Nachdem mich Lucy gefühlte 10 mal durch die ganze Schule geschleift hatte waren die ersten beiden Stunden endlich vor bei was jedoch bedeutete das ich nun meine erste Unterrichtsstunde hatte. Und zwar ohne sie. Ich hasse es die neue zu sein. Es ist immer das selbe. An dem ersten Tag an einer neuen Schule wirst du direkt als Nerd oder als Zicke abgestempelt. Der erste Eindruck zählte. Aber genau das fand ich so nervend. Also wenn ich als die neue ohne irgendwelche Leute die ich kenne in diesen Klassenraum gehe werde ich abgestempelt. Mal ganz davon abgesehen das ich wirklich eine Niete in Französisch war und einfach nicht aus der Sprache schlau wurde.
Lucy hatte mir noch den Raum gezeigt in dem ich nun Unterricht hatte, wünschte mir noch Glück und machte sich dann selber auf den Weg. So betrat ich nun den Kassenraum.
Ein paar Schüler saßen bereits in kleinen Gruppen an Tischen. Zum Glück saß die Lehrerin schon am Pult und ich musste nicht peinlich warten. Ich ging auf sie zu und stellte mich erstmal vor.
"Hallo ich bin Meredith Clark, die neue Schülerin."
Die Lehrerin sah überhaupt nicht Französisch aus. Wobei ich auch nicht richtig weiß wie ich sie mir vorgestellt hatte aber auf jeden Fall irgendwie halt französisch. Sie kam mir aber eher spanisch vor. Wie auch immer ich darauf kam als ich sie so betrachtete.
Sie hatte eine braune Kurz-Haarfrisur und eine recht schlanke Figur. Außerdem lächelte sie. Eine französische Lehrerin hätte mich jetzt bestimmt einfach nur auf einen leeren Platz gesetzt und dann wäre ich damit für Sie abgeschlossen. Aber irgendwas an ihrer Ausstrahlung sagte mir das sie nett war. Wahrscheinlich das Lächeln. Sie schien fröhlich zu sein. Auf eine andere Art als Lucy natürlich. Aber irgendwie fand ich es spanisch...
..mich fragt liebe keiner warum aber das war so ähnlich wie mit Zahlen. Den gab man doch auch irgendwie Farben. Oder ich bin einfach nur die einzige Gestörte in diesem einsamen Universum die keine anderen Hobbies hat.
"Freut mich dich kennenzulernen. Ich bin Frau Weiß. Hattest du schon früher einmal Französisch Unterricht?", fragte sie mich anscheinend wirklich interessiert.
"Äh ja."antwortete ich etwas verlegen. Jetzt machte sie sich bestimmt auch noch Hoffnungen das ich vielleicht eine ihrer neuen besten Schülerinnen werde oder zumindest viele unregelmäßige Verben richtig konjugieren konnte. Ich werde sie wahrscheinlich bitter enttäuschen. Aber wie es das Schicksal so wollte musste ich nun mal zwei Sprachen wählen. Womit für mich als erste Sprache schon mal definitiv Englisch rausstellte und ich als zweite dann die Wahl zwischen (Paris-ist-cool-)Französisch oder (meine-Sprache-ist-eigentlich-ausgestorben-aber-Ärzte-brauchen-mich-)Latein stellte.
Tja aber das letzte was ich werden wollte war Ärztin oder sogar Mathematikerin. Mir gefällte übrigens eher der Schriftstellerische Bereich. Und so kam ich zu Französisch.
"Dann wird es bestimmt nicht als zu schwer sein Anschluss zu finden.", versuchte Frau Weiß es weiterhin.
"Du kannst dich ruhig auf einen leeren Platz setzten und erstmal bei deinem Sitznachbarn mit ins Buch gucken. Danach kannst du dir eins in der Ausleihe holen."
"Danke", brachte ich noch raus bevor ich auch schon in die letzte Reihe sprintete und mich an einen Fensterplatz setzte an wessen Tisch noch niemand saß. Eine Besserwisserin würde sich bestimmt nicht in die letzte Reihe setzten, dachte ich noch während ich schon einen Collegeblock und Stifte rausholte. Aber was für Leute setzten sich dann in die letzte Reihe ?
Diese Frage wurde mir bereits nach nur zehn Minuten Unterricht beantwortet. Klassenclowns.
Denn das war der Junge mit den verwuschelten braunen Haaren neben mir. Meine Menschenkenntnisse sagten mir das ihn wahrscheinlich keiner wirklich nicht mochte. Dazu war er zu nett und zu offen. Er ließ mich ohne das ich überhaupt gefragt hatte in sein Buch gucken. Wo vor er sich noch freundlich als Nate vorgestellt hatte. Er gab einem nicht das Gefühl als hätte er einen schon gleich abgestempelt. Sondern als wäre man bereits Freunde. Außerdem war er einer dieser Menschen die einen ständig zum lachen brachten. Ich fühlte mich von anhiebet wohl bei ihm.
So verging dann die erste Stunde wie im Zuge. Und schon gingen Nate und ich zusammen aus der Klasse und er drehte sich noch mal zu mir um.
"Weißt du was Clark?", fragte er mich.
"Ich glaub wir werden noch richtig beste Freunde."
Und damit wuschelte er mir noch mal durch die Haare und verschwand schließlich den Flur runter.
