Überlebenskünstler

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Ich rannte und rannte. Wo war er? Eben stand er doch noch genau vor mir und auf einmal ist er wie vom Erdboden verschluckt. Der Urwald ist doch viel zu gefährlich, um alleine los zu ziehen. Was hat er sich nur dabei gedacht. Zumal könnte jeden Moment ein Gegner hier auftauchen und ihn töten. Es reicht ja nicht schon, dass wir in einer Arena mit acht weiteren Leuten fest sitzen, die jeden Augenblick uns nieder metzeln könnten, nein, die haben dann auch noch alles mögliche an gefährlichen Tieren hier mit uns eingesperrt. Zu diesen Gefahren kommt dann noch als Krönung der mögliche Tod an Infektionen, die durch offene Wunden entstehen. Glücklicherweise konnten wir bis jetzt Kämpfe so gut es geht umgehen. Doch sich darüber jetzt den Kopf zu zerbrechen war mehr als unangebracht. Ich musste ihn finden. Nach ihm rufen wäre mehr als dumm, sonst bin ich gleich tot. Deswegen musst ich hoffen ihn schnell zu finden. Ich schlug mit meinem Schwert die ganzen Lianen weg, um mir den Weg frei zu machen. Weit kann er doch nicht gekommen sein mit seinem Bogen. Ich hätte ihn doch schon längst gefunden. Plötzlich hörte ich das mir all zu bekannte Trommeln. Jemand war wieder tot. Sofort breitete sich in mir die Panik aus. Bitte nicht. Bitte jeder nur ich Yoongi. Ich zählte die Schläge mit. Nach jedem Schlag hoffte ich, das es aufhören würde, außer bei einer Zahl. Als sie bei sieben aufhörten ließ ich mich auf die Knie fallen. Das darf doch nicht wahr sein. Sie haben mir meinen kleinen Yoongi genommen. Wieso habe ich nicht besser auf ihn aufgepasst? Wieso war ich nicht an seiner stelle? Wieso musste er sterben? Ich kniete immer noch an der selben Stelle. Stumm liefen mir immer noch die Tränen die Wangen hinab. So fühlt es sich also an, wenn man seine Liebe verliert. So leer, so einsam, so unvollständig. Ich merkte wie die Tränen langsam versiegten und sich Wut in mir aufbaute. Wut auf den Mörder von ihm, Wut auf alle hier, Wut auf den, der sich die ganze Scheiße hier ausgedacht hat. Der Griff an meinem Schwert wurde fester. Entschlossen stand ich auf. Alle werden sie es büßen, alle! Ich stieg auf den Baum vor mir, um mir erstmal einen Überblick zu verschaffen. Oben stellte ich fest, dass ich nicht all zu weit von unserem Startpunkt war. Meine Lage war also optimal. Jetzt musste ich mir nur noch einen Plan überlegen, wie ich alle am besten so schnell wie möglich töten kann. Die beste Möglichkeit wäre es, wenn ich alle zu Startpunkt locken würde. Warte, aber wer war überhaupt noch übrig? Nummer eins, drei, sechs und zehn (also ich). Nummer eins und drei haben sich zusammen getan, soweit ich weiß und Nummer sechs ist auch nicht ohne. Das kann ja spaßig werden.

Glücklicherweise war niemand am Startpunkt. Auf den weg hier hin aber ich noch ein paar Lianen mit genommen. Mein Plan war es, das einen aus dem Team in einem Netz zu fangen. Der andere wird ihm bestimmt versuchen zu helfen und so kann ich die beiden nacheinander schön töten. Nummer sechs würde ich dann alleine gegenüber treten müssen. Was anderes blieb mir wohl nicht übrig. Da es langsam auch Nacht wurde, kletterte ich auf einen Baum. Auch die Dunkelheit konnte zur Gefahr werden. Ich befestigte mich mit meinem Seil, damit ich nicht runterfallen konnte und versuchte etwas zu schlafen, denn so bald die Sonne aufgehen wird, muss ich mich an die Arbeit setzten und das Netz flechten. 

Meine Falle klappte perfekt. Alles passierte so, wie ich es mir gedacht habe. Nummer eins war unvorsichtig gewesen und ging somit auch schnell in die Falle. Nummer drei wollte ihm helfen, obwohl Nummer eins immer wieder sagte, dass er verschwinden solle. Dieser aber hörte natürlich nicht auf ihn und war schnell von mir getötet. Der etwas kleinere Junge im Netz fing an zu schreien. Perfekt. So wird er Nummer Sechs für mich hier hin locken. Jetzt musste alles schnell gehen, denn er könnte hier jeden Moment auftauchen. Schnell habe ich den Kleinen aus dem Netzt geholt. Dieser saß nun vor mir und hielt die Leiche von Nummer drei fest in seinen Armen. Dieses Bild. Es erinnerte an mich selber. Ich wusste genau wie er sich fühlte und ich fing sofort an zu bereuen, was ich getan hatte. "Chanyeol", wimmerte der Kleine immer wieder. Ich kniete mich zu ihm runter, womit seine Aufmerksamkeit auf mich zog. Stumm sahen wir beide uns an bis der Kleine mich auf einmal fragte, wie ich hieß. "Namjoon und du?", antwortete ich etwas verwirrt. "Baekhyun. Namjoon, bitte töte mich auch." Dieser Junge verwirrte mich immer mehr. Er hatte mich nicht gerade ernsthaft um das gebeten? "Bitte, ich möchte bei ihm sein", flehte er. Ich konnte ihm einfach diesen Wunsch nicht abschlagen. Am liebsten würde ich mich auch töten, aber ich will Rache an dem, der Yoongi getötet hat. Also holte ich mit meinem Schwert aus stach durch seinen Körper. Sofort viel er zu Boden. Ich fühlte mich nun etwas besser und schaute die beiden an. Doch lange Zeit hatte ich nicht dazu, denn ich hörte das Knacken von den Ästen, die auf dem Waldboden lagen. Sofort kletterte ich auf den nächst besten Baum. "Man ist das ein Dreck. Diese scheiß Lianen sind ja überall", hörte ich niemand anderen als Nummer sechs fluchen. Als er die Leichen entdeckte sah er sich sofort suchend um, doch mich zu finden war schwer. Durch die dichte Blätterdecke, war ich nicht leicht zu finden. Doch leider war Nummer sechs besser als ich dachte und fand mich. "Also sind nur noch wir beide übrig. Wo ist denn dein kleiner Freund hin? Ihr seid doch immer nur zu zweit unterwegs gewesen?", fragte er unwissend. "Ach ja stimmt, er ist ja leider in mein Messer gelaufen. Zu dumm aber auch. Das tut mir aber wirklich außerordentlich leid." Der Mörder von Yoongi. Na warte, dir werde ich es zeigen. Ich wollte gerade herunter klettern und mich sofort auf ihn stürzen, doch er zielte mit Yoongis Bogen auf mich. Mist, er hat einen Bogen und ich nur ein Schwert, was heißt, dass ich nur für Nahkampf ausgerüstet bin. Er ließ den ersten Pfeil auf mich los. Sofort versteckte ich mich hinter den Stamm von dem Baum. Doch dieser wird weiterhin nicht viel Schutz bringen, da er sehr dünn war. Es musste jetzt ein Plan B her. Treffsicher ist er anscheinend nicht mit dem Bogen und auch irgendwann müssen ihm die Pfeile ausgehen. Ich schaute mich um. Neben mir entdeckte ich einen Baum der einen fast doppelt so breiten Stamm hatte wie meiner gerade hatte. Seine Äste ragen auch fast bis zu mir rüber und waren ebenfalls sehr dick. Trotzdem müsste ich springen. Dabei würde nicht nur die Gefahr bestehen, dass ich runterfallen könnte, sondern auch, dass er mich trifft, auch wenn er nicht gerade treffsicher war, doch einen anderen Ausweg als diesen sah ich nicht und die Zeit lief mir davon. Also zählte ich innerlich runter und sprang. Glücklicherweise traf ich den Ast, aber ich hing nur an ihm. Schnell veruchte ich mich hoch zu ziehen, doch da kam schon der erste Pfeil. Schnell zog ich die Beine hoch. Warte, ein bewegliches Ziel ist schwerer zu treffen. Somit könnte ich ihn aus der Reserve locken, denn seine Pfeile würden nicht ewig halten. Ich schwang mit meinem Körper hin und her und versuchte ein Bein über den Ast zu bekommen. Als dies geschafft war, versuchte ich so schnell wie möglich endlich hinter den Baumstamm zu kommen. Dabei versuchte mich Nummer sechs immer wieder zu treffen, doch zielte immer daneben. Wie schlecht war der bitte? Endlich hinter dem Stamm überlegte ich, wie ich wie ihm seine letzten Pfeile auch noch unnötig verbrauchen lasse. Was besseres als die ganze Zeit ihn so zu provozieren, indem ich immer wieder wie so ein kleines Kind hinter dem Baum hervor guckte, fiel mir dann auch nicht ein. Tatsächlich klappte es auch. Als jedoch seinen letzten Pfeil abschoss, habe ich es nicht geschafft mich schnell genug hinter den Stamm zu verziehen und der Pfeil striff meine Wange. Doch der Schmerz war mir gerade so was von egal. Endlich könnte ich meine Wut an dem Mörder von Yoongi auslassen. Ich kletterte so schnell ich konnte runter vom Baum, holte mein Schwert heraus und stellte mich vor ihn. "Schade, dass du nur ein Messer hast, sonst hätte es noch echt interessant werden können", sagte ich spöttisch. Ihn schien es jedoch herzlich wenig zu interessieren. "Na los, töte mich. Ich hatte doch schon von Anfang an keine Chance hier lebend raus zu kommen." Wie schnell seine große Klappe verschwunden war. Ohne groß zu zögern stach ich auf ihn ein. Wieder und wieder. Sein Blut spritze wie wild, was mich nur noch mehr anspornte weiter zu machen. Ich hörte erst auf, als ich vor lauter Blut keine Stelle mehr finden konnte, wo ich zustechen könnte. Kaum stand ich wieder, kamen weiß gekleidete Männer auf mich zu und setzten eine Spritze an meinen Arm. Kurz darauf war alles schwarz.

Ich wachte auf und sah mich um. Ich war in einer Art Krankenzimmer. "Ah du bist wach. Erstmal meinen Glückwunsch für deinen Sieg. Hast echt eine tolle Show abgeliefert", sagte der Arzt, der niemand anderes war als Jin. "Seokjin?", fragte ich. "Das ist mein Name. Woher kennst du ihn?" "Ich bin's Namjoon. Erkennst du mich denn nicht?" Das konnte doch nicht sein ernst sein, dass er mich nicht wieder erkennt. "Tut mir leid, aber ich kenne niemanden der so heißt." Okay, irgendwas läuft hier gewaltig schief. "Gedanken machen kannst du dir später. Ich habe deine Wunde im Gesicht schon versorgt und sonst habe ich auch nicht bei dir entdeckt. Als nächstes musst du zum Stylisten." Für ihn war das Thema also erledigt. Für mich aber nicht. Ohne zu überlegen stürzte ich mich auf ihn und packte ihn an seinem Kragen. "Verdammt nochmal, Jin ich bin es Namjoon, Kim Namjoon, wieso erkennst du mich nicht?" Ich war einfach fertig mit den Nerven. Erst stirbt Yoongi, dann werde ich angefleht zu töten und dann erkennt mich mein bester Freund nicht mehr, obwohl wir und seit wir drei waren kennen. Jin zog eine Spritze. Es war die gleiche, die mir diesen weißen Männer gespritzt hatten. Und wieder umhüllte mich die alt bekannte Schwärze.

"Namjoon, wach auf!", schrie jemand. Die Stimme konnte ich nicht klar hören. Was war los? Ich spürte, wie jemand mich die ganze Zeit rüttelte. Wer rüttelte mich da und zu wem gehörte die Stimme? Ich versuchte meine Augen zu öffnen. Helligkeit blendete mich, doch meine Augen gewöhnten sich schnell an diese. "Oh mein Gott Namjoon, endlich bist du wach!" Yoongi. Es war Yoongis Stimme. Aber wie geht das? Er war doch tot. Geistesabwesend sah ich ihn an. "Namjoon, alles gut bei dir?", fragte er mich und kniff mir in die Wange. Das war kein Traum, das passierte gerade wirklich. Verwirrt wendete ich meinen Blick von Yoongi ab und schaute durch den Raum. Es standen hier so komische Geräte. Auf dem Schreibtisch stand ein ganz normaler Computer und davor lag so eine komische Brille. "Wo bin ich?", fragte ich nach einer Weile, in der ich das Zimmer betrachtet hatte. "Ich glaube, dich hat die ganze Sache mehr mitgenommen, als ich gedacht habe", sagte Yoongi mit einem kleinen Schmunzeln. Er verwirrt mich immer mehr. "Ach auch mal wieder wach?" Hoseok und Jin betraten den Raum. "Wie geht es dir denn?", fragte mich Hoseok. "Weiß nicht. Bin ziemlich verwirrt." "Kein Wunder, so wie du eben in dem Spiel ausgerastet bist", kommentierte Hoseok meine Aussage. Was denn bitte für ein Spiel?" "Du weißt ja echt gar nichts mehr. Jin, notiere das bei den Nebenwirkungen. Nun zu dir Namjoon. Alles was du da eben gesehen und erlebt hast in der Arena, war nicht echt. Wir hatten dich und Yoongi doch gefragt, ob ihr nicht das Spiel, was wir entwickelt haben, zu testen." Nun ging mir wieder ein Licht auf. "Das heißt, das ist alles hier nur in meinem Kopf passiert, also eine Art Traum?" "Na ja, mit einem Traum ist es jetzt nicht unbedingt zu vergleichen. Wir hatten dir diese Brille hier aufgesetzt. Die hat kleine Sensoren, die deine Gedanken, ich sage mal aufnehmen, wodurch du dir Story in dem Spiel mit beeinflussen kannst. Über den Monitor konnten wir dann sehen, was du, aber Yoongi gemacht beziehungsweise gedacht habt. Bei dir hat man gesehen, dass du schnell taktisch und klug denken kannst, weswegen du das Spiel auch bis jetzt als Einziger gewonnen hast. Danach sollte dann noch eine kleine Story folgen, bei der auch wieder die Gedanken von einem, den Verlauf mit bestimmen, aber ich glaube die lassen wir besser weg, da man mögliche Reaktionen, die eintreten können, bei dir gesehen hat." Also ist das alles nur eine Vorstellung gewesen. Erleichtert atmete ich aus und zog Yoongi zu mir. "Und ich dachte ich hätte dich für immer verloren." Ich vergrub mein Gesicht in seinen weichen Haaren. Er jedoch drehte sich mit seinem Gesicht in meine Richtung. "Glaub mir, so schnell wirst du mich nicht los", sagte er und gab mir einen kleinen Kuss.

Überlebenskünstler (Sugamon OS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt