Epilog

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L O U I S

Mein Wecker klingelt schrill und reißt mich somit unsanft aus dem Schlaf. Gänsehaut legt sich über meinen Körper, abgeschreckt von den unangenehmen Tönen. Verschlafen blinzle ich dem Sonnenlicht entgegen, um einen Blick auf meinen Wecker erhaschen zu können.

9.43 Uhr.

Fuck! So schnell wie möglich richte ich mich auf, verlasse mein Bett und ziehe mir einen x-beliebigen Pulli über den Kopf. Meine Beine bewegen sich unkontrolliert, weshalb ich einige Male auf der Treppe fast hinfalle. Jedoch halte ich mein Gleichgewicht und erreiche somit nach wenigen Sekunden und mit röchelnder Atmung unsere Haustüre.

Bitte, lieber Gott, lass' eine weitere Postkarte in unserem Briefkasten sein! Meine Brust vibriert ungleichmäßig, während ich fast schon flehend Stoßgebete gen Himmel schicke. Ich habe ein beklemmendes, unschönes Gefühl in meiner Brust. Es spannt und krallt sich an meinem Herzen fest, doch ich will die Hoffnung nicht aufgeben, dass Harry mir doch noch irgendetwas hinterlassen hat.
Doch nach all dem, was gestern geschehen ist, kann ich ihm rein gar nichts verübeln.

Ich lasse einige Szenen in meinem Kopf Revue passieren, was mir Tränen in die Augen schießen lässt.

"Louis, verdammt! Was ist das?" Vorwurfsvoll blicken mich die jadegrünen Augen Harrys an, sein zutiefst verletzter Blick bohrt sich tief in mein Herz hinein.

"Harry, ich -"

Die Szene verschwimmt, eine Träne kullert aus meinem Auge. Sein Schmerz war nicht zu beschreiben, mein Schmerz ist nicht zu übertreffen. Weitere Erinnerungen prassen auf mich ein, reißen mich mit sich, wie eine große, dunkle Welle, die mich ertränken will.

"Warst du es, Louis?" Seine Stimme ist gebrochen, zittert. Er hat den Kampf gegen die Tränen längst aufgegeben, seine Wangen sind blass, fahl und benetzt von Tränenspuren. "Warst du das und nicht Liam?", kreischt er mir entgegen. Ich fühle mich taub. Und das wäre ich jetzt auch gerne. Ich will mir seine Vorwürfe nicht anhören. Obwohl sie absolut berechtigt sind. Nicht er ist das Arschloch, sondern ich.

Ich nicke schwach, woraufhin er bitterlich schluchzt.

Die Situation überfordert mich maßlos, ich schnappe nach Luft und reiße verzweifelt die Haustüre auf, weshalb sich meine Lunge gleich mit eisiger Luft füllt. Ich weiß nicht wie, doch meine Beine führen mich irgendwie zum Briefkasten. Zitternd und leblos rütteln meine tauben Finger mithilfe des Schlüssels an dem klitzekleinen Schloß, doch bin ich viel zu aufgebracht, um das Schloß zu öffnen. Ich flehe darum, ohne zu wissen, an wen sich meine Bitten genau richten, dass eine weitere Postkarte in meinem Briefkasten liegt. Ich will nicht, dass er mich einfach so aufgegeben hat. Obwohl ich auch nicht weiß, ob ich mir an seiner Stelle mein idiotisches Verhalten verzeihen könnte.

Harry ist mittlerweile von der Couch aufgestanden, jedoch krallen sich seine Hände noch immer in die Sofalehne. Er versucht, irgendwo in diesem Raum Halt zu finden, da ich ihn ihm unter den Füßen förmlich weggezogen habe. Er hat die Nachrichten gelesen. Ich sehe es in dem verletzten Glitzern seiner Augen.

"Wieso, Louis? Wieso bist du nicht einfach zu mir hergekommen, hm? Wieso hast du auf keine einzige meiner Karten geantwortet? Das wäre doch nicht so schwer gewesen!" Seine Tränen sind nicht aufzuhalten, aber auch nicht zählbar. "Harry", meine Stimme stockt und klingt kratzig. Hunderte Worte schwirren mir durch den Kopf, doch keines passt zum anderen und vor allem gibt es keines, das diese Situation hier erklären oder gar besänftigen könnte.

apologize (larry stylinson)✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt