. übernatürlichen Gestalten geredet. Das Geheimnis." Ich schaute ihn an, er nickte.
„Wir sind Gestaltenwandler", haute er einfach raus. Meine Augen wurden wahrscheinlich groß wie Tennisbälle.
„Was? Wie?", stotterte ich überfordert.
Kian merkte wohl, dass es nicht sonderlich schlau war, dies einfach ohne Erklärung rauszuhauen.
„In manchen Familien gibt es das sogenannte Werwolf-Gen. Es bringt uns dazu, uns zu großen Wölfen zu verwandeln. Es klingt vielleicht interessant und cool, aber es ist ein Fluch und Segen zugleich. Jeden Vollmond verwandeln wir uns und haben den Drang zu töten, wir werden zu Bestien. Menschen haben Angst vor uns, teilweise haben wir selbst Angst vor uns. Die meisten können sich nicht kontrollieren, deshalb ist es ein Fluch. Eine Seite, die viele von uns hassen."
Kian starrte mit zusammengezogenen Augen auf den Boden, lies mich das Gesagte erstmal verarbeiten. Es überforderte mich, Angst flammte in mir auf, ich riss mich dennoch zusammen, wollte mehr wissen. Mehr von ihm, seinem Leben und seiner Situation.
Ich schluckte hart und wartete, dass er weiterredete.
„Es ist gleichzeitig aber auch ein Segen, jeder mit dem Werwolf-Gen hat einen Mate. Eigentlich Soulmate, Seelenverwandte. Die Seele wird von der Mondgöttin geteilt und an zwei unterschiedliche Menschen gegeben. Man fühlt sich leer ohne seinen Mate. Wenn man seinen Mate gefunden hat, fühlt man sich vollständig. Der Wolf in dir spielt verrückt und will dich umarmen, küssen und markieren."
Kian schaute mich nun verträumt an, ich jedoch wollte am liebsten rausrennen und die Schmetterlinge aus meinem Bauch auskotzen. Ich wollte mit dem allen nichts zu tun haben, wo bin ich da reingeraten? Ich bin noch nicht mal eine Woche in der neuen Stadt und schon so überfordert.
Es gibt Werwölfe? Alec lebt? Harrison lebt? Mum und Dad wussten das die ganze Zeit?
Ich musste hier raus, aber ich brauchte noch eine Antwort.
„Kennst du Alec?"
„Ja", flüsterte er.
Ich nickte, Tränen brannten schon in meinen Augen.
„Und lebt.. Alec?"
Kian sah mich nur an, ohne eine Antwort zu geben. Dann nickte er.

„Norah, Norah! Norah, warte", schrie er mir nur ein paar Sekunden hinterher.
Ich stürmte aus dem Haus, seine Antwort gab mir den Rest. Tränen brannten schmerzhaft in meinen Augen, meine Sturheit zu gross um sie fließen zu lassen, meine Welt zerbrach förmlich vor meinen Augen. Enttäuschung und Wut machte sich in mir breit. Er war am leben?! Meine Eltern wussten davon und haben mich trotzdem leiden lassen.
Direkt vor der Haustür brach ich auf dem Boden zusammen und sah nur noch schwarz. Ich merkte noch wie ich aufgefangen wurde und empfang die Schwärze mit offenen Armen. Froh, meinen eigenen Gefühlen und
Gedanken endlich zu entfliehen.

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𝑀𝑎𝑡𝑒, 𝑦𝑜𝑢'𝑟𝑒 𝑚𝑖𝑛𝑒! *𝑖𝑛 𝑈̈𝑏𝑒𝑟𝑎𝑟𝑏𝑒𝑖𝑡𝑢𝑛𝑔* Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt