Gedankenspiel (Einleitung)

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Unser Leben scheint so unantastbar und endlos, wir verschwenden keinen einzigen Gedanken daran, dass es auch ein Ende hat. Wir sind so töricht zu glauben, dass wir alles was wir verpassen nachholen können, denn wir hätten ja genug Zeit und nichts liefe uns davon.

Wir haben die Sanduhr vergessen die im Hintergrund läuft oder verschließen unsere Augen vor der Wahrheit. Beides hindert uns am Leben und daran den Ausgang unseres Schicksals in eine positive Richtung zu lenken.

Das ist der Mensch, er macht sich etwas vor und glaubt seine eigenen Lügen, um sich die Welt schöner und weniger kompliziert zu machen. In Wirklichkeit macht es sie viel komplizierter und stürzt sie in ein Chaos voller schmerzlicher und belastender Gedanken.

Handelt man so, wird das Leben zu einem Festival verpasster Chancen.

Ich habe lange nach einer Lösung für dieses Problem gesucht und habe mich dabei stets verlaufen, mein ganzes Leben lang, doch nun wird mir klar worum es im Leben wirklich geht und zwar um einen simplen Grundsatz den jeder schon selbst über seine Lippen gebracht hat, aber nie oder nicht konsequent genug umsetzt „Lebe jeden Tag als sei er dein letzter".

Mir persönlich hing diese Äußerung schon immer aus den Ohren, nicht, weil ich es nicht glauben, sondern weil ich es verdrängen wollte, dass man es so einfach machen könnte. Man hat sich so sehr an den Schmerz und die Hoffnungslosigkeit gewöhnt, dass es zu viel Anstrengung ist sich aufzurichten.

Doch nun, nachdem ich mich dazu entschlossen habe mit offenen Augen durch diese Welt zu gehen, merke ich wie wahr diese Äußerung ist und dass es nun umso wichtiger ist danach zu leben, egal wie viel Anstrengung es kostet diesen finalen Schritt zu gehen.

Wie oft habe ich in meinem Leben Chancen oder Menschen verpasst, weil ich mir Gedanken darum gemacht habe, was das negativste Ereignis sein könnte, das ein Handeln nach sich zöge. Ich habe mein Abitur nicht sofort nach der Schule gemacht, weil ich Angst davor hatte in meiner neuen Klasse nicht beliebt zu sein. Ich habe Menschen die mir sympathisch waren nicht zu meinen Freunden gemacht, weil ich in dem Glauben lebte, dass ich es nicht wert sei von Menschen geliebt zu werden. Ich habe die Frauen die mich regelrecht anstarrten nicht angesprochen, weil ich nicht mit dem klarkam was man von den Männern dieser Gesellschaft erwartet, immer ganz besonders männlich sein und bloß nicht zu gefühlsbetont oder weich sein.

Irgendwann ist man so tief in dem Sumpf drin, dass man all diese negativen Glaubenssätze für die Realität hält. Man kommt zum Stillstand und verlernt das Laufen. Man entwickelt sich von einem selbstständigen Erwachsenen zurück in ein unmündiges Kleinkind.

Wie soll man auch handeln, wenn man damit beschäftigt ist sich selbst zuzumauern? Wir isolieren uns und schaffen uns zwangsläufig eine Parallele voller Größenfantasien. So schnell hat man sich das Leben schöngeredet und verliert sich in einer Lüge.

Ich stehe jetzt auf und laufe erhobenen Hauptes durch diese Welt. Ich möchte die pure Realität spüren, mit all ihren so farbenfrohen Emotionen, ihre glatten und rauen Flächen berühren. Wenn es sein muss, muss ich mich auch an ihren Kannten schneiden. Das gehört nun mal auch dazu. Im Leben scheitert man oder man gewinnt. Beides kann wunderschön sein, denn scheitere ich, habe ich es wenigstens versucht und ich kann mir an meinem Lebensabend nicht vorwerfen nicht gehandelt zu haben.

Ich werde Menschen begegnen die mir das Gefühl von Wärme und Vertrauen geben und ich werde sie nicht wie bisher wegstoßen oder ignorieren, aus Angst enttäuscht oder abgelehnt zu werden. Ich werde ihnen in die Augen blicken und Angesicht zu Angesicht sagen, dass ich eine Verbindung spüre, die ich nicht einfach verstreichen lassen möchte. Ich möchte sagen:,, Bitte werde ein Freund, denn du bist ein so toller Mensch, dass ich es bereuen würde ohne diese Worte über meine Lippen gebracht zu haben zu gehen."

Es ist doch eigentlich so einfach, doch trotzdem schaffen wir es so selten solche Worte auszusprechen. Ja freilich, sie machen einen Angreifbar, denn man öffnet sein Herz bis in seinen tiefsten Abgrund, doch genau das sind die Momente in denen sich das Risiko bezahlt macht. Das Gefühl etwas für sich zu gewinnen und etwas zu vollenden ist unbezahlbar und macht das Leben erst lebenswert.

Ich werde mein Leben nicht mehr mit Gedanken verschwenden die mich nicht vorwärtsbringen. Stattdessen werde ich meine Gedanken teilen und sie aussprechen, damit sie zu meiner Wahrheit werden. Ich werde die Steine vor meinen Füßen aufheben und mit ihnen ein festes Fundament bauen. Wenn ich eines Tages von dieser Welt gehe, soll da ein prunkvolles Haus stehen. Ein Haus an dessen Schönheit sich alle Menschen erinnern werden. Sie sollen daran mit Tränen in den Augen zurückdenken, nicht, weil sie traurig sind, sondern weil es sie glücklich macht ein Zimmer in diesem Haus bewohnt zu haben.

Würden wir Menschen bloß mehr sprechen, dann hätte man so viel mit anderen zu bereden und man hätte kaum Probleme sich Freunde oder eine schillernde berufliche Zukunft zu schaffen. Vertrauen wir doch in das was wir alle sind, ein Original, das kein Misserfolg und kein Mensch dieser Welt verändern kann. Werden wir zu diesem Grundsatz, dann werden wir auch gleichzeitig zu einem Macher und werden die Liebe und die Chancen finden nach denen wir uns sehnen, egal in welcher Form.

Ich dachte vor geraumer Zeit nur schwarz-weiß. Für mich gab es kein Spektrum an Farben. Ich war der größte Pessimist den man sich vorstellen konnte, doch dann kam dieser eine Mensch der jede bisher Dagewesene Vorstellung dieser Welt auf den Kopf stellte...


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