13.06.2031

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13.06.2031, Freitag Abend 19:34 Uhr

Es war ein schwüler, stickiger Tag. Ich bin völlig ausgelaugt, hungrig und müde.
Dennoch muss ich Nahrung finden um nicht zu verhungern.
Ich gehe gleich los und suche erneut, wie eigentlich jeden Tag Lebensmittel, Trinkwasser und einen einigermaßen sicheren Platz zum schlafen.
Ich stehe auf, schnappe mir 15 Patronen für das Gewehr und lade drei davon gleich nach. Ich steige aus dem Laderaum eines relativ großen LKWs, der vermutlich einmal der US Army zum Transport von Waffen und Munition gedient hat, aus und mache mich auf den Weg.
Ich laufe gerade aus, auf einer ziemlich porösen Straße. Nach einigen hundert Metern bleibe ich an einem Ortsschild stehen, ich starre es an und versuche angestrengt den Namen der Stadt lesen zu können, doch mehrere Einschusslöcher, tiefe Kratzer und jede Menge Staub sowie abgelöster Lack lassen nicht mehr als die Buchstaben C und O übrig...
Ich gebe es auf, den Namen der heruntergekommenen Stadt anhand des Schildes herausfinden zu können und laufe weiter.
Autos, die auf der Straße liegen geblieben sind, versuche ich gekonnt auszuweichen oder darüber zu klettern, um nicht unnötigen Weg laufen zu müssen. Ein stickig heißer Wind wirbelt eine Menge Staub und Dreck auf.
Um nicht zu viel einzuatmen, hole ich eine Maske mit Staubfilter aus meinem Rucksack heraus und setze sie auf, presse sie an mein Gesicht und atme ruhig weiter. Einige Minuten später bleibe ich vor dem alten Supermarkt stehen, an dem ich oft vorbeikomme um Konserven zu holen.
Doch seit heute scheinen die Elekromotoren die dafür sorgen, dass sich die Türe automatisch öffnet, nicht mehr zu funktionieren.
Also muss ich einen anderen Weg in das Innere des Ladens finden. Ich überlege mir, ob ich die Scheiben einfach einschlagen soll, doch dann fällt mir ein, dass dann der Laden durch die täglichen Stürme von innen völlig verwüstet werden und die wertvolle Nahrung auf dem Boden verteilen würde. Also muss ich einen anderen Weg in meinen "Essensbunker" finden...
Da fällt mir ein, dass ich die Türen des alten Ein-Dollar-Ladens immer offen sind und dieser direkt nebenan ist. Die Sonne küsst langsam den Horizont und der Himmel färbt sich in einem trüben rot, der Staub legt sich auch langsam. Nach einigen Minuten bin ich einmal um den Block gelaufen, um in das angrenzende Geschäft des Supermarktes zu gelangen. "Die Luft müsste nun wieder sauber genug sein..." , ich hasse es mit mir selbst zu reden, auch wenn mir nicht anderes übrig bleibt. Mit einem saugenden Geräusch, wie von einem Pömpel, ziehe ich die Maske aus meinem Gesicht und atme tief die kühler werdende Luft ein.
Schritt für Schritt laufe ich behutsam über die verstreuten Billigartikel und bleibe an einer Hintertür im Ein-Dollar-Geschäft stehen. Langsam packe ich das Gewehr auf meinen Rücken und ziehe leise die Pistole aus meinem Holster. Mit der Pistole in Schussstellung, öffne ich die Türe schnell und schaue mich um. Vor mir steht ein hölzerner Schreibtisch mit einem alten Laptop und einem Bürostuhl, an der Wand hängen einige Bilder von Frauen und Männern in Uniformen mit den Untertiteln "Mitarbeiter des Monats".
Ich wühle ein wenig in den Schubladen und sehe einen geladenen 357er Revolver mit ca. 30 dazugehörigen Kugeln in einer kleinen Box daneben. Wofür der Chef den wohl brauchte? Ein wenig zittrig gleiten meine staubigen Hände über den verchromten Revolver und ich stecke ihn in meinen Rucksack. Doch dann fällt mir ein, warum ich hier bin, ich wollte Essen holen. Langsam schreite ich weiter zur nächsten Türe. Ich öffne sie ähnlich behutsam wie die zuvor und finde mich in einem kleinen Raum mit einem Aschenbecher und einem Zigarettenautomaten wieder. Die Neonröhre über mir ist völlig zersplittert und eindeutig kaputt. Ein widerlicher Gestank macht sich bemerkbar und ich suche nach der Geruchsquelle. Hinter einer Ledergarnitur im Raucherraum erblicke ich einen menschlichen Kadaver bei dem der Verwesungsprozess noch in Arbeit ist. Die Haut ist schon aufgelöst und das Fleisch löst sich langsam von den Knochen, zwischen seinen schwarzen Zähnen befindet sich eine abgebrannte Zigarette, "Rauchen ist tatsächlich tödlich...", doch was mich verwundert ist, dass sein Körper noch nicht ganz verwest ist. Er kann noch nicht allzu lange tot sein. Ich ziehe den Teppich unter ihm einen Stück vor und rolle seine übrigen Gebeine darin ein. Mein Magen meldet sich in einem tief erklingenden Grollen und ich durchschreite schließlich die Hintertür zum Supermarkt.
Ich laufe geradeaus auf das Konservenregal zu und will gleich nach der ersten Dose Multi-Shake greifen. [{Information} Multi-Shakes ersetzen Nahrungsmittel und sind leichter zu transportieren, dazu noch sehr nahrhaft und lange haltbar. Es gibt drei Geschmacksrichtungen: Breakfast, Lunch und Dinner. Jede dieser Geschmacksrichtungen kann unterschiedlich schmecken.]
Doch plötzlich höre ich ein kratzendes Geräusch, das direkt hinter mir kommen müsste, ich erstarre und schiebe langsam die Dose zurück in das Regal. Lautlos schnellt meine rechte Hand zu meinem Oberschenkel hinunter und ich ziehe die Pistole aus dem Holster, ich drehe mich blitzschnell um und richte meine Waffe auf die vermutliche Lärmquelle...
"Entwarnung...", denke ich mir und mein Blick fällt auf eine kleine weiße Maus die am Verschluss einer aufgeplatzten Dose am Boden leckt.
Ich packe die Pistole weg, schnappe mir vier Dosen und mache mich auf den Weg zurück zum LKW.

13.06.2031, Freitag Nacht 22:29 Uhr

Wieder im Laderaum des LKWs angekommen schließe ich die Türen ab und trinke in hastigen Schlucken die Dosen leer. Ich lege mich auf eine Rettungstrage, die zur Zeit als mein Bett fungiert und lege meinen Rucksack und die Waffen zu den leeren Dosen neben mir. Mit den Armen unter meinem Kopf verschränkt, starre ich sehnsüchtig an die Decke. Mir gehen gerade tausend Gedanken durch den Kopf und ich schließe meine Augen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 27, 2016 ⏰

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