Wind

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Meine Hände beben.
Es ist kalt, sehr kalt.
Ich liege auf auf hartem Boden.
Bewege mich nicht, halte ganz still, denn es ist noch da, ich spüre es.
Fühle wie sein eisiger Atem meine Wangen streift.
Aber ich öffne meine Augen nicht, halte sie fest zusammengepresst.
Es will mich, es will mich zu sich ziehen, will mich mit sich ziehen.

Dieses grausige etwas, welches schon eine gefühlte Ewigkeit um mich herumwabert streicht um meine Beine.
Es fühlt sich an wie der Tod.
Kalt und barmherziglos.
Eine Gänsehaut kriecht meinen Rücken hinauf und die Härchen in meinem Nacken stellen sich auf.
Es zieht wieder vorbei.
Einige Minuten verharre ich liegend.
Ich spüre nichts.
Es berührt nicht mehr, zieht nicht mehr an mir, zieht mich nicht mehr mit sich.

Sachte blinzle ich mit einem Auge, doch ich kann nichts erkennen.
Meinen ganzen Mut auftreibend öffne ich vorsichtig meine beide Augen voll und ganz.
Erstaunt sackt Mein Mund nach unten und ich reiße meine Augen weit auf.
Mein Körper richtet sich wie von selbst auf, undso stehe ich hier mit wackeligen Beinen auf steinigem Boden.

Mitten im Wald.
Überall stehen große Bäume ummicherum und neben mir geht es tief hinab.
Ich stehe an einem riesigen Abgrund.
Einer Art Schlucht.
Doch, ich vermag nichts zu Hören, kein einziger Ton dringt in mein Ohr.
Ich klatsche in die Hände. Nichts.
Auch nehme ich seltsamerweise keine Farben wahr.
Alles ist schwaz und weiß gemischt mit graustufen.
Ein Blätterberg wird neben mir vom Wind zerzaust.

Wind.

Er streicht um meinen Körper, haucht mir ungesprochene Worte ins Ohr und lässt mich erschauern.
Wind war es.
Der Wind, dessen aufbrausendes Rauschen ich nicht erahnen konnte schüchterte mich ein.
Doch er ist nicht so furchtbar wie in meinen Gedanken, er spielt blos mit mir.
Wirbelt die Blätter um mich herum.
Ich schliese meine Augen und seufze auf vor Glück.
Drehe mich wirbelnd im Kreis und genieße die Briese des Windes.
Denn aufeinmal ist es nicht mehr kalt und angsteinflössend hier.
Ich wirbele weiter im Kreis herum und öffne freudestrahlend wieder meine Augen.

Es ist warm und hier sind Farben.
Ja, Farben wirklich.
Ein Grinsen liegt in meinem Gesicht und ich strecke die Hand aus um einen der Schmetterlinge, die hier umhertollen sachte zu berühren.
Ich bin nicht mehr im dunklen Wald und neben mir ist keine Schlucht.
Auf einer großen, grünen Wiese mit lauter bunten Blumen in allen verschiedenen Farbtönen befinde ich mich. Der Himmel ist strahlend blau, keine Einzige Wolke ist zu sehen
Wieder, voller glücksgefühle und übermut gepackt, tanze ich lustvoll im Kreis herum, springe auf und ab und drehe mich im Kreis.
Schließe die Augen und sauge den wunderbaren Duft früher Sommertage in mich hinein.
Die Sonne kitzelt auf meiner Nase und ich renne, mit geschlossenen Augen, immer weiter.
Mal nach Links, mal nach Rechts.
Nach Oben und Unten.

Warte was?
Unten und oben?
Täuschen mich meine Gefühle?

Aber nein, ich hebe meine Lider und alles um mich herum ist ganz leicht, ich schwebe.
Sehe, alles unter mir ganz klein, wie in einer Spielzeugwelt.
Da sind blaue Seen, grüne Wiesen, graue Fabriken und noch soviel mehr.
Ich fliege.
Schließe meine Augen ein letztes mal und lasse mich von meinem Freund dem Wind tragen.
Bin was ich immer sein wollte.
Bin Pan. DieserPan. Und das schon immer und für immer, werde immer Pan bleiben. DieserPan.

Ich verabschiede mich vom Wind und er legt mich in einer der vielen weißen fluffigen Wolken hier ab.
Deckt mich sanft zu und ich lasse mich fallen, in die federweichen Kissen unter mir.
Kuschele mich tief in die Decke.


Am nächsten morgen stehe ich ausgeschlafen auf, habe keine Erinnerungen mehr an meinen Traum mit dem Wind.
Doch draußen ist Herbst und mein Freund tollt um mich herum.
Ich setzte einen Fuß vor den anderen und tanze mit dem Wind, er erinnert mich an irgendetwas tief verborgen in mir drinnen.
Was es wohl ist?




für dieserpan

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