Kelly

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Ich sitze hier.
Und starre die Wand an.
Versuche, zu unterscheiden.
Zu differenzieren.
Zwischen dem, was wirklich ist und dem, was es nicht ist.

Ich weiß nicht, wie es begann.
Vielleicht im Kindergarten, damals.
Ich saß auf der aus heutigen Sicht gesehen nicht gerade hohen Mauer, die mir damals wie ein Wolkenkratzer erschien.
Verloren starrte ich auf die anderen Kinder um mich herum, wie sie lachten, über die Wiese rannten oder im Sand Figuren formten. Sie mieden mich, immer war ich allein. Schon seit Monaten.
Etwas traurig schaute ich auf meine Schuhspitzen, die ich an einander schlug.
Tack.
Tack.
Tack.
Da sprach sie mich an. Ein Mädchen, etwa im gleichen Alter wie ich damals, mit einem breiten Grinsen, in dem ein Zahn in der oberen Reihe fehlte, Sommersprossen auf den Wangen und den großen frech glitzernden braunen Augen.
,,Na, was machst du?"
,,Ich, ähm..."
Ich redete nicht oft mit Menschen.
Mein Vater sagte, ich wäre wie ein Welpe.
Oft scherzte er, Fremde sollten mich erst an ihrer Hand schnüffeln lassen, bevor sie mich streicheln könnten.
,,Ach komm schon. Du wirst doch wohl sprechen können!" rief sie und setzte sich zu mir auf die Mauer.
Sie war nur etwas größer als ich, gelangte trotzdem wesentlich schneller auf die Mauer als ich.
Meine Wangen wurden warm und ebenso rot.
Ich schüttelte meinen Kopf und schaute wieder auf meine Schuhe.
,,Hallo?"
Ich schwieg.
,,Okay, dann ich zuerst."
Sie fuhr sich durch ihre strubbeligen, kurzen, dunkelblonden Haare.
,,Ich bin Kelly. Kelly Blackmore. Ich mag Hasen, Hunde und alles Hohe und Gefährliche. Ich möchte wenn ich groß bin ein Superheld werden, weißt du? So richtig mit Umhang und allem. Und wer bist du?"
Ich räusperte mich. ,,Ich, ähm, bin Bail. Nein, warte! Also, das, äh, ist mein Nachname. Ich heiße Allison, Allison Bail."
Kelly lachte.

,,Ich mag dich, Allison.
Wir werden bestimmt beste Freunde und dann kämpfen wir zusammen gegen das Böse."

BlurredWo Geschichten leben. Entdecke jetzt