Es war ein Tag wie jeder andere und wir saßen mit meiner Schwester zusammen am Frühstückstisch. Seit über drei Jahren wohnten wir nun schon bei ihr in Neuseeland und waren dort mehr als nur glücklich.
"Wann wollt ihr eigentlich mal eure Tochter besuchen? Ihr wollt doch bestimmt auch mal euer Enkelchen kennen lernen.", fragte meine Schwester Sally uns nun.
"Stimmt. Das wäre mal eine Idee.", stimmt ich ihr zu.
"Ich buch einen Flug und ruf sie an.", meinte mein Mann und verschwand.
"Die freut sich bestimmt euch mal wieder zu sehen.", sagte Sally nun.
"Ja. Wir waren schon ewig nicht mehr da."
"Seit über drei Jahren. Eure Enkelin habt ihr noch nicht einmal gesehen. Die weiß wahrscheinlich nicht mal, dass sie Großeltern hat."
"Doch. Wir haben ja schon mit ihr telefoniert. Sie hat uns nur noch nie gesehen."
"Achso. Was ist eigentlich mit Johannes? Was macht der so? Von dem erzählt ihr nie."
"Der arbeitet in Holland in irgend so einem Dressurstall."
"Aha. Hat der Familie?"
"Nicht das ich wüsste. So genau kann ich dir das aber auch nicht sagen. Ich hab schon ewig nichts mehr von ihm gehört."
"Eigentlich schade. Ihr habt ihn jahrelang groß gezogen und er haut mit 18 ab, um sich dann nie wieder zu melden."
"Ganz so extrem ist es auch nicht. Er war zwischendurch nochmal da und hat auch ab und zu mit ins telefoniert."
"Trotzdem. Habt ihr es ihm mittlerweile eigentlich gesagt?"
"Nein. Ich bring das einfach nicht über das Herz. Vor allen Dingen wegen Lisa. Sie gibt es vielleicht nicht zu, aber er ist ihr schon wichtig. Ich kann ihr das nicht antun."
"Deine Kinder sind jetzt beide deutlich über zwanzig. Sie werden es verkraften! Und gerade Johannes hat ein Recht darauf es zu erfahren."
"Ich weiß. Irgendwann findet sich schon der richtige Zeitpunkt."
"Wenn du so weiter machst nehmt ihr das mit ins Grab! Dann erfahren sie es nie!"
"Dann erzählst du es ihnen halt."
"Sag es ihnen doch einfach. Sie werden dich deshalb schon nicht hassen."
"Ja..."Nun kam mein Mann wieder zu uns und meinte: "Alles fertig. Wir fliegen morgen und Lisa weiß auch Bescheid."
"So kurzfristig? Da hat sie sich garantiert total gefreut.", meinte ich sarkastisch.
"Absolut. Sie kann uns nur nicht abholen, aber das hab ich alles schon geklärt. Ein Taxi ist organisiert."
"Super."Am Abend packten wir also noch unsere Koffer, um dann am nächsten Morgen in der Frühe zum Flughafen zu fahren und nach Polen zu fliegen. Das klappte alles, wie geplant und auch das Taxi war pünktlich da. Ich hatte allerdings ein kleines Problem mit meinem Koffer, denn dieser war leider auf der Hälfte des Fußweges auf gegangen. So musste ich erst meine Sachen wieder einsammeln und es dauerte etwas länger. Dann konnte es jedoch los gehen und wir fuhren mit dem Taxi in den Norden Polens.
Kurz bevor wir Zuhause ankamen, passierte jedoch etwas mit dem niemand gerechnet hatte. Es war eigentlich eine ganz normale Kreuzung, die wir überqueren wollten, doch das Schicksal hatte es wohl anders geplant. Wir fuhren gerade aus über die Kreuzung und es war weit und breit kein Auto zu sehen. Somit fuhr der Fahrer einfach weiter, als plötzlich ein Auto von der rechten Seite aus mit Vollgas auf uns zu kamen. Beide Fahrer konnten nicht schnell genug bremsen und das Auto rauschte in uns hinein. Ich schrie laut auf und schloss vor Angst die Augen. Jetzt war es vorbei. Wir würden alle sterben. Doch bis auf einen kräftigen Schlag, der durch das Auto ging, passierte nichts. Ich lebte noch. Das vermutete ich zumindest. Vorsichtig öffnete ich die Augen und bemerkte, dass dies eindeutig ein Fehler war. Schräg vor mir erkannte ich meinen Mann. Blutüberströmt und mit jede Menge Scherben von der Windschutzscheibe übersäht, saß er da. Ich wollte die Augen schließen. Ich wollte das nicht mehr sehen, aber ich konnte nicht. Ich konnte einfach nicht weg sehen. So schrecklich das Bild auch war und wie weh es auch tat meinen Mann so zu sehen. Ich konnte einfach nicht weg schauen. Wie versteinert saß ich da und konnte regelrecht sehen, wie er mit dem Tod kämpfte. Ich sah, wie langsam auch das letzte Bisschen Leben aus seinem Augen verechwand. Zu diesem Zeitpunkt war mir das allerdings gar nicht so wirklich bewusst. Ich verstand gar nicht so recht, was um mich herum passierte.
Nach für nach trafen Feuerwehr und Krankenwagen ein. Das Auto wurde aufgeschnitten und wir wurden, befreit, doch auch hiervon bekam ich nicht viel mit. Ich war wie gelähmt und schaffte es einfach nicht mich zu bewegen oder irgend etwas von mir zu geben. Es ging einfach nicht. Zu schrecklich war das, was passiert wurde.
Ein netter Polizist setzte sich mit mir an den Rand des Geschehens und versuchte es sich mit mir zu unterhalten. Immer wieder redete er auf mich ein, doch ich nahm ihn gar nicht wirklich war. Nur langsam erwachte ich aus meiner Starre und schaffte es nach einer Weile auch dem Polizisten zu antworten. Dieser begann nun damit mich aus zu fragen. Brav antwortete ich auf jede seiner Fragen und erzählte ihm, was passiert war, wer ich war, wo ich hin wollte und allgemein alles, was irgendwie wichtig war.
"Haben Sie noch irgend welche Fragen?", fragte er zum Schluss.
"Ja. Was ist mit meinem Mann?", fragte ich.
"Das weiß ich nicht, aber wenn Sie einen Moment hier warten, kann ich mich bei den Sanitätern erkundigen.", sagte der Mann. Ich nickte und so verschwand er.
Es kam mir, wie Stunden vor, bis er endlich wieder kam und sich erneut zu mir setzte. Erwartungsvoll schaute ich ihn an. Ich wollte endlich wissen, was los war.
"Die Ärzte versuchen ihr Bestes ihn zu reanimieren, aver momentan sieht es eher schlecht aus.", sagte der Polizist ehrlich. Ich brauchte einen Moment, bis ich verstand, was er da gesagt hatte. Sue versuchten ihn zu reanimieren. Das heißt so viel wie, dass er tot war. Das konnte nicht sein! Nein! Er durfte nicht sterben!
Völlig am Ende mit den Nerven spran ich auf und rannte zu dem Krankenwagen. Dort hielt mich jedoch einer der Sanitäter zurück.
"Lassen Sie mich los! Ich will zu meinem Mann!", schrie ich und versuchte mich los zu reißen, doch der Mann war deutlich stärjer als ich und hielt mich fest.
"Sie können da jetzt nicht rein. Meine Kollegen sind gerade dabei Ihren Mann zu reanimieren. Da können sie nicht hin.", sagte der Mann ruhig.
"Nein! Er ist nicht tot! Er lebt!", schrie ich weiter, bevor ich in moch zusammen sackte.
"Er darf nicht sterben!", schluchzte ich nun erschöpft.
Der Sanitäter schob mich nun vorsichtig zum Randstreifen, wo etwas höherer Bordstein war. Auf diesen setzte er mich drauf und erklärte: "Meine Kollegen werden alles, was in ihrer Macht steht tun, um ihren Mann zu retten. Das kann ich ihnen versprechen, aber manchmal ist es nun einmal aussichtslos. Manchmal fordert das Schicksal eben den Tod. Es ist schwer, aber das ist so."
Mit diesen Worten hatte der Mann mehr als Recht, aber in dem Moment konnte und wollte ich das einfach nicht realisieren. Ich kam mit der ganzen Situation einfach nicht klar und am Schlimmsten war, dass alle anderen nur mit leichteren Verletzungen davon kamen. Am schlimmsten für mich war, dass der Mann, der in dem anderem Auto saß, kaum Verletzungen hatte. Das konnte ich einfach nicht glauben. Dieser Mann hatte meinen Mann umgebracht und selber hatte er nur ein paar Schrammen und Prellungen. Das war doch ungerecht! Er hätte sterben sollen! Erwar Schuld! Er hatte nicht aufgepasst und mein Mann wirde dafür bestraft! Warum? Warum musste er sterben? Er hatte doch nichts getan! Das ging einfach nicht in meinen Kopf rein.
Der Sanitäter ging allerdings nach einer Weile und stattdessen setzte sich der Polizist vin vorher wieder zu mir. Er war es auch, der mich zu dem nächsten Krankenhaus fuhr und mich nach drinnen begleitete.
"Haben Sie Angehörige in der Nähe, die Sie abholen können?", fragte er.
"Ja. Meine Tochter wohnt etwa eine Stunde von hier entfernt.", sagte ich.
"Okay. Wir müssen jetzt zurück zum Revier. Haben Sie die Möglichkeit Ihre Tochter an zu rufen?"
"Ja. Ich hab mein Handy in der Tasche.", sagte ich und kramte dieses hervor. Es war zum Glück nicht beschädigt und so wählte ich nun langsam die Nummer von Lisas Handy.
Diese ging sofort dran und fragte:"Hey Mama. Wo bleibt ihr?"
"Du Lisa es ist was ganz schlimmes passiert.", sagte ich mit zittriger Stimme.
"Was denn?", fragte sie verunsichert.
"Wir hatten einen Unfall. Papa ist tot.", brachte ich es dirent auf den Punkt. Von ihr kam keine Reaktion mehr. Das musste für sie bestimmt auch schrecklich gewesen sein.
"Könnt ihr mich im nächsten Krankenhaus abholen?", fragte ich nach einer Weile
"Ja.", sagte sie mechanisch und legte auf. Auch ich legte nun auf und packte mein Handy wieder ein. Der Polizist, der die ganze Zeit über neben mir gesessen hatte, schaute mitleidig uu mir runter und sagte: "Ich wünsche Ihnen noch ein schönes und langes Leben. Machen Sie das Beste draus. Ich hoffe wir sehen und nicht unbedingt im beruflichen Sinne wieder."
"Danke!", sagte ich noch immer mit zittriger Stimme. Der Polizist nickte nur und ging dann. Somit war ich allein. Das mein Mann tot war, stand mittlerweile fest. Kurz nach unserer Ankunft im Krankenhaus wurde mir dies bereits mitgeteilt. Sie hatten wohl alles versucht ihn irgendwie zu reanimieren, aber seinen Verletzungen waren zu stark. Die Ärzte hatten erzählt, dass er wohl srarke, innere Verletzungen hatte und es keine Chance bestand, dass er dies überlebte. Mich schockte das allerdings nicht wirklich. Das lag vermutlich aber auch daran, dass ich mich immer noch in einer Art Schockstarre befand.
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Special - Sprung in den Tod
Short StoryIch kann es nicht glauben! Gerade erst ist das Special für den dritten Teil erschienen und nun hat auch der vierte Teil von meiner Buchreihe die 5k Reads erreicht. 5.000. Das ist so eine u glaubliche Zahl! Vielen Dank!