Pilled.

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Vier Monate ist es schon her.
Vier Monate halten sie mich hier schon fest.

Ich zähle die Minuten.
Die Stunden und die Sekunden.
Vier Monate ist es schon her, als er mich von der Brücke zerrte.

Seitdem nehme ich immer mehr ab.

Sie wollen dass ich esse aber allein beim Anblick von essen schnürt sich meine Kehle zu und für meine Eltern bin ich schon gestorben. Ich meine wer will schon ein Kind das schwer depressiv ist, sich umbringen wollte und dann in die Klinik kommt.

Richtig.

Niemand.

Heute war es wieder soweit, die Betreuer holten mich ab und brachten mich zu Doktor Fiers. Erst nahm er mir Blut ab, dann wurde ich gewogen.

"Sofie du weißt wenn das so weiter geht, wird das Konsequenzen haben."

Ich presste meine Lippen zusammen und starrte an die hässliche, graue Wand neben mir.

Nach mehreren Versuchen von ihm, antwortete ich immer noch nicht. Doktor Fiers seufzte.

"So wirst du hier nie rauskommen." er drückte auf den Knopf, um einen Betreuer zu rufen, welcher mich dann abholte und mich zurück auf mein Zimmer brachte.
Was er nicht wusste. Doch. Doch genau heute werde ich hier rauskommen.

Das hier war wie ein Gefängnis.

Nur schlimmer.

Nur sehr viel schlimmer.

Ich saß auf meinem Bett und lauschte dem leisen, rhythmischen ticken der Uhr.

Ich blickte an meinem Körper herab, der von den Handgelenken bis zu meinem rippen vernarbt war. Bis die Tür wurde aufgeschlossen und Doktor Fiers herein kam.

Er brachte mir wie jeden Abend eine Schlaftablette, da ich wie sehr viele andere hier an schweren Schlafstörungen litt. Ich wurde immer nervöser denn heute war es soweit.

Heute konnte ich es machen.

Ich tat so, als würde ich die Tablette schlucken, wobei ich sie aber unauffällig in meinem Bett Bezug versteckte. Doktor Fiers erklärte mir noch einige Sachen und redete immer wieder von diesen "Konsequenzen" aber statt zuzuhören bewunderte ich viel lieber die weiß-graue Wand.

Irgendwann gab er auf und ging.
Ich griff in meinem Bett Bezug und holte 18 Schlaftabletten hervor. Endlich. werde. ich. befreit.

Meine Hände zitterten und ich wartete noch ein Moment um sicherzugehen, dass niemand mehr kam.
Obwohl mich eh niemand vermissen würde, liefen mir warme Tränen über meine kalte, blasse Haut.
Ich schluckte nacheinander alle 18 Tabletten.

Schon nach kurzer Zeit setzte auch schon die Wirkung ein und meine Augenlider wurden immer schwerer. Hilflos schnappte ich nach Luft und krallte mich mit meinen Fingernägeln in die Bettdecke.

Plötzlich kam mir ein Gedanke den Kopf den ich zuvor noch nie in meinem Leben hatte.

«Ich will nicht sterben, ich will leben»

Ich bekam schreckliche Panik und drücke auf dem Notfallknopf

«Ich will leben»

Ich sah all die schönen und schrecklichen Momente in meinem Leben vor meinem inneren Auge.

«Lass mich leben»

Mehrere Ärzte stürmten in mein Zimmer und ich sah alles nur noch brüchig und in Zeitlupe.

«Bitte lass mich leben!»

Dann fielen meine Augen endgültig zu und ich hörte nur noch panische Stimmen.

Schließlich verstummten diese auch, die eisige kalte verschluckte mich und ich viel immer tiefer und immer tiefer.

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Hey!
Das war mein erster kurzer OneShot.
Verbesserungsvorschläge?
Oder sonst Anmerkungen?
:D

Danke für's lesen.

Pilled [OS]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt