1.

232 16 0
                                    

                                  
Ich wurde vom schrillen klingeln meines Weckers wach.  Verwirrt und müde schaute  ich hoch und stellte den Wecker aus. Es war der 4.Mai um 10 Uhr morgens. Ein wunderbarer, warmer, sonniger Tag. Ich schaute aus dem Fenster. Über den Hausdächern am Rand von Seoul strahlte mich ein klarer blauer Himmel an.  Es war draußen alles so hell und es sah alles so friedlich und glücklich aus.  Zu hell und zu friedlich. Ich zog die Gardinen zu. Nun wurde mein Zimmer in ein angenehmes halbdunkel getaucht. Ich zog meine flauschigen Socken an und tapste noch immer müde durch den kleinen dunklen Flur in die Küche. Hier war es wieder hell doch das war mir egal.  Ich hatte Hunger. Also öffnete ich die Kühlschranktür und musste feststellen,
dass ich vergessen hatte mir was einzukaufen. Der Kühlschrank war bis auf Cola leer. Ich schloss den Kühlschrank und durch suchte meine Küche nach was essbaren. Leider erfolglos. Ich ging zurück in mein Zimmer und nahm mein Handy vom Ladekabel. Als ich gerade die Nummer vom Lieferanten wählen wollte rief mich meine beste Freundin Sang Yoon an:"Hey Yeonmin ich hab grad Pause wollen wir zusammen was essen gehen? ". Das kam wie gerufen ich freute mich mega darüber,  dass ich mich immer auf Yoon verlassen kann,  egal was es ist. Ich habe sie in meinem  letzten Schuljahr kennen gelernt.  Nach meinem dritten Schulwechsel kam ich in ihre Klasse und wir verstanden und auf anhieb einfach perfekt. Sie ist die einzige die ich habe und sie kümmert sich um mich wie um eine kleine Schwester. Ohne sie würde ich garnicht mehr raus gehen und irgendwas unternehmen. Ich würde den Rest meines jämmerlichen Lebens in meinem Zimmer damit verbringen zu zocken und zu schlafen.
Doch da meine liebe Yoon mir schon was zu essen anbat konnte ich natürlich nicht ablehnen. "Okay gerne.  Wir treffen uns dann in 10min am Café okay? " fragte ich. "Okay" bestätigte sie fröhlich. Nachdem sie aufgelegt hatte rannte ich rüber zun Kleiderschrank und riss die Tür auf. Das Café war zwar nur um die Ecke aber ich sah aus als hätte ich 1. Die Nacht durch gemacht und 2. Geheult.
Also nicht wirklich anders als sonst. Aber für Yoon muss ich mich ja nicht mega schick machen und hübsche Jungs gibt es in unserer Gegend eigentlich auch nicht. Ich nahm eine enge schwarze Jeans und ein weißes Tshirt und zog es an. Dann schnappte ich meine Bürste und kämmte schnell und unsanft meine fast hüftlangen schwarzen Haar bis es ordentlich aussah.
Dann zog ich meine Schuhe an und nahm noch meinen Sichtschutz und lief aus dem Haus. Ich guckte auf die Uhr. Okay dachte ich okay noch 2Minuten,  passt genau.
Nachdem ich die Tür abgeschlossen hatte drehte ich mich um und machte einen Schritt auf den Bürgersteig. Wie immer waren die Straßen um diese Zeit fast leer. Trotzdem setzte ich mein Sichtschutz auf und zog in mir tief ins Gesicht. Niemand konnte mich so erkennen. Obwohl ich eigentlich noch genug Zeit hatte fing ich an zu laufen. Yoon  ist immer überpünktlich und wartet nicht gerne.
Gerade als ich um die Hausecke gehen wollte hörte ich noch eine Fahrradklingel,  reifen quietschen und eine Stimme die Vorsicht brüllte. Im nächsten Moment wurde ich von den Beinen gerissen und spürte wie ich mit etwas zusammen stoß. Dann landete ich hart auf dem Bürgersteig und schlug mit dem Kopf auf die Kante. Scheiße , hörte ich jemanden fluchen dann rannte derjenige zu mir. "Oh mein Gott geht es dir gut?!  Bist du doll verletzt?!  Blutest du?! Soll ich ein Krankenwagen rufen?!". Ich schaute hoch und blickte einem hübschen Jungen ins Gesicht,  der total gestresst und geschockt aussah. Als er mich sah wurde er kreide bleich. "Ach du scheiße" er strich die Haare aus meinem Gesicht und starrte mir auf die Stirn. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Meine Knie und Ellenbogen waren aufgeschlagen,  mein Handgelenk schmerzte und wurde langsam dick und ich hatte  höllische Kopfschmerzen."Wo ist das nächste Krankenhaus" fragte mich  der Junge. "3 Straßen weiter" antwortete ich langsam,  "aber alles gut ich wohn gleich hier und das Krieg ich schon hin." Erst jetzt bemerkte ich,  dass mein Sichtschutz kaputt neben mir lag. In mir stieg ein unwohles Gefühl auf. Jetzt konnten mich alle sehen und ich hatte das Gefühl total schutzlos zu sein. Ich bekam Panik,  wollte zurück in meine Wohnung und nicht mehr rauskommen. Fast hätte ich angefangen zu weinen. Doch dann wurde mir schwindelig und ich kippte dem Jungen,  der mich unsicher und sorgenvoll betrachtete, in die Arme.  "Kommt garnicht in Frage" sagte er bestimmt "ich bring dich jetzt ins Krankenhaus! ". Mit diesen Worten hob er mich auf als wäre ich aus Luft und setzte mich auf sein Fahrrad. Er schob das Fahrrad mit der einen Hand und hielt mich mit der anderen fest. Trotz meiner enormen Kopfschmerzen konnte ich wahrnehmen,  dass er 1. Gut aussah 2.gut roch und 3.eine sehr lustige für Asiaten untypische Nase hatte.
Er schaute mich an "wir müssen uns beeilen du wirst immer blasser und deine Stirn hört nicht auf zu bluten... " er sah  mich besorgt an.  Erst jetzt bemerkte ich,  dass meine Kopfschmerzen nicht nur durch den Aufprall kamen sondern auch von der ziehmlich großen aufgeschlagenen stelle an meinem Haaransatz. Ich faste mir an den Kopf, als ich die Hand wieder runter nahm war sie voller Blut. Als ich das sah wurde mir noch schwindeliger und ich klappte zusammen. Ich spürte noch wie der Junge mich auffing, dann war alles schwarz.

A life with KenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt