Die blonden Locken fielen über ihre Augen, die so eisblau waren, wie das Eis, das von den Tannen hing. Forschen Schrittes eilte sie in Richtung See, dem See, an dem er wie jedes Jahr am Weihnachtsabend wartete. Endlich kam das Wasser in Sicht, und mit dem Wasser auch er. Da stand er, wie immer mit einer Rose in der Hand, wie immer war sie aus Eis. Als sie ihn sah lächelte sie und Sekunden später wurde das Lächeln erwidert. Mit einer Hand so kalt wie der Grund des Sees fasste er ihre Hand, die wohlig warm in einen smaragdgrünen Handschuh gehüllt war. Eisblau traf auf smaragdgrün, ein funkelnder, jedoch unsichtbarer Blitz fuhr dazwischen, er unterbrach den Augenkontakt. Rosige Lippen, die vor Kälte blau angelaufen waren, trafen wie zuvor die Augen, auf weiße Lippen, ein Kuss, der so laut und doch so leise knisterte, entstand. Zwei Fremde, die nicht einmal die Namen voneinander wussten, liebten sich so, wie die Wärme die Sonne und die Kälte die Nacht. Es waren die zwei unterschiedlichsten Menschen, doch auch sie verband etwas. Etwas, dass Nichts beschreiben konnte, außer die Sicht auf die Beiden, die alles zeigte, die das Wort "Liebe" erklären konnte. Nichts auf dieser Welt konnte es so gut zeigen, so fantastisch beschreiben wie der Anblick, auf diese beiden Wesen.
Ein gemeinsamer Augenblick,
Ein Kuss,
Ein Geschenk,
Ein Abschied,
Kein Wort.
Die Jahre vergingen so schnell wie die Momente, die sie miteinander hatten.
Damals waren sie Beide jung, das genaue Alter wussten sie voneinander nicht, nur die Tatsache der Existenz der Liebe bestand, sie währte ewig.
Jetzt sind sie im Himmel und schlafen für immer, doch das Licht, das immer zwischen ihnen im Dunkeln brannte, erlosch niemals und wärmte jeden Augenblick. Und so verschmolzen die Nacht mit ihrer Dunkelheit und Kälte mit dem Tag, der Sonne und der Wärme und blieben eins, sie trennten sich nie mehr. Und selbst bei ihrem Untergang, wenn sich kein Gedanken mehr an sie erinnert, bleiben sie zusammen, verlassen sich niemals.
So ist es auch mit sich wirklich Liebenden, sie verlassen einander niemals, keine Dunkelheit, keine Nacht und keine Kälte kann sie trennen, sie lassen sie nur miteinander vermengen, sodass wieder eins entsteht.
Und wenn man ganz genau hinschaut und die Dunkelheit mit dem Licht nimmt,
dann kann man Sachen sehen, die Anderen verborgen bleiben.
Dinge, die aber trotzdem existieren.
In jeder Sache, in jedem Teil steckt deswegen sowohl Helligkeit, als auch Dunkelheit. In allem Steckt Wärme, aber auch Kälte.
~Unsichtbarkeit lässt die Dinge nicht verschwinden. Sie macht sie nur verborgen und enthüllt sie für diejenigen, die bereit sind, sie zu sehen. ~
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IceRose - Shortstory // L.S.
Short Story~Unsichtbarkeit lässt die Dinge nicht verschwinden. Sie macht sie nur verborgen und enthüllt sie für diejenigen, die bereit sind, sie zu sehen. ~ L.S. Meine erste Kurzgeschichte und damit ein neues Experiment. Bin ja mal gespannt, wie sie so ankommt...