Die Uhr schlug auf 07:30 Uhr und mein Wecker fing routinemäßig an zu klingeln und mich mit dem täglichen, schrillen und kaum auszuhaltenden Weckton brutal aus meinem Schlaf zu reißen. Ich blickte aus dem Fenster und konnte den Sonnenaufgang beobachten. Die Regentropfen der Nacht waren nicht mehr sichtbar und niemand, der sie Nachts nicht gehört hatte, wusste, ja ahnte nicht einmal, dass sie existierten. Genauso wenig, wie man weiß, dass ich existierte. Gefühlt, vegetierte ich vor mich hin, wartete bis mein Leben endlich sein Ende nahm und versuchte meine Mitmenschen glücklich zu halten. Doch für wen war ich mehr als nur irgendjemand der über den Schulflur ging, oder in einem x beliebigen H&M einkaufte.
Irgendein unbedeutender Mensch an irgendeinem unbedeutenden Ort welcher nie von Bedeutung sein wird. Genauso wenig wie diese Person. Beinahe jede Person hinterlässt Spuren. Man wird nie wissen, wie groß, lang oder tief die Narben sind, die man hinterlässt wenn man in das Reich der Toten gleitet und dem lang ersehntem Tod entgegen kommt. Ich wollte sterben. Schon lang. Und ich war froh, dass ich einst, ob früher oder später keine Wahl mehr hatte um zu entscheiden was ich wollte und es mir nicht in der Macht stand über das Leben und den Tod zu richten und letztendlich so oder so sterben würde. All meine Bemühungen und all das, was mir teuer und lieb ist, all das, was ich mir einst aufbaute wird nach meinem Tod kaum noch von Bedeutung sein und spätestens 40 Jahre nach meinem Tod wird man sich nicht mehr an mich erinnern. Das, was ich mir einst erbaute würde niedergerissen werden sofern fremde die Besitztümer meiner Ahnen übernahmen.Ich bewegte meinen rechten Arm, wie ich es vor ein paar Stunden tat, und suchte erneut mein Handy um diesen fürchterlich lauten Wecker auszustellen. Ich wischte mit geschlossenen Augen über meinen Handydisplay. Stille. Endlich. Ich streckte mich und fuhr mir mit meiner linken Hand meinen ganzen Körper entlang. Ich zog meine Bettdecke bis zu meinem Hals hoch, um den letzten Moment der Wärme auszunutzen bevor ich die Bettdecke wegzog und mich fertig machen musste.
Noch immer hielt ich meine Augen geschlossen. Halbschlafend nahm ich das Geräusch von Autoreifen auf geteerter Straße wahr.Langsam machte ich meine Augen auf und sah aus mein Fenster. Es war schon relativ hell und die Hauptstraße schon gut befahren.
Ich hörte, wie unsere Haustür mit eine lauten Knall zufiel.
Es hallte durch unser ganzes Haus, oder besser gesagt das Haus meiner Eltern.
Sie besaßen ein großes Haus mit vier Schlafzimmern und zwei Gästezimmern.
Zwar hatten wir so gut wie nie Gäste, da mein Bruder und ich es meideteten Freunde mit nach Hause zubringen und falls wir es doch taten, dann nahmen wir sie veständlicher Weise mit in unsere zimmer und liesen sie dort mit uns schlafen. Meine Eltern luden auch die Freunde oder Verwandte ein.Sie mochten Familientreffen nicht und meistens waren meine Eltern eh kaum zu Hause.
Der Mann, wecher sich als mein Vater betiteln lässt, arbeitete immer unter der Woche und hatte das Wochenende über frei. Allerdings war er nie ein richtiger Familienmensch und hielt sich deswegen wenn er frei hatte nur selten zu Hause auf.
Entweder er fuhr einfach mit seinem roten Mercedes Cabriolet herum und sah sich die umliegenden Dörfer und Kleinstädte an, oder fuhr trotz freien Tages auf die Arbeit und bereitete sich schon einmal auf die Gäste vor, welche am Montag erneut kommen würden.
Meine Mutter hingegen hatte keine festen Tage an denen sie sich auf der Arbeit blicken lassen musste, sondern hielt sich dort fast dauerhaft auf. Es hieß zwar, sie müsse nur jedes zweite Wochenende arbeiten, allerdings war das Personal auf der Arbeit meiner Mutter sehr unterbesetzt und daher kam es auch so manchesmal vor, dass ich sie über eineinhalb Wochen lang nicht zu Gesicht bekam.
Nicht, dass ich es schlimm fand, nur war es manchmal seltsam, dauerhaft allein zu sein. Ich genoss es zwar allein zu sein, und sofern jemand zu Hause war, ging ich dieser Person aus dem Weg, sprich, es lief so oder so auf das Selbe hinaus egal ob meine Mutter zu Hause gewesen wäre oder nicht.
Mein Bruder wohnte zwar noch bei uns jedoch war er von uns allen am seltensten zu Hause.
Dauerhaft war er unterwges und erlebte so viele verschiedene Dinge,
von denen er mich ab und zu erzählte wenn wir uns mal sahen.Immernoch starrte ich aus meinem Fenster auf die laute geteerte Straße die von unzählig vielen Menschen, die sich auf ihrem Weg zur Arbeit befanden, befahren wurde.
Ich atmete tief und laut hörbar ein, schloss dabei meine Augen und versuchte mich mit dem Gedanken, nun aufstehen zu müssen anzufreuenden. Genauso laut wie ich einatmete, stieß ich mein Odem aus meinen Lungen wieder heraus währendessen ich meine Augen ein weiteres Mal aufschlug. Ich griff nach meinem noch neben mir liegendem Handy und drückte mit meinem Daumen auf die Hometaste meines ein jahr altem Samsung Galaxie S5 Mini.
Der Bildschirm leuchtete auf. Eine helle 07:32 Uhr strahlte in mein Gesicht. Meine Augen schlossen sich reflexartig zu kleinen, schmalen Schlitzen zusammen.
Ein letztes Mal atmtete ich tief ein und aus. Dann zog ich eine Bettdecke mit beiden Armen bis zu meine Hüfte runter und schlängelte mich langsam aus meinem Bett udn dachte dabei schon an die nervigen, tobenden, lauten Wesen, welchen ich auf meinem Weg zur Schule und auch in der Schule begegnen werden müsse.
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Die Geschichte wie ich starb
Short StorySchlechte Geschichte eines verkorksten Lebens eines emotional gestörten Mädchens