Kapitel 4

155 15 1
                                    

Als ich also langsam durch die Stadt gehe, bemerke ich meinen Bio-Lehrer, der an der anderen Straßenseite steht. Er ist nicht allein, er hat seine Frau dabei. Ich kenne sie von einer Klassenfeier und sie kam mir sehr sympathisch vor. Doch statt dem freundlichen Lächeln auf der Feier, steht jetzt große Wut in ihrem Gesicht geschrieben. Und auch mein Bio-Lehrer Hr.Bathe, bei uns untereinander auch gerne bei seinem Vornamen "Moritz" genannt, sieht nicht sehr glücklich aus. Ich kann zwar keine Worte verstehen, aber ich höre an den Stimmen, dass sie sich streiten. Kurz darauf wirft "Moritz" die Einkaufstüten, die er in der Hand hatte auf den Boden und geht schnellen Schrittes Richtung Hauptbahnhof. Seine Frau steht noch eine Weile verdattert da, hebt schließlich die Tüten auf und eilt in die entgegengesetzte Richtung.

Ich bin etwas verwundert, denn die beiden sind 2 Jahre verheiratet, aber ich kümmere mich nicht weiter darum.

Ich laufe noch ein Stückchen weiter und dann springt mir das Schild von New Yorker ins Auge. Die letzten Schritte gehe ich etwas schneller und husche in den Laden. Ich gehe schurstraks geradeaus auf die Schmuckständer zu. Ich gucke ein bisschen rum und mein Blick bleibt an ein paar Ohrringen mit Nieten hängen. Ich schaue auf meine Uhr und sehe, dass es schon viertel vor 2 ist. Ich nehme die Nietenohrringe vom Ständer und eine zur Kasse. Ich bezahle die Ohrringe, stopfe sie in meine Tasche und trete aus dem Geschäft. Dann mache ich mich auf den Weg zum Café Dona, wo ich mich mit Julia verabredet habe. Sie ist noch nicht da und ich stelle mich vor's Café und sehe mir die Leute an. Ein altes Ehepaar schlendert vorbei und eine Mutter, die versucht ihre Zwillinge im Kinderwagen ruhig zu bekommen. Ein paar Meter weiter weg sehe ich Julia stehen, die sich anscheinend nach mir umguckt. Als sich unsere Blicke treffen, gehen wir aufeinander zu. Wir begrüßen uns mit einer Umarmung und gehen ins Café. Bis jetzt habe ich Julia noch nichts von meiner Mutter und der Unbekannten erzählt. Wir suchen uns ein nettes Plätzchen am Fenster und bestellen Kakao und warmen Apfelkuchen mit Sahne. Wir plaudern ein bisschen, aber Julia mustert mich die ganze Zeit komisch. Schließlich fragt sie: "Duuu, Mara?!" "Ja?" "Was ist eigentlich los mit dir?" Ich kann nur seufzen. "Du klangst so aufgeregt am Telefon und du benimmst dich irgendwie...komisch...anders." Ich seufze ein weiteres Mal und erwidere: "Lass uns erstmal unseren Kakao zuende trinken und dann kann ich dir alles erzählen." Julia nickt nur und schlürft weiter an ihrem Kako.

Als wir bezahlt haben und aus dem Café treten, beschließen wir, zu Julia zu gehen. Auf dem Weg zu ihr erzähle ich ihr alles. Sie unterbricht mich nicht ein einziges Mal und als ich fertig bin, sind wir bei ihr zuhause angekommen. Sie sagt nichts. Das einzige, was sie tut ist, das sie mich lange umarmt. Dann gehen wir rein und hoch im ihr Zimmer. Zum Glück ist niemad da, denn ihre Eltern sind beruflich viel unterwegs. Als wir bei ihr auf dem Bett hocken kann ich nicht mehr und mir laufen die Tränen die Wange runter, die sich so lange in mir aufgestaut hatten. Julia umarmt mich noch einmal. Das hilft.

Nachdem alle Tränen draußen sind, tut Julia alles, um mich abzulenken. Wir reden über Jungs, Lehrer, Schule usw.

Da heute Samstag ist, möchte ich bei Julia schlafen. Wie gut, dass ihre Eltern weg sind, dann sind wir ungestört. Wir reden den ganzen Abend über dies und das, machen Fotos und blättern in alten Zeitschriften. Wir sind so geschafft, dass wir schon früh schlafen gehen. Ich kann nirgendwo so gut schlafen wie bei Julia, denn sie hat ein urgemütliches Schlafsofa.

Ich laufe durch einen Schulflur und sehe meinen Biolehrer mit seiner Frau. Sie streiten. Anscheinend ist er in eine Schülerin verliebt und seine Frau hat das rausbekommen. Als er mich bemerkt, rennt er auf mich zu, umarmt mich und gibt mir einen Kuss.

Erschrocken wache ich auf. Es war nur ein Traum! Das Lied "I dreamed a dream" geht mir durch den Kopf. Dieser Traum hat mich wirklich verwundert...

It's MY LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt