Kapitel 32

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Ausgerechnet an meinem Geburtstag muss so etwas passieren. Ich liege jetzt schon seit einer Stunde in meinem Bett und denke über den heutigen Tag nach. Er hatte so wunderschön angefangen und jetzt das. Es ist ja nicht so, dass es schon schlimm genug ist, dass ich einen meiner Schüler angefahren habe, aber als Jan mich angelogen hat, hatte ich das Gefühl, er hätte mir erst mein Herz aus der Brust gerissen und es dann in einen Fleischwolf geworfen. Ich seufze und drehe mich von meinem Bauch auf den Rücken, sodass ich nun an die Decke starre. Bei dem röntgen hat sich heraus gestellt, dass Justin eine starke Verstauchungen am Becken hat. Sein Handgelenk ist wohl nur leicht gereizt, weswegen Marco auch Krücken und keinen Rollstuhl verordnet hat.
Ich vernehme ein Klopfen an der Tür, aber ich ignoriere es gekonnt, da ich weiß, dass es Jan ist, der sich bei mir entschuldigen möchte. Mir ist bewusst, dass mein Verhalten gerade einfach nur kindisch ist, aber ich dachte, ich könnte Jan vertrauen. Als ich höre, dass sich meine Zimmertür öffnet, schrecke ich leicht hoch. Ich dachte, ich hätte abgeschlossen, aber offensichtlich ist dies nicht der Fall.
Durch ein leises Klicken höre ich, wie die Tür wieder geschlossen wird und kurz darauf senkt sich die Matratze neben mir. Ich starre weiterhin einfach stur an die Decke. "Es tut mir leid." Flüstert Jan jetzt schon zum bestimmt 30. Mal heute und nimmt meine Hand, aber ich entziehe sie ihm wieder. Ich höre wie Jan schwer schluckt und es tut mir in der Seele weh, aber ich will jetzt nicht einfach nachgeben, weshalb ich weiterhin so tue, als würde Jan gar nicht existieren. "Ich wollte dich nicht anlügen, a..." ich unterbreche meinen Bruder, indem ich frage: "Aber was?" Mein Blick richtet sich auf Jan, welcher mit den Tränen zu kämpfen scheint. Mir geht es genauso. "Ich weiß auch nicht." Murmelt mein Bruder. "Ich wollte Justin einfach nicht noch weiter in die Scheiße hinein bringen." "Er hat sich das doch selber zu verdanken." Sage ich trocken. Justin hatte wohl gemeint, dass ich eine totale Angeberin sei, worauf Jan mich verteidigt hat. Aus diesem noch relativ harmlosen Wortwechsel ist dann wohl eine Rangelei geworden, die sich irgendwie auf die Bahn verschoben hat. "Ich weiß." Meint Jan traurig. Ich seufze, rücke ein Stück zur Seite und gebe meinem Bruder mit einem Klopfen auf die Matratze zu verstehen, dass er sich neben mich legen soll, was er auch direkt tut. Nach einer kurzen Stille fängt Jan wieder an zu sprechen."Es..." "Ich weiß, es tut dir leid." Sage ich und im nächsten Moment drücke ich meinen Körper schon gegen den meines Bruders. Ich habe angefangen zu weinen und auch Jan kann sich eine einzelne Träne nicht mehr verkneifen. "Es tut so weh zu wissen, dass du wegen mir weinst. Ich habe so ein unglaublich schlechtes Gewissen." Murmelt der Junge neben mir und zieht mich noch ein Stückchen näher an sich heran, um mir dann einen Kuss auf den Scheitel zu geben, während ich mein Gesicht in seiner Halsbeuge verstecke. "Ich hab dich lieb." Schluchze ich an seinen Hals, während Jan mir mit seiner Hand über den Rücken streicht. "Und ich dich erst, meine kleine Prinzessin." Flüstert er, hebt meinen Kopf leicht ein und küsst die ganzen Tränen aus meinem Gesicht weg, worauf sich ein leichtes Lächeln auf mein Gesicht schleicht. Ich lege meinen Kopf auf Jans Schulter ab und schließe die Augen, während ich einfach Nähe zu ihm genieße.
Beim FBI gelte ich unter den anderen Agenten als 'das Mädchen ohne Schwächen' und bis vor ein paar Stunden habe ich tatsächlich geglaubt, es sei etwas an der Sache dran, aber dem ist nicht so. Ja, ich bin, was meinen IQ angeht ganz klar über dem Durchschnitt, was mir ziemlich viele Vorteile in den verschiedensten Dingen verschafft und ich habe auch schon sehr viel Erfahrung gesammelt, was dafür sorgt, dass ich nur sehr wenige Fehler mache, aber ich habe eine Familie, die mir einfach verdammt wichtig ist -für die ich fast alles tun würde. Vor allem Jan kann ich als ganz klare Schwäche für mich beschreiben, aber ich würde mittlerweile auch so weit gehen, meine Klasse mit dazu zu werten. Alle meine Schüler sind mir in der Zwischenzeit unglaublich ans Herz gewachsen.

Jans Sicht:
Ich bin so froh, dass Cassy sich dazu entschieden hat mir zu verzeihen, also, ich hoffe, dass sie mir verziehen hat. Ich blicke in ihr Gesicht und sehe, dass sie ihre Augen geschlossen hat. Ihre Atmung geht regelmäßig. Ihre Brust hebt und senkt sich langsam. Ich lächele. Sie ist eingeschlafen. Ich ziehe sie noch ein Stückchen näher an mich heran und vergrabe mein Gesicht in ihren nach Vanille duftenden Haaren. Ich liebe diesen Geruch an ihr. Er passt einfach gut zu ihr. Also, zu ihrem 'nicht FBI Ich'. Ich schmunzele über meine eigenen Gedanken und streiche meiner kleinen Schwester eine ihrer Haarsträhnen aus dem Gesicht, welche sich wohl irgendwie dorthin verirrt hat.
Auf Cassy's Gesicht erscheint ein leichtes Lächeln, welches mich dazu veranlasst ihr einen Kuss auf die Stirn zu geben. Ich lasse meinen Kopf wieder zurück in das Kissen sinken und merke, wie auch meine Augenlider langsam schwerer und schwerer werden und kurz darauf bin ich auch schon ins Land der Träume abgedriftet. Ins Land der Träume von Lüge und Wahrheit, von Liebe und Hass und von meiner Schwester -meiner kleinen, süßen Prinzessin...

So leid es mir tut, ich habe mich dazu entschieden die Lesenacht zu verschieben. Ich bin zur Zeit extrem erkältet und verbringe so gut wie den ganzen Tag im Bett. Eigentlich wäre das ja ein Grund besonders viel zu schreiben, aber ich habe immer starke Kopfschmerzen und da ist es nicht so schlau die ganze Zeit am Handy zu sitzen. Ich werde natürlich versuchen möglichst viele Kapitel in der nächsten Zeit hochladen zu können und ich hoffe, auch dass ich die Lesenacht bald machen kann, aber ich möchte nicht, dass ihr ewig lang auf ein neues Kapitel warten müsst. Ich hoffe ihr versteht das.
LG
Nele

P.S. Der Schreib Workshop ist kommenden Montag und Dienstag! 

I'm The BossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt