"Aber...aber Sie haben eine Gehirnerschütterung!", rief die junge Arzthelferin zum wiederholten Mal. Sie schien bereits gestresst gewesen zu sein, bevor Doktor Kohn ihr zur Aufgabe gemacht hatte, mir zu folgen. Immer wieder traten andere Ärzte aus verschiedenen Zimmern, die an den Gang grenzten, den ich hinunter rannte. Ein Blick von mir reichte jedoch aus, damit sie sofort umkehrten und schuldbewusst den Boden musterten. Langsam schien der jungen Frau hinter mir die Puste auszugehen. Ihre Schritte verlangsamten sich, während meine bloß schneller wurden. Eine Gehirnerschütterung. Pah! Das war nichts im Gegensatz zu dem, was ich noch tun würde. Was ich tun werde! Für Taylor! Daran erinnerte ich mich unentwegs. Du tust das alles hier für Taylor, redete ich mir ein. Naja, eigentlich tat ich das hauptsächlich für mich, musste ich mir eingestehen. Taylor störte es nicht mehr, so weit weg zu sein. Mich jedoch quälte diese Leere in meinem Herzen Tag täglich. Mit jeder Sekunde wurde das Ziehen in meinem Magen schmerzhafter. Und mit jeder Sekunde wurden die Gedanken in meinem Kopf unerträglicher. Was, wenn ich es nicht schaffte? Was, wenn ich nicht stark genug für das alles war? Wer würde mir beistehen? Wer wird mir helfen? Und wer wird für mich da sein, falls ich versagte? Auf meine Freunde konnte ich schon mal nicht zählen. Wenn ich ihnen mitteilen würde, was ich vorhatte für Taylor zu tun...sie würden es mir unmöglich machen. Manche würden mich mit Worten überzeugen wollen. Caleb aber, würde mich sofort einsperren. Er würde mich nie wieder loslassen. Dafür liebte er mich zu sehr. Trotzdem aber nicht genug, um mir zu helfen. Ich konnte es ihm jedoch auch nicht vorwerfen. Im Gegenteil, ich konnte ihn sogar sehr gut verstehen. Auch ich liebte ihn sehr. Eigentlich wollte ich meinem besten Freund diesen Schmerz ersparen. Aber da ist der Haken! Die Betonung liegt auf "bester Freund"! Ich liebte Caleb zwar, aber Taylor liebte ich mehr. Das wussten beide und ich wusste es auch. Als ich den Ausgang des Krankenhauses erreichte, passierte ich die große Tür. Die kalte Luft traf mich wie ein Faustschlag in den Bauch. Ohne stehen zu bleiben, folgte ich meinem Weg, obwohl ich natürlich wusste, wie die Menschen mich anstarrten. Doch ich hatte es schon vor langer Zeit eingesehen: Sie waren alle bloß Statisten in dem Film, der mein Leben war. Und inzwischen wusste ich, es war definitiv ein Horrorfilm. Das war auch der Grund, aus dem ich gehen musste und zwar so schnell wie möglich. Ich würde es tun, ohne wenn und aber. Ich würde keine Sekunde zögern. Nicht eine einzige, schwor ich mir. Es würde einfach werden. Einfach ein Schnitt, ein Schuss oder ein Sprung, wer weiß. Aber ich würde es durchziehen. Noch heute würde ich Taylor wiedersehen. Für ihn würde ich stark sein. Für meine große Liebe!
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Augenlicht
FantasyNach dem Tod ihrer besten Freundin Evy ist Alba völlig aus der Bahn geworfen. Irgendwie ist das Schicksal gegen sie. Ihre Adoptiveltern schleppen sie zu einer Psychologin, obwohl Alba diese abgrundtief verabscheut. In der Schule hat sie Probleme mit...