KaiSoo OS -Growl

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Ein weiterer Tritt in den Magen zerreißt meine Schuluniform. Keuchend sacke ich in mir zusammen. Blut läuft mir aus der Nase über meine aufgeplatzten Lippen.

Ich huste und kneife meine Augen vor Schmerz zusammen. Meine linke Hand steht in einem schiefen Winkel ab. Schon lange schmecke ich das Blut in meinem Mund.

Als in der Ferne der Gong einer Uhr schlägt, lassen sie von mir ab.

Sie lassen mich einfach liegen und verlassen die Gasse. Vorher haben sie sich noch mein Blut von den Händen gewischt.

Erst nach gefühlten Stunden schaffe ich es, mich auf zu rappeln. Fast breche ich wieder zusammen, kann mich aber gerade noch mit der gesunden Hand an der schmutzigen Mauer abstützen.

Mittlerweile sind die Straßenlaternen angegangen und tauchen die fast Menschenleere Straße in ein kaltes Licht. Die wenigen Leute die noch unterwegs sind, ignorieren mich und eilen schleunigst weiter.

Nur langsam schleppe ich mich voran, bis ich an meiner Bank angelangt bin. Sie liegt versteckt zwischen mehreren Büschen in einem abgelegenen Park. Die ehemals dunkelgrüne Bank ist alt und die Farbe blättert schon ab.

Kraftlos lasse ich mich auf diese fallen und genieße die Kühle. Für Ende November war es noch überraschend mild. Kein geistlich gesunder Mensch würde jetzt noch draußen schlafen, aber ich habe keine andere Wahl. Zum neunzehnten Mal wurde ich für eine Nacht aus dem Waisenhaus geschmissen. Der Grund weiß ich dieses mal selber nicht. Muss ich eigentlich nächstes mal Jubiläum feiern? Schließlich wäre es meine zwanzigste Nacht draußen.

Ich drehe mich unter Schmerzen auf den Rücken. Ich spüre wie die Kälte meine Glieder betäubt und somit den Schmerz verdrängt. Auch mein Hunger rückt in den Hintergrund. Mit einem Lächeln auf dem zerschundenen Gesicht schließe ich meine Augen. Schmerzen habe ich nicht mehr. Vollkommen schwerelos fühle ich mich bevor ich bewusstlos werde. Sterbe ich jetzt?

Falls ich tot bin, frage ich mich gerade warum ich solange gebraucht habe um hier her zukommen. In der Luft liegt ein angenehmer Essensduft, welchem ich aber kein Gericht zuordnen kann, da es zu lange her ist, dass ich etwas richtiges gegessen habe. Liegen tue ich immer noch auf dem Rücken. Allerdings nicht auf der kalten Parkbank sondern in einem warmen weichen Bett. Mit tut nichts mehr weh, aber ich spüre einen Verband um meiner Hand.

Als ich mich aufrichte bemerke ich, wo ich mich befinde. Geschlafen habe ich in einem kleinen weiß gestrichenen Raum. Außer dem Bett ist er unmöbiliert.

Ich schlage die Bettdecke zurück und stand auf. Einen Moment muss ich mich am Bettpfosten festhalten um nicht umzufallen. Meine Sicht ist ein wenig verschwommen und ich muss mich weiterhin an der Wand abstützen um zur Tür zu kommen.

Lautlos drückte ich die Türklinke herunter. Leise quietschend öffne ich sie. Zuhören ist ein gedämpftes Summen. Ich nähere mich einer angelehnten Tür, unter der Licht hervor dringt. Die obere Hälfte der Tür ist verglast, weshalb ich hindurch spähen kann.

Ich blicke in eine Küche. Sie ist gemütlich eingerichtet. Der Besitzer musste kochen lieben, denn sie ist gefüllt mit Kochutensilien. Der Besitzer selbst stand am Herd und briet etwas in einer Pfanne. Dabei summte er eine Melodie vor sich hin.

Ich nahm mir Zeit ihn zu betrachten. Er war viel kleiner als ich, aber strahlte Autorität aus. Sein schwarzes Haar war verwuschelt und stand in alle Richtungen ab. Seine Kleidung bestand aus einem riesigen T-Shirt und einer alten verwaschenem Jogginghose..

"Komm ruhig rein." Er drehte sich zur Tür, hinter der ich stand. Ich erschrak und starrte einen Moment das durch die großen Augen kindlich wirkende Gesicht an.

Seelenruhig deckte der Fremde währenddessen den Tisch. Misstrauisch trat ich ein und stand unschlüssig mitten im Raum. Mein Gastgeber machte eine Handbewegung, dass ich mich hinsetzten sollte. Immer noch skeptisch ließ ich mich auf einen Stuhl fallen.

"Mein Name ist Do Kyungsoo. Willst du etwas essen?" Ohne eine Antwort meinerseits zu erwarten klatschte er mir etwas auf den Teller vor mir. HUngrig musterte ich das Essen und schaute dann unsicher zu ihm auf. War das wirklich für mich? Er schien die Frage in meinem Blick zu lesen, denn er nickte mir aufmunternd mit einem kleinen Lächeln auf den herzförmigen Lippen. Kurz starre ich wie gebannt drauf, konzentriere mich dann aber doch wieder auf das Essen.

Ich schlang es in mich hinein. Kyungsoo gab mir immer nach bis ich satt war. Es trat eine peinliche Stille ein.

"Also, warum lagst du halbtot auf dieser Bank Jongin?" Augenblicklich schnellte mein Kopf hoch. Ich durchbohrte ihn mit meinem Blick. Woher kannte er meinen Namen?

"Dein Schülerausweis."fügte er erklärend hinzu. Abwartend sah er mich an. Ich wollte gerade meinen Mund öffnen um zu antworten, als mein Magen zu rumpeln begann. Sofort presste ich die Hand auf meinen Mund und sprang auf. Ich wollte nicht wirklich hier mitten auf den Küchenboden kotzen, weshalb ich in den Flur stürzte.

Auf gut Glück riss ich die erstbeste Tür auf. Dahinter verbarg sich ein Schlafzimmer. Ich stürmte weiter und fand glücklicherweise das Bad. Dort beugte ich mich über die Kloschüssel und begann zu kotzen.

Erst als ich mir den Mund ausspülte registrierte ich Kyungsoo, der mich besorgt beobachtete.

"Was war das? BIst du allergisch auf irgendwas?" Seine dunkelbraunen Augen waren voller Sorge. Ich konnte nicht anders, als mich kurz in ihren Bann ziehen zu lassen.

Dann schüttelte ich den Kopf und ließ mich auf dem Rand der Badewanne sinken. Seufzend fuhr ich mir durch das etwas zu lange Haar. "Nein.", flüsterte ich," esist wegen etwas anderem."

"Aber was ist es? Erzähl es mir Jongin."

Und dann erzählte ich es ihm. Einem fremden Jungen, von dem ich rein gar nichts wusste. Von meinem beschissenem Leben. Von dem Waisenhaus in dem ich lebte und den Bedingungen dort. Als ich zu der Gang kam, die mich mindestens zweimal pro Woche verprügelte wurde meine Stimme völlig emotionslos. Ich spürte wie er sich neben mich anspannte.

Am Ende schwiegen wir beide. Jeder hing seinen Gedanken nach. Schließlich durchbrach mein Lebensretter die Stille. "Du musst dich wehrern."

Überrascht sah ich zu ihm. Wie bitte? Wie soll ich mich bitte gegen sie verteidigen.

"Auch wenn dein Leben bisher ziemlich beschissen war. Ich kann mir vorstellen. dass du nie etwas entgegnet hast. Du hast dich selbst immer als Platzverschwendung betrachtet, weil es die anderen dir gesagt haben. Doch das stimmt nicht, Jongin. Fahr die Krallen aus und fauch zurück."

Einen Moment starrte ich den fremden Jungen, der neben mir auf dem Rand einer Badewanne saß, an, bevor ich langsam nickte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 16, 2016 ⏰

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