Daddy Niall | n.h.

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[Niall's Sicht]

4. Juli 2016

Wie jeden Morgen stand ich an meiner Bushaltestelle und wartete auf den Bus. Als er kam, drängelten sich alle Jüngeren in den schmalen Eingang und drückten sich gegenseitig in den Bus. Der Busfahrer mauelte wie jeden Tag rum und ich verstand wieder einmal absolut nicht warum sie jedesmal regelrecht darum kämpften als erstes in den Bus zu kommen. So als würde er ohne diese nervigen Kinder einfach weiter fahren. Was ehrlich gesagt gar keine schlechte Idee wäre, aber so sehr ich mir das auch wünschte, der Busfahrer durfte dies nicht tun.

Andere schienen aber auch um einen Sitzplatz im Bus zu kämpfen, denn manche sprachen sich - bevor der Bus überhaupt in Sichtweite war - schon ab wo sie sich hinsetzen wollen. Dabei war diese Absprache völlig überflüssig, denn unsere Bushaltestelle war gerade mal die 3. Station unsere Buslinie. Also waren für alle noch genug Plätze da, was sie aber alle jeden Morgen aufs neue zu vergessen schienen.

Dies sollte mich aber nicht stören, da mir schon immer ein Platz im Bus sicher war. Harry hielt mir jeden Morgen einen Platz frei, der sich hinten im Bus befand. Es war die Reihe vom linken 4er, die in Fahrtrichtung stand. Selbst wenn Harry mal nicht da war, war dieser Platz immer frei. Niemand traute sich auch nur ansatzweise sich da hin zu setzen. Jeder wusste, dass dieser Platz einfach mir gehörte.

Als die nervigen Kinder endlich im Bus waren, trat auch ich meinen Weg in den Bus und sofort zu meinem Platz an. Auf diesem erwartete mich schon ein nicht wirklich gut gelaunter Lockenkopf (wie ich ihn gerne nannte, weil er es hasste). Aber es war ihm auch nicht zu verübeln. Immerhin war es Montag und wir hatten die ersten beiden Stunden zusammen Mathe, wo wir einen Test, den wir beide verhauen hatten, zurück bekommen würden.

Ich begrüßte ihn mit einem einfachen "hey", bekam dieses zurück und setzte mich dann auf meinen Platz. Augenblicklich holte ich meine Kopfhörer raus und steckte das Ende vom Kabel in mein Handy um kurz darauf Musik zu hören. Die durchaus uninteressanten Gespräche von anderen zu hören war jetzt nicht unbedingt das, was ich wollte. Den selben Plan hatte anscheinend auch Harry, denn er stecke sich in diesem Moment auch seine Kopfhörer in die Ohren. Wir sprachen früh kaum miteinander. Wir waren einfach noch viel zu müde um soziale kontakte zu pflegen. Dazu kam es noch das es hier sowieso viel zu laut war.

Wir fuhren 20 Minuten bis wir an der Schule, an der die nervigen Kinder endlich ausstiegen, ankamen. Jetzt waren es noch knapp 7 ruhige Minuten bis wir restlichen, älteren Personen bei unserer Schule ankamen.

Als wir schließlich auch unsere Schule, den Londoner Campus, erreichten und ausstiegen, verlor ich Harry direkt, suchte aber auch nicht nach ihm, da ich ihn im Gebäude sowieso wieder finden würde.

Wie ich es gesagt hatte, fand ich ihn wenig später auf unserem Stammplatz wieder, jedoch immer noch nicht dazu bereit zu reden.

Kurz bevor es klingelte verabschiedeten wir zwei uns von unseren Kumpels, die sich mit der Zeit auch hier eingefunden hatten und machten uns auch schon auf den Weg zu unserem Mathekurs. Auf dem Weg dorthin fiel mir allerdings ein Mädchen auf, welches mich sofort an Cassy erinnerte.

Ich blieb augenblicklich stehen während Harry weiter lief und hätte ich nicht leise "Harry?" Gerufen, wäre es ihm nicht mal aufgefallen, dass ich stehen geblieben war.

Er drehte sich um und gab ein genervtes "Was ist?" von sich.

"Siehst du dieses Mädchen da hinten? Sie sieht aus wie Cassy.", sagte ich ihm und deutete unauffällig auf die gemeinte Person.

"Hier sieht jedes Mädchen einem anderen ähnlich, Niall.", antwortete er nur desinteressiert und lief weiter ohne auch nur einmal zu schauen, ob ich überhaupt hinterher kam.

Er konnte wirklich so ein Arschloch sein. Aber ich kannte ihn schon lange genug - seit wir im Kindergarten waren um genau zu sein - um mit seiner morgendlichen Laune klar zu kommen. Spätestens nach Mathe war diese weg.

Ich betrachtete das Mädchen noch einmal etwas genauer. Sie ähnelte meiner Prinzessin wirklich sehr, wenn es um die Figur ging. Anders konnte ich es aber auch nicht beurteilen, weil sie mit dem Rücken zu mir stand.

Da ich mir doch ziemlich sicher war, dass es sich hierbei um meine Prinzessin handelte, schrieb ich ihr kurzerhand einfach. Mehr als falsch liegen konnte ich sowieso nicht.

[7.43am] Niall: Guten morgen Princess, auf welche Schule gehst du eigentlich? Campus?

[7.43am] Prinzessin: Du musst schon etwas genauer werden, Daddy, es gibt viele Londoner Schulen, die man als "Campus" bezeichnet.

[7.44am] Niall: Deswegen will ich ja wissen, auf welche Schule du gehst.

[7.49am] Prinzessin: Und was ist, wenn ich es dir nicht sage?

[7.50am] Niall: Du solltest lieber nicht so mit Daddy spielen, baby girl.

[7.50am] Niall: du willst doch nicht, dass Daddy wütend wird, oder?

[7.53am] Niall: also, auf welche Schule gehst du?

Ich packte verärgert mein Handy zurück in meine linke Hosentasche und lief weiter zu meinem Kurs. Mir passte es überhaupt nicht, dass sie mir nicht einfach die Antwort auf meine Frage gab. Das musste ich ihr noch austreiben. Cassy hatte mir rede und Antwort zu stehen, wenn ich diese verlangte! Immerhin war ich ihr Daddy, ich hatte ein klares recht darauf alles von ihr zu erfahren. Was dachte sie eigentlich wer sie war um mir nicht zu antworten? Frechheit. Allein dafür sollte sie bestraft werden, aber unsere DDLG-Beziehung war noch am Anfang und wenn ich mich recht daran erinnerte hatte sie mir mal gestanden, dass sie das ganze DDLG-Zeug noch nie zuvor gemacht hatte. So sah ich fürs erste von einer Bestrafung ab.

Ich kam gerade rechtzeitig zum Raum, in dem wir Mathe hatten an. Herr Wagner hatte genau in diesem Moment die Tür aufgeschlossen und uns rein gelassen. Ich verzog mich in die rechte hintere Ecke, wo sich mein Platz befand und wenig später leistete mir Harry Gesellschaft. Zugegeben, war es nicht meine beste Idee gewesen, mich zu Harry zu setzten, weil er genau so wenig von Mathe verstand wie ich, aber es wurde so gut wie jedesmal ziemlich lustig neben ihm.

Als der Unterricht anfing, überprüfte Herr Wagner erst einmal die Anwesenheit und notierte sich die, die fehlten.

Danach fing er auch schon mit dem Thema an. Während ich halbwegs versuchte irgendetwas zu verstehen und nur spärlich antworten konnte, wenn er mich etwas fragte, schlief Harry neben mir einfach. Er hatte echt Glück nie dabei erwischt zu werden. Ich konnte mir sowas nicht erlauben, weil es den Lehren jedes einzelne mal auffiel, wenn ich mal 5 Minuten schlafen wollte.

Als der Matheunterricht endlich ein Ende gefunden hatte und ich mit einer glatten 4 für den Test den Raum verließ schaute ich sofort auf mein Handy. Enttäuscht stellte ich jedoch fest, dass ich immer noch keine Antwort von Cassy erhalten hatte, meine Nachricht bei ihr ankam, aber sie auch seit 7.49am nicht mehr online war, wo sie mir zuletzt geschrieben hatte.

Am Ende lies sie mich tatsächlich bis zum Schulschluss auf eine Antwort warten.

[4.13pm] Prinzessin: Londoner Campus