Kapitel 17 - Mein Zufluchtsort

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Schon seit einer halben Stunde folgte ich dem unsichtbaren Pfad, welchen Sträucher und Farne bedeckten. Ich besaß keinen Anhaltspunkt, keine Karte in meinem Kopf und dennoch wusste ich, dass ich in die richtige Richtung lief. Vertrau auf deine Sinne.
Soweit das Auge reichte, begleitete mich prachtvolles Grün auf meinen Weg. Sommer. Zu dieser Jahreszeit stand die Natur und der Wald in seiner vollen Blüte und war gefühlt mit Farbe und Leben.
Ein Schmunzeln huschte über mein Gesicht, als ich die Ohren spitzte. Ganz leise kaum merklich vernahm ich bereits das leichte Plätschern. Allmählich kam ich meinem Ziel immer näher. Es war solange her...
Wie von selbst beschleunigten sich meine Schritten, stießen sich nachdrücklicher von dem festen Untergrund ab. Der Abstand zwischen dem Auftreffen meiner Schuhe auf der Erde wurde immer größer. Es fühlte sich beinahe so an, als würde ich fliegen. Mein Körper war so leicht. Sehe das, was andere nicht sehen.
Das Rauschen des Wassers wurde immer lauter. Es konnte nicht mehr weit sein. Bald würde ich mein Ziel erreichen. 


Das dichte Blätterdach der Baumkronen lichtete sich langsam und ließ immer mehr Licht in den Wald hinein. Fast kam es mir so vor, wie das Ende eines langen Tunnels, welchen ich sogleich verlassen würde. 
Lachend passierte ich die Grenze und mit meinem Verlassen der Dunkelheit begrüßte mich auf der Stelle strahlendes Sonnenlicht und zog mich in seine wärmende Umarmung. 
Für einen kurzen Moment war ich geblendet, ehe sich meine Augen an das grelle Licht gewöhnten. Doch dann sah ich sie – meine Lichtung, mein geheimer Zufluchtsort. 
Sie sah genauso aus, wie ich sie in Erinnerung hatte. Direkt vor mir zog sich noch immer der kleine Bach durch die grüne Wiese, weiter unter den Wurzeln der alten Eiche hindurch. Mein Herz machte einen Sprung bei dem Anblick des alten Riesen. Jedes Mal, wenn ich hierher kam und ihn sah, musste ich daran denken, wie viele Jahre er schon überdauert hatte und wie viel Geschichte in ihm steckte. 
Während ich langsam auf die Mitte zusteuerte, streifte ich meine Schuhe von meinen Füßen, sodass ich nun jeden Grashalm spüren konnte. 
Kurz hielt ich inne und genoss das leichte Kitzeln unter meinen Sohlen, bevor ich meinen Weg fortsetzte. Und schließlich stand ich vor dem breiten Stamm der Eiche. 
Wie jedes Mal von neuem streckte ich auch nun meine Hand ehrfürchtig nach der groben Rinde aus und strich darüber. Dann lehnte ich den Kopf dagegen. „Da bin ich wieder." 

~ einhundert Herzschläge später ~

Inzwischen war es mir gelungen mich aus meiner Starre zu lösen und in eine sitzende Position zu fallen. Mein Rücken jedoch berührte noch immer den Baum, sodass die Verbindung dennoch bestehen blieb. 

Ohne weiter Zeit damit zu verschwenden darüber nachzudenken, warum ich mich im Kreise seiner Wurzeln einfach wohler fühlte, öffnete ich meinen Rucksack. Daraus zauberte ich einen Block voller weiser Blätter und einen bereits abgenutzten Bleistift heraus. Für die Utensilien hatte ich also gesorgt. Blieb bloß noch eine Entscheidung auf. Welches Motiv sollte ich wählen? 
So vieles kam in Frage: Die Eiche, der Bach, ja sogar die Vögel am Himmel über mir. Egal, was ich zeichnen wollte, an diesem Ort würde es mir gelingen. 

~

Und STOP! Das reicht erstmal denke ich. ^^

Liebe Grüße
Zoey  

Valkyria (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt