Butterfly Girl

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Es war Nacht, die Sterne funkelten hell am Himmel und durch das Fenster kam helles Mondlicht. Langsam setzt sich Amber auf um das Fenster zu schließen, das helle Licht hatte sie geweckt. Als sie die Füße auf den kalten Boden setzte und sich erhob umspielte das lange weiße Nachthemd ihre Beine. Es musste bereits nach zwölf sein und ihre Eltern waren immer noch nicht aus London zurück. Draußen hörte man wie das Gras leise im Wind wehte. Sie schritt zu dem Fenster und wollte es gerade schließen, als es um sie herum schwarz wurde. Amber blickte sich um, überall war es schwarz, die Möbel waren verschwunden. Das einzige, was zu sehen war, war eine Tür. Ängstlich ging sie auf sie zu, aber es schien ihr, als ob diese Tür, dieser weiße Fleck im schwarzen Raum, unerreichbar wäre. Sie wurde panisch und fing an zu rennen, aber es war vergeblich. Jedes Mal, wenn sie die Tür fast erreicht hatte erschien sie an einem anderen Ort. Verzweifelt und erschöpft ließ sie sich auf die Knie fallen. Was sollte sie jetzt tun? Und vor allem, was war das alles hier? Ein Traum, eine Illusion, oder doch Wirklichkeit? Plötzlich hörte sie etwas, es kam von der Decke. Eine Art Gesang, eine Melodie, die sie als kleines Kind immer gesungen hatte. Amber schaute nach oben, aber da war, wie zu erwarten, nichts! Sie versuchte sich zu beruhigen, während sie leise der Melodie folgte um sich einzureden, dass es alles nur ein schlechter Traum war und sie bald aufwachen würde und ihre Eltern wie so oft mit einem Geschenk nach Hause kommen würden und erzählen würden, was sie in London alles erlebt hatten, und wie anstrengend die Arbeit dort sei. Nun wurde der Gesang lauter und es fing an zu regnen. Amber erschrak, wie konnte es in einem leeren schwarzen Raum regnen? Aber es war kein Regen, bei genauerer Betrachtung waren es Schmetterlinge, die um sie herum flogen. Kleine, zierliche Schmetterling, aber keine normalen, sonder diese schienen etwas Besonderes zu sein. Als sie alle auf dem Boden versammelt waren, verstummte die Melodie. Es sah für Amber so aus, als würde sie in einem Meer aus Blumen sitzen. Tausende und Abertausende von Blumen. Als sie ihre Hand ausstreckte um einen der Schmetterling zu berühren, erstarrte sie, denn als sie ihn anfasste, erhoben sich alle schlagartig, und der schwarze Raum löste sich auf und begann sich in eine Landschaft zu verwandeln. Es war Cookham, hier war sie aufgewachsen, hier lebte sie. Die Sonne schien hoch am Himmel, die Blätter der alten Trauerweide wehten im Wind. Die Vögel sangen ihre üblichen Lieder. Sie wäre am liebsten aufgestanden und losgerannt, aber sie konnte nicht, was sie auch versuchte, die konnte sich nicht bewegen. Tränen kamen ihr in die Augen und flossen über ihr Gesicht. Wieder einmal wusste sie nicht was sie nun tun sollte. Von weit her hörte sie Stimmen. Sehr vertraute Stimmen. Als sie näher kamen erkannte sie die Gesichter ihrer Mutter und ihres Vaters. Also waren sie wieder zurück, sie mussten sich wohl Sorgen machen. Sie blieben an der Trauerweide stehen, und Ambers Mutter fing an zu weinen und legte Blumen nieder: „ Oh, Jace, wenn du doch nur hier wärst!" Amber konnte nicht begreifen warum sie sie denn nicht sahen, sie saß doch direkt neben ihnen, und vor allem, warum ihre Eltern um ihren Bruder weinten. „Mum! Du brauchst nicht zu weinen, das hätte er nicht gewollte. Seht ihr mich denn nicht? Dad! Was habt ihr denn?", Amber wurde immer verzweifelter. Langsam verdunkelte sich das Bild wieder und der Raum wurde wieder schwarz. „NEIN!", die Tränen flossen nun in Strömen über ihr Gesicht. Wieder war sie umgeben von Schmetterlingen. Ihre Verzweiflung wurde immer größer, warum hatte ihre Mutter um ihren Bruder geweint, das war doch schon Jahre her.

Als sie sich wieder gesammelt hatte, beschloss sie einen anderen Schmetterling zu berühren, vielleicht war einer dieser Schmetterlinge der Schlüssel raus aus diesem Albtraum. Und erneut löste sich der Raum auf und zeigte die alte Trauerweide. Jetzt war es Abend und die letzten Sonnenstahlen tauchten das Land in einen warmes rot. Amber konnte nicht glauben was sie da sah. Vor ihren Augen ließ sie einen Drachen steigen, zusammen mit ihren Eltern. Es war der Drache ihres Bruders, der Drache in der Form eines Schmetterlings. Damals hatte sie so lange geheult, bis sie ihn bekommen hatte. Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht, denn dieser Tag war einer der glücklichsten in ihrem Leben gewesen. Sie saß stumm da und fing erneut an zu weinen, während sie beobachtet wie sie mit ihrem Bruder spielte. Erneut wurde es dunkel um sie und sie befand sich wieder in den schwarzen Raum. Die Schmetterlinge schienen Erinnerungen zu sein, denn anders konnte sich Amber das eben geschehene nicht erklären. Aber warum geschah das Alles? Eben war sie noch in ihrem Zimmer und hatte geschlafen, und jetzt, jetzt befand sie sich gefangen in einem Raum ohne zu wissen was sie hier sollte. Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken. Was wenn sie nie mehr zurückkehren würde, wenn sie ihre Eltern nie mehr zu Gesicht bekommen könnte? Es war aussichtslos, sie war verloren, unauffindbar. Langsam begann sie sich mit dem Gedanken abzufinden nie mehr die richtige Sonne zu sehen, nie mehr umgeben von Blumen die Wolken zu beobachten, wie sie unhörbar über das Land schlichen. In dieser Verzweiflung gefangen begann sie die Melodie zu singen. Diese unendliche Melodie die wohl das Letzte war, was sie von ihrem alten Leben hatte. Mit ihrem Gesang schwebten ihre Gedanken davon...

by liveinafantasyworld

P.S.: Ich hoffe sie hat euch gefallen, und ich würde mich über eure Meinung freuen ^^

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