back to you

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"Ardian Bora, mit wem spreche ich?", schnell hob ich meine Schulter an und klammerte somit mein Handy zwischen dieser und meinem Ohr ein. Mit einer Hand griff ich nach den losen Blättern auf meinem Tisch, mit der anderen nach meinem Aktenkoffer.
Unbestimmtes Gemurmel am anderen Ende der Leitung.
"Verzeihen Sie aber ich habe wirklich keine Zeit für Telefonstreiche!", angefressen wollte ich schon ungelenk nach dem Smartphone greifen, doch nach einem Räuspern der unbekannten Person wurden mir dunkle Schauer den Rücken herab gejagt.
Eine dunkle Vorahnung nistete sich in meinem Kopf fest und eine nervöse Aufregung machte sich in mir breit.

War er es oder täuschte ich mich?
Zu zu trauen wäre es mir, denn wenn ich ehrlich war, wartete ich schon länger auf diesen Anruf.
Wobei mein Inneres wahrscheinlich nicht einmal selbst wusste, was ich besser finden würde.

"Hey Ardy", kurzer Herzstillstand, nur um danach doppelt so schnell gegen meinen Brustkorb zu schlagen.
"Hier ist Taddl", als ob ich das nicht schon längst wüsste. Aufgeregt ließ ich die bis eben noch in meinen Händen gehaltenen Blätter auf den Tisch zurück.
Einige Knicke waren auf den bedruckten Seiten zu sehen. Schlechte Angewohnheit, ich verschloss meine Hände bei Nervosität. Das war schon immer so.

"Eh, ja. Ja, ja klar! Natürlich bin ich noch dran.", während des Sprechens überschlug sich meine Stimme, welche ich schon viel zu hoch angesetzt hatte.
"Du hattest mir ja.. also wie soll ich sagen?", unbehagen druckste er am anderen Ende herum und ich konnte mir nur zu gut vorstellen wie er nun damit anfing seine Finger zu knacken und dabei auf seiner Lippe herum zu kauen.
"Dir ein Angebot gemacht", half ich ihm um die Stille zu beenden.
"J-ja.", schluckte er und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.
Es war schön zu wissen, dass auch er aufgeregt war. Dass es auch ihm nahe ging.

"Aber das war alles vor einem Jahr und ich würde verstehen, wenn du nicht - also wenn du das nicht mehr willst.", nuschelte er leise, während ich mich rückwärts auf mein Bett fallen ließ und einfach grinsend an die Decke starrte. "Doch. Doch ich will." -

Unsicher blickte ich auf mein Handydisplay. Hier müsste es sein, dabei sah es hier so gar nicht nach Taddl aus. Alles schien heruntergekommen, dreckig, kriminell. Mit einem unwohlen Bauchgefühl trat ich näher an das Mehrfamilienhaus heran. Unter einer spärlicher Beleuchtung über dem Hauseingang waren die teils unlesbaren Namensschilder zu erahnen. Mit den Augen ging ich jedes Namensschild ab.
Mayer, Thiele, Malec, Ötzgül, Tjarks. Selbst bei dem Namen begann mein Herz schneller zu schlagen. Von einem Mix aus Vorfreude und Furcht gepackt drückte ich den Metallknopf neben dem Namen und riss, gerade so als täte es weh sofort meine Hand wieder zurück.

Das ist das erste Mal nach einem Jahr, dass wir uns wieder sehen. Das Adrenalin pochte in meinen Blutbahnen.
Wie sollte ich das nur überstehen?
Was war das für eine seltsame Situation? Wie in Trance nahm ich das Summen der Tür war und lehnte mich dagegen. Mit einem Klacken derselben entfloh ich in die Wärme des Hausflurs.

Wir waren zwei Männer, ehemalige Freunde, beste Freunde, welche doch irgendwie schon immer etwas mehr waren. Zwei Freunde, welche sich mitten in der 'Zeit ihres Lebens' trennen mussten.
'Wir verfolgen nicht die gleichen Ziele, Ardy.'
noch immer hallen diese Worte in meinem Kopf. Noch immer taten sie genau so weh, liefen mir kalt den Rücken herab.
Es herrschte monatelang Funkstille zwischen uns nach meinem Auszug.
Erst zu einer irrelevanten Verleihung trafen wir uns wieder.
Ich war nur gekommen um ihn zu sehen. Natürlich saßen wir an einem Tisch.
Wir - Dat Adam.
Doch es war so anders. So anders fremd. Oberflächlichkeit und Fremdheit bestimmten unsere Gespräche. Keine engeren Geschichten, Gefühle, Gedanken.
Es war nicht mehr wie früher. Und doch, gerade als Taddl und ich alleine zum Rauchen an einer Wand lehnten, bereit zu gehen, stillschweigend den Nachthimmel bestaunend platzte es aus mir heraus.
"Du T, vielleicht reden wir hier nach nie wieder miteinander aber für mich warst du immer mehr als ein Bruder, was keine Überraschung sein dürfte. Wir waren für mich etwas wie Seelenverwandte, ohne das es hätte ausgesprochen zu werden. Damals hätte ich mich nie getraut das zuzugeben aber ich hätte auch nie erwartet mit dir an so einem Punkt anzukommen, also hab ich nichts zu verlieren.
Wenn du irgendwann mal alleine bist, dich einsam fühlst, Liebe suchst.. Meld' dich.", damit verschwand ich.

love me, please | tardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt