You are a part of me

Ich bin anders

Wie jeden Nachmittag war der verdammte Bus nach Hause überfüllt. Der Gestank von Schweiß, Schinken- und Käsebrötchen und nach alter Frau riechendem Parfüm machte sich unter den Fahrgästen breit. Da sank meine so schon miese Laune richtung Erdkern. Warum konnte diese blöde Busgesellschaft nicht einmal größere Busse bereitstellen? Generell hatte ich ja nichts gegen das Busfahren, aber wenn ich mich dann an einem heißen Tag mit sechzig stinkenden Leuten in einen kleinen Bus quetschen musste, dann war das selbst für mich zu viel. und dabei hatte der Tag eigentlich ganz gut begonnen...

Mein Wecker klingelte kurz vor sechs Uhr. Normalerweise quälten sich die Leute um diese Uhrzeit aus dem Bett, aber ich war schon immer anders. Für mich war das die perfekte Zeit aufzustehen und mich für die Schule fertigzumachen. Als ich fertig war, sprang ich die Treppe zur Küche hinunter und bereitete mir mein Frühstück vor. 
"Wie kannst du nur jeden morgen so wach sein? Ich könnte jetzt noch mindestens zwei Stunden schlafen", meinte meine Mutter, als sie verschlafen in die Küche kam.
Ich hatte ihr schon sehr oft gesagt, dass sie nicht mit mir aufstehen muss, weil sie erst gegen neun Uhr auf Arbeit sein musste, aber sie war eine tolle Mutter und wollte davon nichts hören.
"Mom, du kennst mich doch. Was soll ich denn so lange im Bett machen? da ist doch der ganze Tag vorbei bevor ich aufgestanden bin", antwortete ich ihr und das war mein Ernst. Ich hatte noch nie verstanden was ich so lange im Bett machen sollte. Ich stand jeden Tag so zeitig auf. Außer am Wochenende. Da schlief ich meistens bis halb neun und machte dann für meine Familie das Frühstück.
Kurz vor sieben kam mein Bus. Da meine Freunde alle in einer anderen Stadt wohnten als ich (okay ich lebte auf einem Dorf), hatte ich niemanden zu dem ich mich hätte setzen können. Deswegen hörte ich immer Musik. Schon nach dem zweiten Lied beschloss ich mir einmal wieder neue Lieder zu downloaden, weil ich immer und immer wieder die gleichen hörte und mich das langsam nervte. Normalerweise versank ich in eine Art Ruhezustand wenn ich Musik hörte, doch diesmal kam ich nicht dazu. Ich fühlte mich beobachtet, was mich daran hinderte einfach abzuschalten. Da ich es für dumm hielt mich umzudrehen, nahm ich mein Handy und benutzte es als Handy. Ich hätte eigentlich keinen Spiegel gebraucht, um zu wissen wer der Spanner war. Natürlich war es Jus, ein Junge aus meiner Nachbarschaft, der mich schon immer so komisch ansah. Ich wusste nicht viel über ihn, nur, dass er sehr schlau und verdammt sportlich war, was man auch sah. Ich schätze die meisten Mädchen wären bei dem Anblick seiner Oberarme und der Bauchmuskeln unter seinem Shirt in Ohnmacht gefallen. Logischerweise trug Jus verdammt enge Shirts, um allen zu zeigen wie viele Muskeln er doch hatte. Einige Gerüchte besagten, dass er schon mehr Mädels am Start hatte, als der größte Macho der Schule. Ich muss zugegeben, dass er nicht gerade hässlich war. Im Gegenteil. Er hatte das perfekte Aussehen, aber das war vermutlich neben seinen Muskeln auch der Grund für seine Beliebtheit. Vom Charakter her konnte ich ihn nicht wirklich beurteilen. Zu mir war er immer normal freundlich, aber von anderen hatte ich gehört, dass er ein richtiger Bad Boy war. Eigentlich hatte ich nichts anderes erwartet. Jungs mit vielen Muskeln und vielen Mädels waren fast immer Bad Boys. Klischee halt.
"Wärst du so freundlich und würdest aufhören mich zu stalken? Ist nicht so angenehm, weißt du?"
Shit, ich war so tief in Gedanken versunken, dass ich vergessen hatte mein Handy wieder wegzustecken. Tja, dafür hatte Jus mich jetzt bemerkt.
"Ich stalke dich nicht. Du bist derjenige, der mich die ganze Zeit beobachtet", gab ich zurück.
Er lachte und schüttelte den Kopf. 
"Du bist schon eigenartig, Lil. Aber hey. Besser man ist anders als die anderen, als genau so zu sein wie sie."
Ach ja, er war auch noch für seine überaus geistreichen Bemerkungen bekannt, wobei diese jetzt gar nicht mal so schlecht war.
"Anders. Das kann mehreres bedeuten. Einmal, dass man nicht genauso scheiße ist wie die anderen, aber auch, dass man total dumm und krank ist. Wie meinst du denn jetzt dein anders?", fragte ich ihn. das wollte ich aber wirklich mal wissen. Ich finde es schon spannend, was die Leute über einen denken. Vor allem wenn es jemand wie Jus ist. Nicht, dass ich etwas von ihm wollte oder ihn anschmachtete. Nein, ich wollte es einfach nur wissen, weil es da ein Gerücht gab. Ein Gerücht, dass behauptete, dass Justus Summerfield in mich verliebt sei.....