Schwere Zeit

113 7 12
                                    

"Ich" weiß nicht, ob es ein wenig egoistisch oder ein wenig selbstverliebt kommt, wenn "Ich" meinen ersten Titel mit dem Wort "Ich" beginne, jedoch möchte "Ich" euch meine Persönlichkeit, meinen Charakter und meine Geschichte gerne berichten, um euch zu zeigen, wer ich bin.

Im Jahre 1997 erblickten meine Augen das Licht der Welt und erstarrten im Glanze des Antlitzes meiner Mutter. Meine Mutter - viel mehr als nur meine Mutter. Die Person, die mich zu dem gemacht hat, der ich heute bin.

Ich hatte keine schwierige Kindheit, meine Kindheit bestand aus häufigem Hin- und Herreisen, nur wenige Jahre nach dem Kosovo-Krieg. Wir konnten unsere Familie nicht im Stich lassen, sowohl finanziell, materiell, als auch emotional.
Wenn ich an meine Kindheit denke, denke ich an die Schönheit dieses Lebens.

Das Sorgenfreie. Das sorgenfreie Leben - das, was sich wohl jeder mit dem Lauf der Zeit wünscht.

Fußball spielen im Park, Verstecken spielen im Garten und Hausaufgaben so weit nach hinten verschieben, wie es nur möglich ist.
Solche Sachen, die einfach nichts mit dem gemeinsam haben, was man als "Erwachsener" zu verantworten hat.

Erwachsener? Ich fühle mich nicht so, auch wenn ich rechtlich als Erwachsener zähle, fühle ich mich wie ein kleines Kind, das gerne gegen den Ball schießt, sich vor nervigen Leuten versteckt und seine Formalitäten so weit nach hinten verschiebt, dass ich die Fristen schon im Nacken spüren kann. Also hat sich eigentlich kaum was verändert.

Kommen wir jedoch wieder zurück. Meine Kindheit war also sehr schön, doch im Alter von 10 Jahren habe ich wohl die schlimmsten Tage erleiden müssen, als ich zunächst nach der Schule von meiner Mutter erfahren musste, dass mein Opa verstorben war. Ich vergesse diesen Moment nie.

Davor sah ich ihn selten, da er im Kosovo lebte, aber danach sah ich ihn nie.

Meine Mutter wollte es mir schonend beibringen, sie schickte mich also erstmal zunächst raus. Ich sollte mit einem Schulfreund ein wenig Fußball spielen gehen.
Jedoch merkte ich, dass etwas meine Mutter bedrückte, aber wie man als kleines Kind halt ist, hab ich das gar nicht so mitbekommen.
Ich ging also Fußball spielen, lachte mit meinem Schulfreund, es ist schon fast Abend geworden.
Als ich zurückkam merkte ich wie meine Mutter ein Lachen auf dem Gesicht hatte, sie lachte, aber eins war merkwürdig, denn aus ihren Augen kullerten Tränen. Wie passt das zusammen? Was ist passiert? Wo ist Papa?
Papa? Der war schon in der Heimat.

"Dein geliebter Opa ist heute verstorben."

Was? Wie? Warum? Wieso sagst du das? Ich möchte das nicht. Wie ich reagiert habe, könnt ihr euch sicherlich vorstellen. Tief in die Nacht weinten sich meine Mutter, meine Geschwister und ich die Augen leer.
Wir legten uns schlafen. Jedoch wurde ich wach und merkte, dass irgendwas nicht stimmt. Ich bekam keine Luft, ich hatte meine Zunge verschluckt. Voller Hysterie schrie meine Mutter durch das komplette Haus, um auf mich aufmerksam zu machen. Der Nachbar kam und rettete mir quasi das Leben. Ich hatte fast eine Minute lang keine Luft bekommen und mehrmals auf die Hand des Nachbarn gebissen, als dieser versuchte meine Zunge wieder raus zu ziehen. Hört sich eventuell ein wenig schräg an, aber das war es auch.

Ich würde heute sehr gerne wissen, wer das war und würde mich so gerne bedanken.
Ich erinnere mich, dass ich stark zitternd auf dem Sofa saß und wir auf einen Krankenwagen gewartet haben.
Als ich in diesem saß, fragte mich ein Helfer, ob ich gerne die Sirenen anmachen will. Natürlich.

Eine Woche verbrachte ich einsam in diesem Krankenhaus, mein Vater in der Heimat, um sich von seinem Vater zu verabschieden.
Ich vergesse niemals diese Einsamkeit, die ich in diesem Bett verspürt habe. Niemals.

Monate später verstarb mein anderer Opa und ich zerbrach erneut, aber ich verstand dies mal, dass er krank war und er so viele Schmerzen erleiden musste und er es sicherlich nicht gewollt hätte, dass ich so traurig wäre. Meine Geschwister erleichterten mir alles. Meine kleine Schwester, die ein Engel auf Erden ist und mein kleiner Bruder, der mich von alldem ablenkte. Ich liebe euch.

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Sep 01, 2016 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

Schwere ZeitWhere stories live. Discover now