“Keine Mutter trägt einen Bastard.”
Georg Stephan WiesandBastard.
Das schlimmste Wort der Welt.
Zumindest für mich.Ich war fünf Jahre alt, als ich dieses Wort zum ersten Mal hörte. Es war mitten in einer schwülen Sommernacht. Meine Mutter und mein Onkel saßen in unserem Wohnzimmer beisammen. Sie lehnte weinend und in sich zusammen gesunken an ihren Bruder und er legte damals tröstend und stützend seinen Arm um sie. Sie flüsterten miteinander. Ich konnte nicht verstehen was die beiden sagten, aber ein Wort stach herraus: Bastard. Damals wusste ich nicht was es bedeutet, aber die Art wie meine Mutter es aussprach, ließ mich glauben das es ein schlimmes Wort war und daher habe ich nie danach gefragt.
Als ich Sieben wurde, hörte ich es zum zweiten Mal. Quentin Jones, ein Junge aus meiner Vorschulklasse, der sich selbst den Spitznamen “King” gab, sagte es zu einem anderen Jungen. Als ein Mädchen aus der Parallelklasse fragte, was das bedeutet, sagte er nur dass das ein anderes Wort für Penner sei. Ich glaubte King, er war der älteste und wusste eine Menge. Er nutze dieses Wort oft, ich allerdings nahm es nicht ein einziges Mal in den Mund, da ich damals nicht gerne fluchte oder schimpfte. Zudem machte es meine Mutter damals traurig, daher war dieses Wort tabu.
Ein Jahr später fand ich allerdings heraus, dass Bastard kein anderes Wort für Penner war. Ein Bastard war ein uneheliches und ungewolltes Kind, meistens entstanden durch eine Affäre. Ein Kind, das eigentlich nicht existieren sollte. Zumindest haben das die Reporter im Fernsehen gesagt, die einen Exklusivbericht über den Rockstar Jack Parson drehten. Denn genau dieser besagte Rockstar, hat einen Bastard. Er betrog seine heutige Frau, mit einem “Groupie” und zeugte somit das Bastardkind. Wenig später wurde allerdings auch seine Frau schwanger. Er heiratete sie und erkannte nur die gemeinsame Tochter der beiden an.
Mein Onkel Benjin sagte einmal, dieser Mann ist ein Monster, da er nicht wisse das sein anderes Kind für immer gebranntmarkt sein würde. Er hatte recht. Es war nie leicht der Bastard von Jack Parson zu sein und es war nie leicht ständig von Medien umgeben zu sein, die wirklich alles über einen wissen wollten. Es war nie leicht in der Schule, beim Shoppen oder beim Essen gehen, da dich alle ständig anstarrten oder mit dem Finger auf dich zeigten und hinter deinen Rücken miteinander flüsterten, doch mit der Zeit gewöhnt man sich an alles. Man gewöhnt sich sogar an die mitleidigen Blicke, die hin und wieder jemand für dich übrig hatte. Es wurde irgendwann leicht alles zu ignorieren und einfach weiter zu machen.
Zumindest war es das, bis der Brief der JamFam Academy ankam. Eine Musikschule die nur ausgewählte Schüler und Schülerinnen besuchen durften. Kinder ehemaliger Rocklegenden, die selbst Musik machen oder hochbegabte Nachwuchsmusiker. Dieser Brief hätte einfach im Müll landen können, doch mit einer neugierigen Großmutter die einfach die Post anderer öffnet und damit dann hausieren geht, war die unmöglich. Und so kam es nun dass meine Mutter, meine Großmutter und mein Onkel meine Koffer packten und mich in die nächste Bahn nach New York steckten damit ich einen guten Abschluss auf einer angesehen Eliteschule mache.
Achja, ich hab's vielleicht vergessen zu erwähnen. Das Bastardkind von Jack Parson, das bin ich. Mein Name ist Charlotte Harper, aber für euch bin ich einfach Charlie. Ich würde gerne sagen, willkommen in meinem Leben, aber ich befürchte die Hölle ist gerade dabei aufzubrechen und mich zu verschlingen.
DU LIEST GERADE
Bastard
RomanceBastard. Als Charlotte Harper dieses Wort zum ersten Mal hörte war sie 5 Jahre alt. Sie wusste weder was es bedeutet, noch dass sie damit gemeint war. Rund 12 Jahre später sah es allerdings anders aus. Sie wusste was es heißt und damit umzugehen. Ih...