Der letzte Brief

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Ich sah aus dem Fenster, leises surren der Motoren erfüllte die bedrückende Stille. Sehnsüchtig blickte ich ihnen nach. ,,Er sitzt da oben.", dachte ich, ,,er kämpft für Frieden. Er ist gut." Noch ein paar Minuten verharrte ich vor dem Fenster, bevor ich mich dem Alltag widmen musste.

Stunden vergingen und ich war immer noch dabei den kleinen Tisch vor dem Fenster zu putzen. Wind kam auf. Ein leises knarren der Dielen zog mich aus meinen trüben Gedanken an ihn. Vor ein paar Tagen erst, hatte er mir erklärt das ein Brief gekommen war, ohne das er sagte was drin stand, wusste ich sofort das er weg musste, niemand konnte etwas dagegen tun. Die letzten Sonnenstrahlen lugten hinter den hohen Dünen empor. Die Nacht brach herein.

Und da kamen sie wieder, die Motorengeräusche, seit einer Ewigkeit hielten sie mich wach. Aus Angst um ihn.

Die ersten Sonnenstrahlen kitzelten mich an der Nase, es war ein wunderschöner Morgen. Langsam ging ich zum Briefkasten. Das rote Fähnchen war oben. Vorsichtig öffnete ich ihn, als wäre eine Bombe darin. Genau eine Bombe könnte ihn erwischt haben, er könnte regungslos, zerfetzt zwischen Tretminen liegen. Ein Brief lag in dem verstaubten Kasten. Mit zitternden Fingern holte ich ihn raus.
Er war von Tante Hildegard aus Osnabrück.

So ging es Tage lang, jedes mal hatte ich Angst es könnte der Brief sein.

An diesem Morgen kam er. Er lag so seelenruhig auf dem Tisch. Doch das täuschte. Meine Finger zitternden so sehr, das ich mühe hatte ihn zu öffnen. Am liebsten würde ich ihn verbrennen , zu schlimm könnte sein Inhalt sein.
Langsam faltete ich ihn auseinander. Es ist der Brief ...

Die Schrift verschwamm vor meinen Augen, tränen rannen über meine Wangen. Kaum fähig einen Gedanken zu fassen, setze ich mich ans Fenster.

Ein Kriegsflugzeug flog vorbei,er saß nicht drin.

Er ist tot.

Im Krieg gefallen.

Der letzte Brief • KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt