Prolog

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Augenlicht. Das war schon ein seltsames Wort. Augen sind zum Sehen gedacht. Doch die meisten Menschen schlossen sie lieber, als die unschönen Dinge sehen zu müssen. Nur die wenigsten erkennen, dass wir mit unseren Augen auch weniger offensichtliche Sachen sehen könnten, würden wir es nur zulassen. Nicht viele Menschen waren bereit dafür, dies zu erkennen. Sie wollten das Meiste einfach nur nicht wahrnehmen. Sie wollten sich nicht eingestehen, wie schlecht es eigentlich um unsere Welt stand. Wie zerbrochen und gespalten die Menschheit war. Das der nächste Krieg alles zerstören würde, wofür unsere Vorfahren so hart gearbeitet hatten. Dafür waren sie nicht stark genug. An dieser Erkenntnis würden wir alle zerbrechen. Daran lag es wohl auch, dass ich das Wort Licht so sehr mochte. Es hieß für mich Hoffnung, Vertrauen und Geborgenheit; Alles das, was ich nicht mehr hätte, wenn ich mir unseren Zustand eingestehen würde. Wer wollte auch Glück und Frieden gegen kalten Hass und Zerstörung tauschen? Richtig! Niemand! Selbst wenn dieses Licht voller Hoffnung nur noch ein Hirngespinst war, an das wir uns verzweifelt klammern. Auch ich war einer von diesen Leuten, die dieses Licht nicht gehen lassen wollten, oder es auch einfach nicht konnten. Selbst wenn es immer schwieriger wurde, uns selbst zu täuschen und die Last mit jedem Tag schwerer zu werden schien; Alles war besser als die Dunkelheit, die in uns ruhte und nur darauf wartete, dass wir aufgaben. Darauf wartete, dass wir fliehen wollten, einen Ausweg suchten und vor Verzweiflung an der Last zerbrachen. Deshalb mochte ich das Licht. Jetzt wisst Ihr, wie ich zu diesen beiden Wörtern stehe. Beide beschäftigen mich. Beide mag ich auf eine spezielle Art und kann viel zu ihnen sagen. Zu dem Wort Augenlicht jedoch, fällt mir absolut nichts ein. In meinem Kopf herrscht dann bloß eine riesige Leere und ich weiß nur, dass ich an diesem Wort einfach nichts Gutes finden kann...

AugenlichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt