Wenn die Kälte kommt

Dreizehn

Ein leichtes Rütteln weckt mich aus dem Schlaf. Ich fühle mich noch ein wenig benommen und erkenne langsam, dass wir an einer Tankstelle stehen. Ich kenne diese Straße. Zirka 5 Minuten von hier war der Unfall damals. Das grelle Licht derTankstelle leuchtet in das Auto während ich mir sanft die müden Augenreibe.

»Na Gott sei Dank war da keinHirsch.«, höre ich mich murmeln.  Ben sieht mich verwundert an.

»Frag nicht.« erwidere ich seinen Blick.

»Ich muss schnell tanken, möchtest duetwas?«

Noch ein wenig perplex schüttele ich den Kopf.

»Bevor ich es nochmal vergesse, ich habe etwas im Handschuhfach für dich.«

Noch bevor ich etwas sagen kann, steigt er aus und macht sich an die Zapfsäule. Ein wenig verwundert sehe ich ihm nach und strecke mich ein wenig. Ich merke wie mein Nacken zieht und übe mit dem Handballen ein wenig Druck darauf aus. Neugierig öffne ich mit der anderen Hand das Handschuhfach. Ein Klick und das Innenlicht scheint auf. Geschockt reiße ich die Augen auf nehme die Verpackung, geziert mit einer kleinen roten Schleife, aus dem Fach. Nach kurzem Ansehen Hastig steige ich aus und sehe Ben wie er auf die Tankanzeige beobachtet.

»Du schenkst mir ein Iphone?!« Offensichtlich verwirrt und noch ein wenig benommen vom Schlaf blicke ich meiner Spiegelung des Autodachs entgegen. Er nimmt den Zapfhahn raus und schließt den Tankdeckel.

»Na du hast keins mehr.«

Mit hochgezogenen Augenbrauen starre ich ihn weiter an und hebe die Verpackung des Smartphones in dieLuft.

»Das, dass ein wenig seltsam ist,weißt du oder?«, frage ich ihn verdutzt. »Man verschenkt nicht einfach so mal ein teures Smartphone. Tut mir Leid, aber das kann ich nicht annehmen.«

Ich steige wieder ein und lege es zurück. Einige Sekunden später setzt er sich auf den Fahrersitz und seine Augen durchbohren mich. Andere Typen zahlen Kino Tickets, ein Dinner, Schokolade, Blumen. Und dieser Ben verschenkt so etwas. Kopfschütteln klappe ich es wieder zu. Mag jasein, dass er reich ist, aber es kommt mir unangemessen vor.

»Bitte nimm es Emily, ich habe deines ja quasi kaputt gemacht. Ich habe es nach dem Kauf schon eingeschalten und eingestellt.«  Mit einem Seufzer lehnt sich zu mir rüber um es wieder aus dem Fach zu holen und hebt es mir vor die Nase. Sein Gesicht ist ganz nah. Er riecht nach einer Mischung aus Erde und Deodorant.

»Außerdem solltest du erreichbar sein. Nimm es, bitte.«

»Wenn ich etwas kaputt mache, dann ersetze ich es mit etwas Gleichwertigem. Es ist viel zu teuer.«

»Naja, dann nimm nur die Schleife.« äußert er sich lächelnd. Er hat so ein freches, wahnsinnig gutaussehendesLächeln.

»Ist dir bewusst, dass du wie ein aufgeblasener Idiot klingst?«, rutscht mir lachend raus. »So alt war mein Handy nun auch wieder nicht.«, schnauze ich zurück.

Er nimmt es aus der Verpackung und drückt auf den oberen Rand bis der Bildschirm aufleuchtet und der angebissene Apfel erscheint.

»Ich kann damit nichts anfangen, bitte nimm es Emily.«, weiter fuchtelt er damit vor meiner Nase »Ich war so frei und habe meine Nummer eingespeichert.« Er hält kurz inne.

»Falls etwas ist.«, fährt er räuspernd fort.

Zaghaft nehme ich es aus seiner Hand.Es ist viel größer und vor allem moderner als mein Altes Samsung.

»Weißt du, andere verschenken Blumen mit einer Karte oder so etwas.« Eine kleine Pause. »Okay. Danke,Ben.«, sage ich und nehme es. Er startet den Wagen und freut sich sichtlich darüber. Wir fahren noch weitere 15 Minuten die Straße entlang bis wir in Belford ankommen. Die ganze Fahrt lang habe ich nur das neue Smartphone begutachtet und abwechselnd ein paar Worte gewechselt. Er erzählt mir von einigen Funktionen und Apps die ich mir unbedingt runter laden solle. Ich war mein Altes Handy so gewohnt, dass ich nicht sonderlich wusste was ich mit diesem hier anfangen, geschweige denn wie ich damit umgehen, kann. Wir fahren durch Belford und ich stecke mein neues Iphone in die Seiten meiner Jacke. Vorbei an zahlreichen Geschäften und Boutiquen kommen Erinnerungen hoch. Wir halten an einer Ampel, neben einem kleinen Coffeeshop.