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„Viel Spaß."
Das Mädchen nickte ihm mit leicht gesenktem Kopf zu, ehe sie sich zögernd auf die Zehenspitzen stellte und ihm mit ihren Lippen -mit diesen blutroten Kirschlippen- einen Kuss auf die Wange hauchte.
Hinata hatte sich noch immer nicht an ihre Anwesenheit gewöhnt. Egal ob in der Schule, bei Turnieren, beim Training -sogar noch nach dem Training- auf dem Nachhauseweg... Gott, viel zu oft sogar noch in seinen Träumen; ihr Aussehen -ihre Präsenz- brannte förmlich in seinen Augen, weil grade dieses Mädchen schöner als Fantasiewelten war. Sie war ein Mädchen, dass zu schön war, als dass man sie außerhalb seiner Träume ansprach, weil sie doch so viel schöner als Regenbögen -heller und farbiger-, viel glänzender als Sternschnuppen -atemraubender und seltener- und viel funkelnder als Schneeflocken -einzigartiger und besonderer- war.
Und wenn er, Hinata, sie dann doch einmal ansah, ausversehen und auch nur ganz flüchtig -denn ehrlich, so eine Schönheit konnte man letztendlich nicht einfach nicht ansehen- wurde es erdrückend eng in seiner Brust. Alles zog sich zusammen, machte es seinem Herzen schwer zu schlagen, ließ ihn nach Atem ringen und das nur, weil sie perfekt war. Sie war diese leuchtende Kraft von schemenhaftem Licht; unabhängig, leidenschaftlich, glühend; sie war so voller Liebe. Sie lebte ihr Leben. War eine Königin und dennoch ein jeder beste Freundin; aufrichtig, authentisch, unverfälscht. Sie war echt. Echt und wirklich besser als er. Wie sollte er sich da noch mit ihr rivalisieren? Sie waren nicht auf Augenhöhe, geschweige denn in der selben Liga. Sie ging über Wellen, während er drohte jeden Moment zu ertrinken. Sie war alles, was er sein wollte. Sie hatte alles, was er wollte.
Sie hatte Kageyama.
Seine Tasche geschultert, stand er vor diesem Mädchen. Dem Mädchen mit den schneeweißen Haaren, die aber heller funkelten als Schnee, und den saphirblauen Augen, die doch viel kostbarer glitzerten als Saphire selbst. Kageyama nickte ihr zu, wusste dabei nicht, wo er hinsehen sollte, schaute letztendlich auf seine eigenen Schuhe, bemüht versucht nicht rot zu werden, was dem Mädchen jedoch nicht im Geringsten entging, ihr vielmehr ein strahlendes Lächeln entlockte, das selbst Polarlichter unschön erscheinen ließ. Und die beiden sahen aus, als wären sie füreinander geschaffen. Zwei Wesen, so wunderschön und passend wie Sportschuhe und Hallenböden, Wettkämpfe und Adrenalin, Volleybälle und Aufschläge.
So passend wie Setter und Spiker.
Und Hinata hatte keine Worte. Er starrte seinen viel zu schönen Freund an, wie der grade tatsächlich den Anflug eines Lächeln aufwies, das jedoch nicht ihm, sondern diesem Mädchen gehören sollte, die verdammt nochmal so aussah, als hätte sie dieses versteckte, verkorkste Lächeln verdient. Sie sah zu ihm hoch, lächelte, schaute Kageyama an, als würde es für sie niemanden außer ihn geben und Hinata konnte ihr nicht einmal etwas vorwerfen, ihr böse sein oder sie verurteilen, weil er verstand.
Weil er Kageyama auch immer so ansah.
Gott, Hinata verstand das Mädchen -Kageyamas Mädchen- besser als es je jemand könnte, er verstand, warum sie Kageyama so ansah, warum sie bei ihm sein wollte, verdammt, er verstand, warum sie ihn mochte. Aber was er bis jetzt nicht verstand war, wie sie überhaupt an jemanden wie Kageyama geraten konnte. Oder eher, wie Kageyama überhaupt an ein Mädchen geraten konnte. Nicht, dass Kageyama das nicht schaffen würde -verdammt, er hatte so viele Verehrerinnen an der Schule, dass es Hinata Angstzustände verschaffte- vielmehr hatte er, Hinata, gedacht, dass sein Setter nur für Volleyball lebte, sich für nichts anderes interessierte; dass sich seine Liebe nur auf Volleyball, Training, Milch und Joghurt beschränkte. Er hatte gedacht, dass in seinem Kopf kein Platz für Mädchen war. Gedacht hatte er. Gedacht, gedacht, gedacht.

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wenn sternschnuppen verglühen
Fanfiction"Es gab einen Sommer da hatte Hinata gelacht, gefeiert, geweint und gelebt, all das in dem Denken mit den Sonnenstrahlen um die Wette rennen, mit nur einem Sprung Sterne vom Himmelszelt holen und mit nur einem Aufschrei Blitze einschlagen lassen zu...